Gewinnprognose reduziert AKW-Krise kostet EDF Milliarden
Der Rückgang der französischen Atomstromproduktion lässt seit Wochen die Preise an den Strombörsen emporschnellen. Der Betreiber EDF rechnet nun mit weiteren Belastungen und kappt abermals seine Gewinnprognose.
Der hoch verschuldete französische Versorger EDF hat seine Gewinnprognose reduziert - zum fünften Mal in diesem Jahr. Der Konzern, der alle 56 Atomkraftwerke in Frankreich betreibt, erwartet eine geringere Produktion von Atomstrom. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde dadurch in diesem Jahr voraussichtlich mit etwa 29 Milliarden Euro belastet, teilte der vor der Verstaatlichung stehende Konzern mit. Zuvor war von 24 Milliarden Euro die Rede gewesen.
Mehr als die Hälfte der französischen AKW außer Betrieb
Die Stromproduktion der französischen Kernkraftwerke werde 2022 voraussichtlich nur das untere Ende der Spanne von 280 bis 300 Milliarden Terawattstunden erreichen, hieß es weiter. Das ist der niedrigste Wert seit 30 Jahren.
Zuletzt war mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke wegen Instandsetzungsarbeiten sowie aufgetretener Risse außer Betrieb. Frankreichs Stromversorgung steckt dadurch seit Monaten in Schwierigkeiten. Leidtragende sind auch die deutschen Stromkunden.
Verbraucher zahlen im September 43 Prozent mehr
Wegen der anhaltenden Probleme der französischen Kernkraftwerke kaufen die Franzosen nämlich im Ausland vermehrt Strom ein. Das ist neben den hohen Gaspreisen der wohl wichtigste Grund für die steigenden Strompreise in Deutschland. "Heute liegt der Börsenstrompreis bei 373 Euro pro Megawattstunde", betont Florian Stark vom Vergleichsportal Check24. Zum Vergleich: "Im September 2021 kostete die Megawattstunde Strom durchschnittlich 127 Euro."
Das hat auch Folgen für Verbraucher: Im September hat ein Musterhaushalt (5000 kWh) Check24 zufolge im Schnitt 2194 Euro jährlich für Strom gezahlt - 43 Prozent mehr als im Vorjahresmonat (1532 Euro).
Strompreisdeckel für französische Verbraucher
Während Deutschland und die EU noch um einen Strompreisdeckel ringen, hat die französische Regierung bereits gestern angekündigt, den Anstieg der Stromrechnungen der Haushalte ab Februar 2023 auf 15 Prozent zu begrenzen. Bereits vor einem Jahr hatte sich Frankreich zur Deckelung der Strom- und Gastarife für die Verbraucher entschlossen.
Die Regierung will zudem EDF komplett übernehmen. Aktuell hält der Staat etwas mehr als 80 Prozent - für die Übernahme der restlichen Anteile will die Regierung knapp zehn Milliarden Euro auf den Tisch legen.