Entlastung für Mitarbeiter Roboter im Hotelbetrieb - "eine riesige Hilfe"
In Hotels und Gaststätten fehlen viele Arbeitskräfte. Ein Hotelbetreiber im Sauerland hat zwei Roboter angeschafft, die die Gäste bedienen. Die "echten" Mitarbeiter fühlen sich entlastet.
Die Hotelgäste Erika und Reinhard Pusch wissen erst einmal nicht so genau, wer ihnen da an ihrem Tisch gegenüber steht. Freundlich lächelt sie ein kindlich wirkendes Gesicht an. Es ist Lotte, ein Bedienungsroboter, der das Geschirr abräumt. "Als wir den das erste Mal gesehen haben, als er hier durch die Räume lief - da haben wir uns erstmal erschrocken. Aber er macht das ja prima, er weiß, wo er hin muss", sagt Reinhard Pusch.
Zwei Roboter sind momentan in dem Hotel im Sauerland im Einsatz. Bella und Lotte transportieren in der Regel Geschirr. Sie helfen beim Abräumen oder Servieren. Bis zu 40 Kilogramm können sie laden, an die Tische verteilen und zurück in die Küche bringen. Nur ein Tag habe die Programmierung gedauert, sagt Hotelier Josef Nieder.
Roboter gegen Rückenprobleme
Bei den Mitarbeitenden komme das gut an. "Bei uns wiegt ein Teller 950 bis 1050 Gramm, plus 300 Gramm Essen. Da hat man dann hinterher mehr als 1,5 Kilogramm pro Teller. Wenn unsere Mitarbeiter dann auf 35 Metern drei bis vier Teller tragen, haben sie alle Rückenprobleme", so Nieder.
Mittlerweile gibt es einige Betriebe, die Roboter erfolgreich einsetzen. Einen generellen Branchentrend sieht der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA aber bislang nicht. "Mehr denn je kommt es heute im Gastgewerbe darauf an, effizient zu arbeiten, Ressourcen sinnvoll zu nutzen und Prozesse zu optimieren. Aktuell erfordern Roboter allerdings noch eine recht hohe Investition, die sich längst nicht für alle Betriebe rechnet", sagt Sandra Warden, Arbeitsmarktexpertin und Geschäftsführerin im DEHOGA-Bundesverband.
Die beiden Roboter-Kellner stehen bereit und warten auf ihren Einsatz.
Arbeit abnehmen, nicht ersetzen
Wichtig sei, dass Roboter Mitarbeitende bei bestimmten Tätigkeiten entlasten können, jedoch nicht ersetzen sollen. Denn Roboter würden Arbeiten erledigen, Ersatz für den zwischenmenschlichen Kontakt seien sie aber nicht. Erika Pusch ist skeptisch: "Wenn das der Weg ist, dass wir nur noch von Robotern bedient werden, finde ich das nicht so schön. Das Menschliche sollte ja immer noch im Vordergrund stehen."
Josef Nieder versucht sie zu beruhigen: "Eigentlich haben wir nun sogar mehr Zeit, da wir nicht so viel laufen müssen. Dadurch wird die Kommunikation mit dem Gast eigentlich noch besser", so seine Bilanz nach den ersten Einsätzen seiner Roboter. Er will mit den Robotern dem Fachkräftemangel entgegenwirken, mit dem auch er kämpft, so wie viele andere Betriebe. "Weil wir Personalknappheit haben, weil wir Hilfe brauchen, sehe ich da eine super Idee und eine riesige Hilfe für die Zukunft. Stöhnen nutzt nichts, wir müssen unsere Gäste bedienen", so der Hotelier.
Arbeitsschritte werden komplexer werden
Die Gastronomie ist besonders personalintensiv, und der demografische Wandel führt dazu, dass die Fach- und Arbeitskräftesicherung dauerhaft eine Herausforderung bleiben wird, heißt es vom DEHOGA. "Die Betriebe unternehmen gewaltige Anstrengungen, um Mitarbeitende zu gewinnen, zu qualifizieren und zu halten sowie gleichermaßen Betriebs- und Arbeitsabläufe weiter zu optimieren. Dazu gehören in der heutigen Zeit natürlich auch Digitalisierung und Automatisierung", so Sandra Warden. Roboter seien ein Teil dieser Entwicklung. Sie könnten Prozesse erleichtern und beschleunigen und Mitarbeitende von Routinetätigkeiten entlasten.
Roboter können in der Küche eingesetzt werden oder auch im Service. So kommen derzeit Kochroboter für vergleichsweise einfache, standardisierte Gerichte wie Pasta oder Curries in Betracht, dort, wo vor allem zusammengestellt und erwärmt wird. Der DEHOGA Bundesverband geht davon aus, dass die Arbeitsschritte, die von Robotern ausgeführt werden können, zukünftig komplexer werden.
17.000 Euro pro Roboter
Josef Nieder hat pro Roboter etwa 17.000 Euro investiert. Er ist froh über diese Investition. "Man gewöhnt sich schnell daran, weil es eine Riesen-Arbeitsersparnis ist. Ich hätte mir das vor drei Monaten selber nicht so vorstellen können. Aber wir haben das dann bei einem Kollegen gesehen, der davon ganz begeistert war", so Nieder. Jetzt will er sogar in weitere Roboter investieren. Die Terrasse soll neu gepflastert werden, damit die Roboter sich auch dort bewegen können.
Auch bei der Zimmerreinigung will Nieder auf Roboter setzen. Diese tragen dann allerdings männliche Namen: Günther, Calli und Willi sollen dem vor allem weiblichen Reinigungspersonal unter die Arme greifen.