Daimlers Abschied vom Diesel Ab 2030 nur noch E-Stadtbusse
Daimlers Bussparte stellt das Stadtbus-Angebot bis 2030 komplett auf Elektroantriebe um. Bis dahin dürfte die Anzahl der klimafreundlichen Busse auf deutschen Straßen kräftig steigen - aber möglich wäre noch mehr.
Daimler Buses, die Bus-Sparte von Daimler Truck, will bis 2030 in allen Segmenten in Europa und Lateinamerika CO2-neutrale Fahrzeuge anbieten und bei den Stadtbussen in Europa nur noch vollelektrische Fahrzeuge verkaufen. Das hat Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder angekündigt. "Wir fokussieren unsere Investitionen bis zum Ende der Dekade auf ein rein elektrisches Stadtbussegment in Europa."
2018 hatte Daimler Buses den vollelektrischen Stadtbus eCitaro eingeführt. Laut Oberwörder sind auf Europas Straßen mittlerweile mehr als 600 eCitaros unterwegs. Der Absatz der Bus-Sparte lag im vergangenen Jahr bei 18.736 Einheiten. Den Anteil von Elektrofahrzeugen weist das Unternehmen nicht aus. In Deutschland sei der Hersteller mit einem Marktanteil von 45 Prozent an der noch geringen Zahl von Elektro-Stadtbussen Marktführer.
"Stark steigende Tendenz"
Aber es werden mehr: Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sind derzeit rund 1200 Elektrobusse auf Deutschlands Straßen unterwegs (Stand Februar 2022). Die Tendenz sei stark steigend, heißt es. Das zeigen auch die Daten von Statista. Danach waren im Jahr 2020 nur 385 Elektrobusse im Einsatz, im Jahr darauf waren es bereits 727. Insgesamt zählt der VDV rund 35.000 Linienbusse.
Da die Busse noch doppelt so teuer sind wie solche mit Dieselmotor, werden sie in Deutschland und anderen EU-Ländern staatlich gefördert. Bis 2024 werde der Bund insgesamt 1,25 Milliarden Euro zur Anschaffung von Elektrobussen und zum Aufbau der Ladeinfrastruktur beitragen, hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) erklärt. Bis 2030 solle jeder zweite Stadtbus elektrisch fahren.
Nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes war beispielsweise 2020 erst ein Prozent der Bestandsflotte klimafreundlich unterwegs. Bei den Neuzulassungen liege der Anteil derzeit bei zehn bis zwölf Prozent, sagte Oberwörder. "Bis 2025 erwarten wir 30 bis 40 Prozent."
"Unterambitionierte Ziele"
Um den Anteil zu erhöhen, hatte Minister Wissing Anfang April Förderbescheide in Höhe von insgesamt rund 600 Millionen Euro für die Beschaffung von klimafreundlichen Bussen übergeben. Rund 1700 Busse würden gefördert, davon rund 1400 Batterie-, 150 Brennstoffzellen-, 50 Oberleitungs- und 100 Gas-Busse, hieß es dazu aus dem Verkehrsministerium.
VDV-Vizepräsident Werner Overkamp hatte daraufhin kritisiert, dass man diese Zahl vor dem Hintergrund von derzeit rund 5000 beantragten E-Bussen sehen müsse: "Wenn sich hier nichts ändert, werden viele - vor allem mittlere und kleine - Verkehrsunternehmen von der Bestellung von E-Bussen absehen müssen."
Der Branchenverband lobt aber grundsätzlich das Förderprogramm, im zweiten Quartal sei ein zweiter Förderaufruf zu erwarten. Gleichwohl schätzt der VDV die Ziele des Bundes als unterambitioniert ein: "Wir können bis 2030 mit der entsprechenden Unterstützung des Bundes weitaus mehr klimafreundliche E-Busse einsetzen, als er gegenwärtig anstrebt", so Overkamp.