Nachhaltige Mode T-Shirts für den Komposthaufen
Teile der Modeindustrie streben nach einem grünen Image und produzieren biologisch abbaubare Textilien. Denn bisher haben Kleider vor allem aus synthetischen Fasern ein Entsorgungsproblem.
So einfach kann das sein: T-Shirt lang genug getragen, gefällt nicht mehr - ab auf den Kompost. In sechs bis zwölf Monaten soll sich der Stoff zersetzen und im Boden in Wohlgefallen auflösen. Zurück zu Mutter Erde. Damit wirbt zum Beispiel die Schweizer Modemarke Calida für ihrer Produktlinie "100% Nature". Möglich wird das, weil Bustiers, Unterhosen und T-Shirts aus der Faser "Tencel" gewebt sind und die aus Holz hergestellt wird.
Kreislaufwirtschaft ist das Ziel
Damit ist der Unterwäsche-Hersteller aber nicht allein im wachsenden Markt der nachhaltigen Mode. Auch die Jeansmarken Lee und Closed werben mit kompostierbaren Jeans. Synthetische Fasern wie Elastan, die sonst 100 Jahre brauchen, um sich aufzulösen, werden durch die biologisch abbaubare Faser "Coreva" ersetzt. Auch die soll sich innerhalb von sechs Monaten zersetzen. Und auf nicht kompostierbare Anteile wie Nieten oder Reißverschlüsse wird verzichtet, oder sie können wie bei Lee abgenommen werden. Mittlerweile gibt es vom britischen Unternehmen Hedoïne sogar aus biologischen Materialien gefertigte Alternativen zu Nylon-Strumpfhosen, die zum Beispiel aus Seetang entstehen.
Stellt sich die Frage, ob das der richtige Weg ist, um Mode wirklich nachhaltig zu machen. Tatsächlich scheint an herkömmlicher Mode kaum etwas umweltfreundlich zu sein: Färben, Bleichen, die Herstellung synthetischer Fasern auf Erdölbasis, Waschen mit einem hohen Energieaufwand und Wasserbedarf - all das macht die Kleiderproduktion zu einer schmutzigen Angelegenheit.
Mit der Zertifizierung nach "Cradle to Cradle" - übersetzt heißt das "von der Wiege zur Wiege zurück" - versuchen Modefirmen gegenzusteuern. Damit gemeint: Die zertifizierten Produkte sind aus unschädlichen Materialien hergestellt und können am Ende in den Kreislauf der Natur zurückgegeben oder immer wieder recycelt werden.
Nora Sophie Griefahn von der gemeinnützigen "Cradle to Cradle"-NGO sieht die biologische Abbaubarkeit nur als ein Kriterium. "Für uns ist es wichtig, dass Unternehmen eine geschlossene Kreislaufwirtschaft entwickeln. Dafür ist elementar, dass sie ihre Produkte so herstellen, dass sie nach der Nutzung auch wirklich in Kreisläufen geführt werden können." Das heißt, sie sollen ohne Einsatz von schädlichen Chemikalien aus Materialien produziert sein, deren Partikel sich in der Umwelt biologisch abbauen. Nach ihrer Nutzung könnten sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft mehrmals wiederverwertet werden oder ganz am Ende ihrer Nutzbarkeit ohne Belastungen für die Natur theoretisch im Boden zerfallen.
Kompostieren nur bedingt Lösung
Haben kompostierbare Stoffe tatsächlich eine Zukunft, oder sind sie doch nur ein Nischenprodukt? Auch für Textilexpertin Ellen Bendt von der Hochschule Niederrhein ist klar, dass Mode nachhaltiger werden muss. Allerdings eignen sich kompostierbare Textilien aus ihrer Sicht nicht als neuer Goldstandard. Tencel beziehungsweise Lycell seien zwar deutlich umweltfreundlicher als Baumwolle, aber hierzulande sei es gar nicht erlaubt, Bekleidung auf den Kompost zu werfen, so Bendt.
Andere biologisch abbaubare Fasern wie etwa Polymilchsäuren könnten sich ohne spezielle Kompostieranlagen gar nicht zersetzen, und die gebe es bisher nicht in Deutschland. Daher müssten die bestehenden Sammel- und Sortiersysteme ausgebaut und angepasst und die Recyclingprozesse weiterentwickelt werden. "Was wesentlich sinnvoller wäre, ist, die Kleidungsstücke so lange wie möglich wiederzuverwerten. Sonst geht jegliche Energie und Rohstoffe, die hineingesteckt wurden, verloren."