Kaufhauskette nach der Signa-Pleite Bleibt für Galeria noch etwas übrig?
Galeria Karstadt Kaufhof rechnet weiter mit Verlusten. Gleichzeitig wartet das Unternehmen auf Geld von der insolventen Eigentümerin Signa. Wann entscheidet sich die Zukunft des Kaufhauskette?
Aus eigener Kraft scheint es schwierig zu werden für Galeria Karstadt Kaufhof. Das Warenhaus-Unternehmen rechnet fürs laufende Geschäftsjahr unterm Strich mit einem Verlust im unteren zweistelligen Millionenbereich. So steht es im Jahresabschluss 2022 von Galeria, der jetzt im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde.
Umso wichtiger erscheint da die Geldspritze, die die österreichische Signa Holding im zweiten Insolvenzverfahren von Galeria zugesagt hat. 200 Millionen Euro sollen fließen. Diese Unterstützung wäre für Galeria essenziell, sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. "Das Geld sollte gestaffelt gezahlt werden, die ersten 50 Millionen im Februar. Die kommen nicht. Galeria hat nach wie vor einen Cash-Out durch massive Verluste. Und es wird Liquidität benötigt, die nicht da ist."
Immobilien sind wohl überbewertet
Heinemann glaubt also nicht, dass die Signa-Holding ihre Zusage halten kann. Die Immobilien des Konzerns seien nach wie vor überbewertet. Wie viel Geld noch in Signa steckt, davon versuchen sich gerade auch die Gläubiger ein Bild zu machen. Sie entscheiden am 12. Februar endgültig über den Sanierungsplan.
Der sieht vor, dass die Gläubiger 30 Prozent ihrer Forderungen erhalten. Um Geld zusammenzukratzen, werden bei der Signa aktuell schon viele Vermögenswerte verkauft, darunter auch Kurioses wie teure Armbanduhren. Grundsätzlich sieht Cornelia Wesenauer vom Gläubigerverband AKV darin ein positives Zeichen - "dass sie den Gläubigern signalisieren, dass sie wirklich in dem Prozess sind, sich gesund zu schrumpfen".
Am Ende könnte das Geld weg sein
Es werde bereits alles liquidiert, verwertet und zu Geld gemacht, das dann den Gläubigern im Rahmen des Sanierungsplans zur Verfügung gestellt werden soll. "Sollte es allerdings nicht zur Annahme des Sanierungsplans kommen, weil die Mehrheit der Gläubiger sich dagegen aussprechen wird, sind das natürlich schon die ersten Schritte in Richtung eines Konkurs- und Liquidationsprozesses", gibt Wesenauer zu bedenken. Denn lehnen die Gläubiger den Sanierungsplan ab, muss Signa wohl abgewickelt werden.
Ob dann noch Geld an Galeria fließen würde, ist äußerst fraglich. Denn der Verkauf etwa der Immobilien dürfte vor allem den Banken zugutekommen, die die Häuser finanziert haben, so Handelsexperte Heinemann: Wenn, wie bei Signa, im Immobilienbereich Darlehen oder Hypotheken von Banken vergeben würden, seien die erstrangig oder als Hypothek besichert, "sodass das gar nicht in die Insolvenzmasse reingeht". Wenn man das gegenrechne, bleibe nicht mehr viel übrig.
Haftet Benko mit seinem Privatvermögen?
Offen ist die Frage, inwiefern Signa-Gründer und Milliardär René Benko mit seinem Privatvermögen in die Haftung genommen werden kann. Er hält über Stiftungen die größten Anteile an Signa. Damit könnte Benko finanziell in der Verantwortung stehen, so Wolfgang Peschorn, Leiter von Österreichs Finanzprokuratur, die Gläubiger-Interessen des Staates vertritt, auch im Fall Signa.
"Die Signa-Holding ist im Eigentum von Privatstiftungen. Da muss man den Blick dann auch hinwenden", sagt Peschorn. "Und natürlich muss man sich auch die Frage stellen, wenn jemand mit einem Firmenjet von A nach B reist, ob das betrieblich notwendig war - oder ob hier Forderungen und Ansprüche der Konkursmasse bestehen gegen so jemanden."
Die müssten dann allerdings wohl in langwierigen Prozessen erstritten werden. Für Galeria Karstadt Kaufhof, wo weiter Verluste geschrieben werden, ist das eine schlechte Nachricht. Wie die "Süddeutsche Zeitung" bereits vergangene Woche berichtete, soll die nächste Insolvenz schon in Vorbereitung sein.