Gebrauchte Kleidung Secondhand im Trend
Secondhand-Kleidung boomt. Jeder dritte Modekonsument kauft bereits "gebraucht" - Tendenz steigend. Vor allem der Onlinehandel legt ordentlich zu.
Es sind schöne helle, Altbauräume im begehrten Frankfurter Nordend, auf die Aleks Ledwon stolz ist. Hier verkauft sie zusammen mit ihrem Bruder gebrauchte Kleidung: "Secondhand und Vintage", so heißt es genau - und umfasst auch Gebrauchtes, das mindestens 20 Jahre alt ist. Keine Löcher, sauber gewaschen und zur Saison passend sollten die Sachen sein, die Verkaufswillige in den Laden tragen. Die bekommen vom Verkaufspreis dann 30 Prozent und die beiden Firmengründer 70 Prozent, wobei die Mehrwertsteuer von ihnen abgeführt werden muss. Neben diesem Kommissionsgeschäft sucht Aleks Ledwon auch ganz gezielt auf Flohmärkten nach Brauchbarem, das sie dann in ihrem Geschäft weiterverkauft.
Im Geschäft und Online gefragt
Seitdem sie mit dem Secondhand-Verkauf 2017 angefangen haben, seien in Frankfurt mehrere Konkurrenten dazugekommen - und das, obwohl die Läden während der Pandemie lange geschlossen waren. Noch macht der Secondhand-Markt lediglich fünf Prozent des Gesamtumsatzes bei Mode aus, fand eine Studie der Unternehmensberatung KPMG heraus. Aber inzwischen kaufen 34 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten regelmäßig gebrauchte Kleidung.
"Ich persönlich fasse die Kleidung, die ich kaufen möchte, gerne an", sagt Aleks Ledwon. Aber viele ihrer Kundinnen und Kunden bevorzugen das Internet. Der Online-Handel boomt ebenfalls. Viel Aufwand betreiben die Geschwister dafür, alles muss präzise fotografiert und erfasst werden. Wenn nicht alles ganz genau beschrieben sei, werde sehr viel zurückgeschickt, berichtet Aleks Ledwon, "obwohl wir keine kostenlose Rücksendung anbieten wie die großen Plattformen".
Aufschwung durch digitale Kleinanzeigen
Von denen gibt es inzwischen gibt einige. "Durch die Digitalisierung ist das Angebot deutlich breiter geworden", sagt Achim Berg, Secondhand-Spezialist bei der Unternehmensberatung McKinsey. "Es ist attraktiver geworden, und wir reden ja auch gar nicht mehr nur von Secondhand, sondern auch von Vintage oder 'Pre love'-Produkten. Daran kann man auch schon sehen, wie sich die Einstellung verändert hat."
Das Geschäft läuft nicht zuletzt wegen der digitalen Kleinanzeigenmärkte wie ebay oder Vinted und Secondhand-Onlinehändlern wie Momox, Refurbed oder Rebuy. Unternehmensberatungen sehen das globale Marktvolumen bei bis zu 34 Milliarden Euro.
Auch Luxus gibt es aus zweiter Hand
Und es gibt ständig neue Anbieter, die ihre Nische suchen. So verkauft sich Vestiare Collective als Luxusplattform aus Paris. Auf der einen Seite werden laut Branchenexperte Berg von McKinsey dort junge Kunden angesprochen, die gerne Luxusartikel kaufen möchten, sich diese aber in Marken-Stores nicht leisten können. Das sei also eine interessante Form für die Luxusindustrie, mit solchen Kunden in Kontakt zu kommen. Zum anderen suchen die Kunden auf solchen Plattformen besondere Vintage-Artikel oder limitierte Produkte.
Auch wenn das Internet beim Verkauf immer wichtiger wird, die Frankfurter Secondhand-Verkäuferin Aleks Ledwon liebt das Rumstöbern. Oft geht es ihr selbst immer noch so wie vor Jahren, als sie ihre Liebe für bereits benutzte Kleidung entdeckt hat: "Ich habe dann das Gefühl, die Kleidungstücke finden mich - und nicht umgekehrt."