Coco Chanels 50. Todestag Chic, der die Jahrzehnte überdauert
Heute vor 50 Jahren starb Coco Chanel. Die schillernde Modeschöpferin steht für zeitlose Eleganz und wird bis heute verehrt - nicht nur in ihrer Heimat Frankreich.
Die Chanel-Boutique Avenue Montaigne 42 in Paris. Elegante schwarze Kleider vor goldfarbenem Dekor. Mehrere Pariserinnen mittleren Alters bummeln zusammen die Straße entlang und bleiben vor dem Schaufenster stehen. Was ihnen zu Coco Chanel einfällt?
Die Haute Couture, Raffinesse, Schönheit, die Sängerin Vanessa Paradis trägt Chanel, die Schauspielerin Marion Cotillard macht für das Parfüm Chanel 5. Coco Chanel war entschlossen, sie wollte es schaffen. Das ist auch ein großer Erfolg für eine Frau in der Epoche damals. Shoppen werden wir hier nicht, wir gucken nur!
Einige Hundert Meter weiter, im Palais Galliera, dem Pariser Modemuseum läuft derzeit die Ausstellung "Gabrielle Chanel - Manifest der Mode" - leider hinter corona-bedingt verschlossenen Türen. Es ist die erste Pariser Retrospektive zu Ehren der Modeschöpferin, die die Frau ohne Korsett gesehen hat. Véronique Belloir, Co-Kuratorin, erklärt Chanels Stil so: "Er drückt Vertrauen aus, Eleganz, das alles aber gepaart mit Freiheit. Das ist sehr modern." Chanel habe in die Haute Couture die Idee von Komfort, Bewegung, Natürlichkeit und Einfachheit eingebracht: "Das ist neu und das ist zeitlos und so ist auch der Stil zeitlos."
Ein Chanson als Namensgeber
Nein, es war nicht ihr Vater, der ihr den Spitznamen Coco gegeben hatte. Coco hieß eigentlich Gabrielle - ihren Spitznamen bekam sie, weil sie das Lied: "Wer hat Coco gesehen?" oft im Varieté vor Kavallerietruppen sang. Ihr Vater, ein Straßenhändler, hatte seine fünf Kinder nach dem frühen Tod der Mutter, einer Wäscherin, verlassen. Gabrielle kam ins Kloster, lernte dort nähen, ließ sich von den schlichten romanischen Linien, von Schwarz und Weiß, aber auch vom Prunk der Ordensgewänder inspirieren.
Im Kurort Vichy, wo sie volljährig wurde, jobbte und sang, traf sie ihren Mäzen und Geliebten Etienne Balsan, einen reichen Textilfabrikanten. Er führte sie in die Gesellschaft ein, ermöglichte ein erstes Hutatelier. Von da an ging es steil bergauf. Was das Schwierigste an ihrem Metier sei, fragte sie einmal ein französischer Reporter. Ihre Antwort war einfach.
Dass die Mode es der Frau erlaubt, sich leicht bewegen zu können, sich nicht verkleidet zu fühlen, nicht ihre Haltung oder ihr Sein zu verändern, in dem Kleid, in das man sie steckt.
In Ungnade gefallen - und von der Gesellschaft begnadigt
Doch dann fällt sie in Frankreich in Ungnade - als Agentin der deutschen Besatzer und Kollaborateurin mit deutschem Liebhaber. Sie folgt ihm in die Schweiz, kehrt erst neun Jahre später zurück. Und eröffnet mit 70 ihr Modehaus Rue Cambon. Dort wird vor ihrem Eintreffen aus dem Hotel Ritz nebenan, wo sie schläft, immer Chanel Nr. 5 auf der Wendeltreppe versprüht. Ihre Kostüme aus geraspeltem Tweed werden in den USA als Revolution gewürdigt. Marlene Dietrich, Brigitte Bardot, Romy Schneider tragen sie. Die Medien reißen sich um Coco.
Am 29. Januar präsentiert Mademoiselle Chanel eine Kollektion für dieses Jahr 1959. Jetzt öffnet sie uns ihr Büro. Können Sie mir sagen, wie die Mode dieses Jahr wird?" - "Nein. Weil ich es nicht weiß. Und wenn, würde ich es Ihnen nicht sagen!" - "Aber das ist doch in drei Wochen!" - "Ja, aber da kann sich die Mode ja noch ändern.
Die Kopie als Schlüssel zum Erfolg
Sie arbeitet bis zur letzten Nacht an ihren Kollektionen. Und sie ist erfolgreich. "Es ist ein Problem der Haute Couture, nicht meins: die unsinnige Angst vor der Kopie. Für mich bedeutet eine Kopie Erfolg. Ohne kopiert zu werden, gibt es keinen Erfolg", sagt die Designerin.
In den 1980er-Jahren gibt Karl Lagerfeld dem Haus Chanel einen frischen Kick. Er weiß um die Tragik im Leben von Coco Chanel, die Affären hatte mit einem russischen Großfürsten zum Beispiel; ihre wohl größte Liebe, einen reichen englischen Polospieler, den sie aber bei einem Autounfall verliert. Und sie war charakterlich nicht einfach. "Sie war so böse, dass sie sich nicht mehr mit ihren Freunden verstand, und deshalb war sie ganz allein. Das ist keine Frage des Berufs, sondern eine Frage der Persönlichkeit."
Am Ende hat sie nur noch eine Freundin
So besucht sie ihre letzte Freundin Claude im Ritz an ihrem letzten Tag. Die beschreibt ihre letzte Begegnung so: "Es war 18 Uhr 30, das Fenster war auf, Eiseskälte draußen, aber sie war verschwitzt und blass. Ich nahm ihre Hand und sie sagte: 'Wenn ich tot bin, will ich elegant aussehen. Setzt mich zwischen Euch in den Cadillac, zieht mir den Hut über die Augen und sagt dem Zoll: 'Die Alte schläft.' Bringt mich nach Lausanne und begrabt mich dort heimlich.'"
Es wurde dann doch eine nationale Trauerfeier in der Pariser Madeleine-Kirche mit viel Prominenz. Chanels Modehaus gehört heute Enkeln ihres einstigen Geschäftspartners Pierre Wertheimer. Es macht bis heute Milliardenumsätze. Im Imagefilm des Unternehmens endet Gabrielle Chanels Leben so:
Der Tod kam an einem Sonntag, dem einzigen Tag, an dem sie nicht arbeitete. Sie stirbt am 10. Januar 1971 und hatte ihr Grab schon entworfen. 'Ohne Stein über mir, weil ich wieder herauskommen möchte, wenn mir danach ist, um im Paradies die Engel zu kleiden.
Die Designerin ist zur Legende geworden. Und es heißt: Drei Namen des 20. Jahrhunderts werde Frankreich nie vergessen: De Gaulle, Picasso und Chanel.