Aktiensplit bei Nvidia Wenn aus einer Aktie zehn werden
Der Chipkonzern Nvidia ist das zweitteuerste Unternehmen der Welt an der Börse. Die Aktie hat binnen fünf Jahren mehr als 3000 Prozent zugelegt. Damit sie auch für Kleinanleger erschwinglich bleibt, wird sie geteilt.
Seit dieser Woche ist Nvidia im "Drei-Billionen-Dollar-Olymp" angekommen - der Chipkonzern ist nun das zweitteuerste Unternehmen der Welt. Nur Microsoft ist an der Börse noch wertvoller als der Chiphersteller aus Santa Clara in Kalifornien. Mehr als 1.200 Dollar kostet ein Anteilsschein von Nvidia inzwischen. Zu Jahresbeginn waren es noch 500 Dollar, vor drei Jahren gut 200 Dollar. Für viele Kleinanleger ist die Aktie mittlerweile nicht mehr bezahlbar.
Damit sich auch private Anleger ein Investment weiter leisten können, hat Nvidia einen sogenannten Aktiensplit im Verhältnis eins zu zehn angekündigt. Das bedeutet: Wer zum Ende des Handels am 6. Juni eine Nvidia-Aktie im Depot hatte, bekommt dafür heute neun weitere.
Aktie wird optisch günstiger
Zusammengenommen sind die zehn Aktien genauso viel wert wie zuvor das eine Papier. Jede einzelne kostet aber nur noch ein Zehntel des Ursprungspreises - also etwa 120 Dollar. Mit anderen Worten: Die Aktie wird optisch günstiger, der Börsenwert bleibt gleich. Künftige Dividenden und Gewinne verteilen sich ab jetzt auf zehnmal so viele Aktien.
"Der Aktiensplit sollte theoretisch keinen wirtschaftlichen Wert schaffen, aber er wird das Unternehmen für kleinere Investoren zugänglicher machen", erklärt Brian Colello, Technologieaktien-Stratege bei Morningstar. Während 500 Dollar heute nicht ausreichen, um eine einzige Aktie von Nvidia zu kaufen, könne man nach dem Split damit mehrere Aktien erwerben.
Gesplittete Papiere laufen besser
Anleger müssen bei einem Aktiensplit nicht selbst aktiv werden. Sie bekommen die Aktien automatisch in ihr Depot gebucht. Oft haben sie sogar im Vorfeld eines Aktiensplits die Chance auf Kursgewinne: Studien belegen, dass nach der Ankündigung einer solchen Aktienteilung der Kurs des Papiers häufig überdurchschnittlich steigt.
Nach Berechnungen des Research Investment Committee der Bank of America haben Aktien, die gesplittet wurden, den US-Index S&P 500 in den letzten vier Jahrzehnten im Durchschnitt deutlich geschlagen. Insgesamt erzielten Unternehmen, die einen Aktiensplit durchführten, in den zwölf Monaten nach der Ankündigung des Splits eine durchschnittliche Gesamtrendite von 25,4 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie die durchschnittliche Rendite des S&P 500 in diesen Zeiträumen.
Amazon, Apple, Tesla haben schon gesplittet
Das Phänomen Aktiensplit ist nicht neu: Dank der Kursrally der vergangenen Jahre vor allem in der Technologie-Branche kosteten hier viele Aktien oft mehrere Tausend Dollar und wurden daraufhin geteilt. Prominente Beispiele sind der Elektroauto-Hersteller Tesla oder Apple. Der iPhone-Produzent hatte vor vier Jahren für eine Aktie drei weitere herausgegeben, Tesla hatte 2022 seine Aktien im Verhältnis ein zu drei geteilt.
2022 hatte Amazon sogar einen Split von 1:20 vollzogen, denn die Aktie des Online-Händlers war auf zeitweise mehr als 3.000 Dollar gestiegen. Und auch Nvidia gehört diesem illustren Kreis längst an: Zuletzt hatte der Chipkonzern seine Aktie im Jahr 2021 gesplittet, damals im Verhältnis ein zu vier.
Liebäugelt Nvidia mit dem Dow Jones?
Nach Angaben der Bank of America ist Nvidia in diesem Jahr das achte Unternehmen, dass seinen Aktienbestand auf mehr Stücke verteilt. Unternehmen haben dabei aber nicht nur Kleinanleger im Fokus. Nvidia dürfte dank der hohen Nachfrage nach Chips und der enormen Kursrally mit der Aufnahme in den Dow Jones Industrial Index liebäugeln. Hierfür spielt nicht zuletzt der Börsenwert eine wichtige Rolle.
Und mit drei Billionen Dollar Börsenwert ist Nvidia tatsächlich ein Kandidat für den Auswahl-Index. Doch der ist preisgewichtet. Das bedeutet: Je teurer eine Aktie wird, desto stärker beeinflusst sie den gesamten Index. Und die teuerste Aktie darf nicht mehr als zehnmal so teuer sein wie die günstigste, so eines der Kriterien. Ein Aktiensplit ist also ein probates Mittel, um eine Aktie günstiger aussehen zu lassen.
Bei Amazon ging die Rechnung auf
Wer in den Dow Jones aufgenommen wird oder nicht, darüber entscheidet seit jeher das Wall Street Journal. Feste Termine für Änderungen an der Index-Zusammensetzung wie etwa beim DAX gibt es nicht. Fakt ist, dass Amazon nach seinem jüngsten Aktiensplit in den Index aufgenommen wurde.
Nvidia würde als Einsteiger dem Index mehr Technologie-Gewicht geben. Und das könnte seine Performance beeinflussen: Der Dow Jones ist derzeit weniger technologielastig als zum Beispiel der S&P 500 Index, blieb deshalb zuletzt hinter dem marktbreiteren Index zurück. Nvidia könnte das ändern.
Möglicherweise würde dann Intel aus dem elitären 30-Aktien-Club weichen müssen, weil die Performance des Unternehmens zu wünschen übrig lässt. Für viele Börsenprofis ist nicht die Frage, ob Nvidia in den Dow Jones aufrückt, sondern wann.