Google und Microsoft Zweikampf der Techgiganten
Microsoft und Google kämpfen um die Vormacht bei Künstlicher Intelligenz. Bis sie mit der Technologie Geld verdienen können, sind beide Konzerne aber noch auf ihre angestammten Geschäfte angewiesen.
Der Kampf um die Vormachtstellung bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) nimmt an Fahrt auf. Die US-Techgiganten Microsoft und Google wollen ihre Angebote weiter ausbauen. Das gaben beide Konzerne gestern zur Vorlage der aktuellen Quartalszahlen bekannt.
Microsoft profitiert dabei von der Kooperation mit OpenAI - der Firma, deren KI-Anwendung ChatGPT seit vergangenem Jahr immer wieder die Schlagzeilen beherrscht. 13 Milliarden Dollar hat Microsoft in die Partnerschaft investiert und ChatGPT auch bereits in die Cloud und in die eigne Suchmaschine integriert. Der Windows-Konzern hofft, die lange Dominanz von Google bei der Websuche brechen zu können.
Microsoft beansprucht Führungsrolle
Microsoft-Chef Satya Nadella betonte bei der Vorstellung der Zahlen, dass der Konzern bereits jetzt von der Investition profitiere und dass man sich auch weiterhin auf den Ausbau der KI-Infrastruktur konzentrieren wolle. Er sprach gar von einem Generationswechsel.
"Angesichts der aggressiven generativen KI-Strategien von Microsoft Azure sieht sich Google einem zunehmenden Druck auf seine KI-Führerschaft ausgesetzt", sagte Chirag Dekate von der Beratungsfirma Gartner dem "Handelsblatt".
Pichai in der Kritik
Jahrelang hatte Google die Führungsrolle in vielen Bereichen inne, nun wird sie in Frage gestellt. Und dafür wird vor allem der aktuelle Google-Chef verantwortlich gemacht. Der Silicon-Valley-Berater Om Malik legte Sundar Pichai den Rücktritt als Google-Chef nah. Sundar sei zwar ein sehr starker Unternehmer, aber eben kein strategischer Denker und Visionär, sagte auch Nimrit Kang, Co-Chief Investment Officer von Northstar Asset Management, dem US-Magazin "Forbes".
Sundar Pichai, der seit 2019 Chef des Google-Konzerns Alphabet ist, stellte Nutzern gestern eine bessere Websuche dank KI in Aussicht. Google werde sich von den Wünschen der Nutzer und den eigenen Standards für Qualität leiten lassen. Den Einsatz der hauseigenen KI Bard werde man schrittweise ausbauen. Allerdings gab sich der Konzernchef auch gelassen: Über die Jahre habe man schon viele Veränderungen bei der Websuche durchgemacht, so Pichai.
Bard bislang enttäuschend
Doch bislang bleibt der erhoffte Erfolg von Bard aus. Bei der ersten Präsentation des KI-Textroboters im Februar dieses Jahres machte Bard Fehler, und es folgte Spott im Internet. Das könnte die Überlegenheit von Google langfristig in Frage stellen - auch, weil Medienberichten zufolge Samsung überlegt, auf seinen Endgeräten künftig Bing statt Google als Standardsuche festzulegen.
Und bereits jetzt leidet Google unter der Abkühlung im Online-Werbemarkt: Die Anzeigenerlöse des Internet-Konzerns gingen im Jahresvergleich leicht zurück. Besonders bei YouTube sanken die Anzeigeneinnahmen von 6,87 auf 6,69 Milliarden Dollar. Es war der dritte Quartalsrückgang für die Videoplattform in Folge.
Weniger Wachstum als erwartet
Wie Konkurrent Microsoft konnte aber auch Alphabet von der hohen Nachfrage im Cloud-Geschäft profitieren, die Sparte war sogar erstmals profitabel. Dank der Zuwächse im Cloud-Geschäft stieg der Konzernumsatz von Alphabet insgesamt um 2,6 Prozent auf 68 Milliarden Dollar. Das sind allerdings nicht die Wachstumsraten, die Anleger früher gewohnt waren. Unterm Strich verbuchte Alphabet einen Quartalsgewinn von gut 15 Milliarden Dollar. Das waren 8,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Denn auch der Abbau Tausender Jobs, der mit Abfindungen für 12.000 Beschäftigte verbunden war, schlug bei Alphabet mit Kosten von 2,6 Milliarden Dollar zu Buche. Und zentrale Positionen, die wichtiges Fachwissen brauchen, sind bis heute vakant - eine Situation, die Google-Chef Sundar Pichai schnell lösen muss, wenn er im KI-Wettstreit nicht den Anschluss verlieren will.
Microsoft übertrifft Erwartungen
Bei Microsoft stand dagegen ein Plus von rund neun Prozent unterm Strich: Der Konzern verdiente im ersten Quartal 18,3 Milliarden Dollar. In den drei Monaten bis Ende März legte der Umsatz im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 52,9 Milliarden Dollar zu, wie Microsoft mitteilte. Der Windows-Konzern übertraf damit die Prognosen der Wall-Street-Analysten sowohl beim Gewinn als auch bei den Erlösen deutlich.