Bahn und GDL verhandeln wieder Wie es nach dem Streik-Ende weitergeht
Ab dem frühen Montagmorgen sollen die Züge im Personenverkehr wieder rollen. Auf was müssen Reisende achten? Und wie könnten die Verhandlungen jetzt weitergehen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Die Bahn und die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) haben sich wieder angenähert - sie wollen wieder miteinander reden und nach Möglichkeit ihren Tarifstreit auch bald beilegen. Das vereinbarten DB-Personalvorstand Martin Seiler, GDL-Chef Claus Weselsky und weitere Verhandlungspartner bei nächtlichen Verhandlungen in Dresden. Wie geht es jetzt weiter - für Kunden und bei den Verhandlungen?
Warum endet der Streik früher als angekündigt?
Die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL wollen ab dem 5. Februar wieder verhandeln und möglichst bis Anfang März eine Einigung erzielen. Daher kann die Bahn früher als gedacht zum Normalbetrieb zurückkehren. Der Streik im Personennahverkehr endet bereits um 2 Uhr in der Nacht zu Montag statt wie geplant um 18 Uhr am Montag. Der Streik im Güterverkehr endet schon am Sonntag um 18 Uhr.
Was ist der Zeitplan für die Verhandlungen?
Die Verhandlungen sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen. Die Tarifvertragsparteien verhandelten selbst, hieß es von der Bahn. Nach Bedarf können aber Moderatoren hinzugezogen werden. Man wolle bis Anfang März eine Einigung erzielen.
Was sind die Knackpunkte und was ist der Stand der Verhandlungen?
Einer der wichtigsten Knackpunkte in den bisherigen Verhandlungen ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden ab 2028 bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn hatte dies zunächst rundweg abgelehnt. In der vergangenen Woche legte der Konzern ein Angebot vor, das 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 beinhaltet. Ab Januar 2026 können Lokführer und Zugbegleiter diesem Angebot zufolge dann zwischen einer weiteren Entgelterhöhung um 2,7 Prozent oder einer Stunde weniger Arbeit pro Woche entscheiden, also 37 Stunden Wochenarbeitszeit.
Die GDL wies dieses Angebot vergangene Woche zunächst zurück. Sie störte sich vor allem an einer Einschränkung: Die DB hat die Wahloption zum 1. Januar 2026 unter den Vorbehalt gestellt, dass dann genügend Lokführer und Zugbegleiter im Konzern angestellt sind. Auch bei der Dauer der Tarifverträge und bei den Lohnforderungen stehen beide Seiten auseinander. Von einem neuen Arbeitgeberangebot war in den Pressemitteilungen beider Seiten am Samstag nicht die Rede.
Was hat die Bahn bisher zugesagt?
Die Bahn sagte zu, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorab im März eine Inflationsausgleichprämie in Höhe von 1.500 Euro bezahlt werden soll. Die Summe ist Bestandteil der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.800 Euro, die der Konzern bereits in den bisherigen Tarifverhandlungen angeboten hatte. Auch sei man bereit, über Arbeitszeitmodelle für Mitarbeitende im Schichtdienst zu verhandeln, hieß es von der Bahn. Weselsky sagte, "insbesondere die Verhandlungsbereitschaft der DB zur Arbeitszeitabsenkung für Schichtarbeiter" sei "zentral bedeutsam" für die nun gefundene Einigung. In den Gesprächen in Dresden wurde auch vereinbart, bei den Lohnerhöhungen Festbeträge festzulegen, wie die Bahn weiter mitteilte.
Seit wann laufen die Verhandlungen?
Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten Anfang November begonnen. Schon nach der ersten Runde rief Weselsky zum Warnstreik auf, nach der zweiten Runde erklärte er die Gespräche für gescheitert und leitete eine Urabstimmung ein. Seitdem standen die Zeichen auf Eskalation statt Verhandlung. Der aktuell noch laufende Streik ist bereits der vierte in der aktuellen Verhandlungsrunde und gilt als einer der Streiks der Superlative.
Was kostet der Streik?
Die Kosten des Streiks bezifferte die Bahn allein für das Unternehmen auf rund 25 Millionen Euro pro Tag. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln errechnete eine Summe von 100 Millionen Euro gesamtwirtschaftlichen Schaden pro Streiktag.
Was bedeuten die Entwicklungen für Bahnkunden?
Bis 2 Uhr am Montagmorgen gilt noch der Notfahrplan mit großen Einschränkungen. Am Montag sollen die Züge im Personenverkehr wieder weitgehend normal fahren, im Nah- und Fernverkehr könne es aber noch zu Einschränkungen kommen, hieß es von der Bahn.
Fahrgäste sollen sich informieren: "Wir bitten unsere Fahrgäste, sich am Montag rechtzeitig vor Fahrtantritt noch einmal in den digitalen Auskunftsmedien der DB zu informieren", so die Bahn. Detaillierte Informationen, welche Züge ausfallen, erhalten Reisende auf der Bahn-Internetseite www.bahn.de oder in der DB-App. Außerdem gibt es eine kostenfreie Telefon-Hotline der Bahn unter der Nummer 08000-996633.
Dürfen Reisende bei Streiks einen anderen Zug nehmen?
Ja. Alle Fahrgäste, die ihre Reise aufgrund von Streiks der GDL verschieben möchten, können das tun. Sie dürfen ihre Tickets für diesen Zeitraum "zu einem späteren Zeitpunkt nutzen", schreibt die Bahn auf ihrer Homepage. Die Zugbindung ist aufgehoben. Man kann also mit einem beliebigen anderen Zug zum geplanten Ziel weiterreisen, auch wenn die Strecke eine andere als die ursprüngliche ist.
Das gilt auch für Fahrten aus dem Ausland nach Deutschland und andersherum. Sitzplatzreservierungen, die nicht mehr benötigt werden, können bei der DB-Verkaufsstelle kostenfrei storniert werden.
Müssen Reisende mit weiteren Streiks rechnen?
Bis zum 3. März gilt eine Friedenspflicht, das heißt, in der Zeit gibt es keine neuen Streiks der Lokführer. Zumindest bis dahin können Reisen mit der Bahn geplant und angetreten werden. Der Verhandlungszeitraum und damit auch die Friedenspflicht können verlängert werden, wenn weiterverhandelt werden muss.