Shell, TotalEnergies und Repsol Gewinne der Ölkonzerne steigen weiter
Dank der hohen Öl- und Gaspreise verdienen die europäischen Energiekonzerne weiter glänzend. Während der Gewinn von Shell knapp unter dem jüngsten Rekordwert liegt, fällt der von TotalEnergies sogar leicht höher aus.
Die stark gestiegenen Preise für Öl und Gas haben den Energiekonzernen im dritten Quartal erneut Milliardengewinne in die Kassen gespült. So verdiente Europas größter Ölkonzern Shell von Juli bis September weiter glänzend, wenn auch nicht mehr auf dem jüngsten Rekordniveau.
Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) ging im Vergleich zum Rekordergebnis im Sommer um mehr als 17 Prozent auf rund 9,5 Milliarden Dollar zurück, wie der Konzern heute in London mitteilte. Das ist trotz des schwächeren Raffinerie- und Gashandels immer noch das zweitbeste Quartalsergebnis der Geschichte des Konzerns und deutlich mehr als im Vorjahr.
Shell-Aktionäre sollen an Gewinnen beteiligt werden
Der Konzern hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, dass die Margen im Raffineriegeschäft nicht so hoch ausgefallen sind wie noch im zweiten Quartal. Unter dem Strich - also zum Beispiel bereinigt um die Bewertungseffekte von Öllagerbeständen - verdiente Shell 6,7 Milliarden Dollar nach 18 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Gegenüber dem Vorjahr hat der britische Ölriese seine Gewinne damit mehr als verdoppelt. Damals hatte Shell noch rote Zahlen geschrieben.
"Wir liefern robuste Ergebnisse in einer Zeit anhaltender Volatilität auf den globalen Energiemärkten", erklärte Konzernchef Ben van Beurden. Das Unternehmen nutzt die sprudelnden Gewinne weiter für hohe Ausgaben zur Kurspflege und Ausschüttungen an die Aktionäre.
So kündigte Shell ein Aktienrückkaufprogramm für vier Milliarden Dollar an, das in den nächsten drei Monaten abgeschlossen sein soll. Die Aktionäre sollen zudem an den sprudelnden Gewinnen beteiligt werden. Van Beurden stellte eine Erhöhung der Dividende im vierten Quartal um 15 Prozent in Aussicht.
TotalEnergies verdoppelt Gewinn
Der französische Öl- und Energiekonzern TotalEnergies hat im dritten Quartal dank der Öl- und Gaspreise sogar noch einmal mehr verdient als in den drei Monaten zuvor. Der Gewinn sei trotz einer erneuten Abschreibung von 3,1 Milliarden US-Dollar auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten um 43 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar gestiegen, wie das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen heute in Paris mitteilte.
Bereinigt um Sondereffekte wie die Abschreibung in Russland verdoppelte sich das Ergebnis auf einen neuen Rekordwert von knapp 9,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel damit deutlich höher aus, als Experten erwartet hatten. Im Sommer war er um 158 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar gestiegen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte TotalEnergies gerade einmal 2,2 Milliarden Dollar verdient. Bereinigt um Sondereffekte war das Ergebnis auf 9,8 Milliarden Dollar geklettert.
Für das Quartal will das Management eine Dividende wie in den vergangenen beiden Jahresvierteln in Höhe von 0,69 Euro zahlen. TotalEnergies, das von Raffineriearbeitern in Frankreich bestreikt wurde, kündigte darüber hinaus einen einmaligen Gehaltsbonus für die Mitarbeiter an, um die Rekordgewinne widerzuspiegeln.
Repsol kauft eigene Anteile früher als geplant zurück
Derweil machen sich die kräftigen Gewinne auch beim spanischen Ölkonzern Repsol bemerkbar. Das Unternehmen kommt bei dem geplanten Aktienrückkauf dank kräftiger Gewinne durch die hohen Ölpreise deutlich schneller voran als geplant. Bis Ende des laufenden Jahres sollen bereits 200 Millionen eigene Anteile zurückgekauft sein und eingezogen werden, teilte Repsol heute in Madrid mit. In den darauffolgenden Jahren sollen zudem weitere 50 Millionen Scheine zurückerworben werden.
Ursprünglich wollte der Ölkonzern zwischen 2021 und 2025 jährlich 50 Millionen Anteilsscheine - also insgesamt 250 Millionen - zurückkaufen. Zudem wurde das eigentlich erst für 2024 vorgesehen Dividendenziel vorgezogen: Bereits nächstes Jahr sollen je Aktie eine Gewinnbeteiligung von 70 Cent je Aktie ausgeschüttet werden. Im dritten Quartal belief sich das bereinigtes Nettoergebnis auf fast 1,48 Milliarden Euro, nach 623 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Allerdings hatten Analysten noch etwas mehr erwartet.
Unternehmen müssen bald Teil ihrer Krisengewinne abgeben
Die Aktien der Energiekonzerne legten im frühen Handel deutlich zu. Die Shell-Papiere gewannen am Vormittag zeitweise 3,6 Prozent. Die Titel von TotalEnergies stiegen um 1,4 Prozent und auch die Repsol-Aktien kletterten um etwa drei Prozent nach oben.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine explodierten die Öl- und Gaspreise. In der Spitze kostete ein Fass der Nordseesorte Brent knapp 140 US-Dollar - der höchste Stand seit 2008. Wegen der Sorgen vor einer globalen Rezession und damit einer sinkenden Nachfrage waren sie zwar zuletzt gesunken - heute kostet ein Barrel Brent rund 96 Dollar. Doch das Niveau bleibt extrem hoch. Zum Vergleich: Anfang 2022 lag der Preis noch bei unter 80 Dollar.
In der Energiekrise flammten daher in den vergangenen Monaten immer wieder Diskussionen auf, die Unternehmen zu besteuern, die davon in hohem Maße profitieren. Mehrere Länder in Europa wie Großbritannien oder Spanien haben eine solche Sonderabgabe eingeführt. Auch die Energieminister der EU einigten sich jüngst auf eine Übergewinnsteuer.