Österreichischer Investor Es lief schon mal besser für Benko
Wegen des Schutzschirm-Insolvenzverfahrens seiner Kaufhauskette Galeria gerät der Großinvestor René Benko abermals in den Fokus. In seiner Heimat muss er sich gegen Bestechungsvorwürfe wehren.
Irgendwie kommt im Moment alles zusammen für Réne Benko. Der 45-jährige Milliardär hat es aus aus kleinen Verhältnissen in Innsbruck zu einem der reichsten Männer Österreichs geschafft - mit Immobilien, zuerst in Tirol, heute in aller Welt. In Deutschland kennt man ihn, weil seiner Signa-Unternehmensholding die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört.
Galeria in der Krise, Vorwurf der Bestechung
Doch da gibt es mal wieder Probleme. Galeria Karstadt Kaufhof steht vor dem Insolvenzrichter - zum zweiten Mal in weniger als zwei Jahren. Die Kaufhauskette möchte Schutz durch einen staatlichen Millionen-Euro-Schirm, obwohl schon 680 Millionen Euro deutsches Steuergeld geflossen sind.
Und auch in Österreich hat Benko ein paar Probleme. Es geht um den Vorwurf der Bestechung, weswegen Staatsanwälte schon die Signa-Büros in Innsbruck und Wien durchsuchen ließen. Thomas Schmid, ehemals hochrangiger Beamter im österreichischen Finanzministerium und Kabinettschef, belastet Benko schwer. Schmid ist die Schlüsselfigur in den österreichischen Korruptionsskandalen, die Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz zum Rücktritt zwangen. Benko gehörte zum Beraterkreis des ÖVP-Kanzlers.
Zehn Jahre alter Fall kommt vor Gericht
Schmid wirft Benko vor, er habe ihm einen lukrativen Job im Signa-Konzern angeboten. Gegenleistung soll gewesen sein, zwei millionenschwere Steuersachen "auf Schiene" zu bringen. Schmid hat gegenüber der "Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft" ausgesagt, will Kronzeuge werden, hofft auf mildernde Umstände. Benko hat sich bis jetzt nicht zu den Vorwürfen geäußert, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Gleichzeitig holt Benko ein mehr als zehn Jahre alter Fall ein, der erst jetzt vor Gericht kommt. Der Vorwurf auch hier: Bestechung. Signa soll an den Verein des Wiener Stadtrats Christoph Chorherr gespendet haben - nicht ganz uneigennützig, so der Verdacht, den die Signa-Gruppe als "völlig unberechtigt" zurückweist. Der ehemalige Grünen-Politiker war in Wien für Stadtplanung zuständig.
Geschätzte 4,9 Milliarden Euro Vermögen
Schon vor dem Abitur, zu dem man ihn wegen zu vieler Fehlstunden nicht zuließ, baute René Benko Dachböden aus in Innsbruck, machte sie zu Luxuswohnungen. In einem mehr als zehn Jahre zurückliegenden Interview - danach wurde Benko öffentlich sehr schweigsam - sagte er, wie das ging: Er habe "schon sehr früh große Passion für das Unternehmertum entwickelt" und sei "nicht den klassischen Ausbildungsweg über ein Abitur oder über einen Studienabschluss" gegangen.
Mit 20 hatte er seine erste Million zusammen, allerdings noch in österreichischen Schilling. Österreichs Wirtschaftsmagazin "Trend" schätzt Benkos Vermögen heute auf 4,9 Milliarden Euro. Für deutsche Oberbürgermeister galt Benko anfangs als "Retter der Innenstädte", weil er die maroden Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof übernahm, deren Häuser ganze Fußgängerzonen prägen. Benko gilt als genialer Netzwerker, im Kopf sehr schneller Verhandler, der gut mit Zahlen und gut überzeugen kann.
Es gibt nun mal das ein oder andere Investment, wo man etwas weniger verdient. Dafür gibt es dann wieder herausragende Investments, wo man in wenigen Monaten sehr viel hinzuverdienen kann. Aber ich glaube, eines ist schon beachtlich: Es gibt kein Investment, wo ich je einen Euro draufgezahlt hätte.
Auch dieser Satz Benkos ist mehr als zehn Jahre her. So ähnlich, sagen Geschäftspartner, argumentiere René Benko aber immer noch: Er habe noch nie Geld verloren bei seinen Investments.
Benkos Imperium ist größtenteils mit Fremdgeld finanziert. Beteiligt ist der Unternehmer auch am Chrysler Building in New York, am Nobelkaufhaus Selfridges in London oder am KaDeWe in Berlin. Überschattet von den Ermittlungen gegen ihn wird auch ein anderes Geschäft des Österreichers in Deutschland: Benko ist der Investor hinter dem geplanten Elbtower in in Hamburg, einem 245-Meter-Hochhaus, das rund eine Milliarde Euro kosten soll.