Kurz- und Mittelstreckenjet 737 Boeing muss Produktionsziel erneut kappen
Probleme bei einem Lieferanten werfen den Flugzeugbauer Boeing bei den Auslieferungen des Mittelstreckenjets 737 noch stärker zurück als gedacht. Experten rechnen mit dem fünften Verlustjahr in Folge.
Wegen Problemen mit einem Zulieferer wird der US-Flugzeugbauer Boeing auch in diesem Jahr sein Produktionsziel für den Kassenschlager 737 verfehlen. Nötige Überprüfungen und Nacharbeiten an den Maschinen hätten zur Folge, dass in diesem Jahr voraussichtlich nur 375 bis 400 Jets der 737-Reihe ausgeliefert werden könnten, teilte der Airbus-Rivale heute anlässlich seiner Quartalsbilanz mit.
Falsch gebohrte Löcher am Druckschott
Auch im vergangenen Jahr hatte der Flugzeugbauer aufgrund von Problemen mit der Lieferkette und Arbeitskräftemangel sein Ziel für die 737-Produktion gekappt. Das jüngste der aktuellen Serie von Produktionsproblemen war beim Lieferanten Spirit AeroSystems aufgetreten, der den Rumpf für die Boeing 737 MAX 8 herstellt. Es ging um falsch gebohrte Löcher am hinteren Druckschott.
Im September hatte das Management seine Planung für 2023 schon auf 400 Exemplare reduziert. Zuvor war von 400 bis 450 Maschinen die Rede gewesen. Am Plan, die Produktion bis Jahresende auf 38 pro Monat hochzufahren und bis 2025/26 auf 50 pro Monat zu kommen, habe sich jedoch nichts geändert, hieß es nun. Von Juli bis September lieferte der Konzern aus Seattle 70 Boeing 737 aus. Das waren 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Vom Langstreckenflugzeug Boeing 787 sollen bis Jahresende fünf pro Monat montiert werden, zurzeit sind es vier. Bis 2025 oder 2026 sollen es zehn pro Monat werden. Boeing versucht derzeit die Schlagzahl zu erhöhen, um die Rückstände aus den vergangenen Jahren aufzuholen, in denen Qualitätsmängel und Pannen die Produktion immer wieder gebremst hatten.
800 Millionen Dollar Verlust durch Präsidenten-Flugzeug
Die Orderbücher sind derweil prall gefüllt: Boeing bezifferte den Auftragsbestand per Ende September auf 469 Milliarden Dollar, darunter sind 5.100 Verkehrsflugzeuge. "Ich höre, dass sich Leute von außerhalb fragen, ob wir aus dem Tritt gekommen sind", schrieb Vorstandschef Dave Calhoun an die Belegschaft. "Ich sehe das ganz anders." Dank einer neuen Unternehmenskultur sei man nun konsequent genug, Mängel aufzudecken und ein für alle Mal zu beheben.
Im dritten Quartal stieg der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand ein Minus von gut 1,6 Milliarden Dollar - nach zuvor 3,3 Milliarden Dollar. Dennoch fiel der Verlust je Aktie mit 3,26 Dollar höher aus als von Analysten erwartet. Knapp 800 Millionen Dollar Verlust verursachten im Quartal allein die neue Generation des Präsidenten-Flugzeugs Air Force One und ein Satellitenprogramm.
In den ersten neun Monaten des Jahres ist insgesamt ein Fehlbetrag von 2,2 Milliarden Dollar aufgelaufen. Nach Einschätzung von Analysten zeichnet sich für Boeing damit das fünfte Verlustjahr in Folge ab. Am Ziel eines Mittelzuflusses ("Free Cash-flow") von drei bis fünf Milliarden Dollar für dieses Jahr hält der Hersteller aber fest.