Renault gibt Geschäft ab Ein Rubel für die Russlandtochter
Der Autobauer Renault zieht sich vorerst aus dem Russland-Geschäft zurück - und überlässt seine Tochtergesellschaft der Stadt Moskau. Nach viel Kritik trägt der Konzern die Sanktionen nun eindeutiger mit.
Gleich nach Börsenstart in Paris sackte die Kurve der Renault-Aktie scharf ab. Doch schnell war die Meldung des Tages verdaut, und es ging wieder in den grünen Bereich: Am frühen Morgen hatte Renault, einer der größten Autohersteller weltweit, ein Kommuniqué veröffentlicht.
Verträge sind unterzeichnet
Man habe in Russland Verträge unterzeichnet, die keinerlei Bedingungen unterlägen, und dafür alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt: 100 Prozent der Tochtergesellschaft Renault Russie überlasse man der Stadt Moskau - für einen symbolischen Rubel, wie es aus dem russischen Handelsministerium heißt.
Die Mehrheitsanteile von über 67 Prozent am Lada-Hersteller Avtovaz gehen danach an das russische Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Autos und Motoren NAMI. Es untersteht dem russischen Industrieministerium. Die Unterzeichnung sei vom Renault-Verwaltungsrat einstimmig befürwortet worden.
Rückkehr nicht ausgeschlossen
Renault bestätigt offiziell, dass eine Abschreibung von fast 2,2 Milliarden Euro auf die russischen Geschäfte fällig werde. Dafür sähen die Verträge aber eine Rückkaufoption der Avtovaz-Aktien für die kommenden sechs Jahre vor.
Die Entscheidung sei schwierig, aber notwendig, erklärte Renault-Chef Luca de Meo. Man übernehme damit Verantwortung für die 45.000 Angestellten in Russland, für die Gruppe insgesamt und erhalte sich die Option, in einem anderen Kontext nach Russland zurückzukehren.
Zuletzt immer stärker unter Druck
Renault war wegen seines Festhaltens am Russland-Engagement in Frankreich immer wieder unter Druck geraten. Die Produktion im Moskauer Werk hatte der Konzern bereits im März eingestellt. Auch andere französische Unternehmen wie der Mineralöl-Konzern Total taten sich lange schwer damit, die Sanktionen gegen Moskau aufgrund des Ukraine-Kriegs stärker mitzutragen.
Renault setze weiter auf Hightech und Nachhaltigkeit, geht der Konzern im Kommuniqué zum Alltagsgeschäft über. Renault hat im letzten Jahr 2,7 Millionen Autos verkauft und fast einen Milliardengewinn eingefahren. So lässt sich das Russland-Debakel leichter abschreiben.