Investitionen in Asien Siemens baut neue Hightech-Fabrik in Singapur
Der Siemens hat neue Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt. Das Geld fließt in den Ausbau eines Werks in Zentralchina, aber auch in eine neue Hightech-Fabrik in Singapur. Ein Umdenken der Konzerns?
Siemens will in diesem Jahr zwei Milliarden Euro in Fabriken und Forschung in Asien, den USA und Europa investieren. Dabei soll es einen starken Fokus auf Asien geben: So werde in Zentralchina das Werk in Chengdu für 140 Millionen Euro ausgebaut, erklärte der Konzern. Gleichzeitig errichtet er in Singapur für 200 Millionen eine neue Hightech-Fabrik. An beiden Standorten werden so demnach jeweils 400 Arbeitsplätze entstehen.
In Chengdu will Siemens seine Produktionskapazitäten um 40 Prozent ausbauen. "Der chinesische Markt ist stark und wird weiter wachsen", sagte Vorstandschef Roland Busch dem "Handelsblatt". Kein Unternehmen könne es sich leisten, auf diesen attraktiven Markt zu verzichten.
Produktion in China für chinesischen Markt
Allerdings sehe Siemens auch das Risiko, sich zu sehr auf ein Land wie China zu konzentrieren - daher das Werk in Singapur. "Wir wollen von hier aus die starke Nachfrage in Südostasien bedienen", sagte Busch. Neben Indien seien auch Länder wie Thailand und Vietnam attraktive Absatzmärkte für den Konzern. In China soll in erster Linie für den chinesischen Markt produziert werden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgten derzeit viele Unternehmen, so Jens Hildebrandt, Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammer (AHK), gegenüber der Wirtschaftszeitung: Aus China heraus in andere asiatische Länder zu exportierten, werde einerseits durch die gestiegenen Kosten und anderseits auch aus geopolitischen Gründen "unattraktiv".
Der Standort der neuen Siemens-Fabrik für Steuerungstechnik in Singapur ist ein Politikum. Der Konzern will unabhängiger von einzelnen Märkten und Standorten werden, womit vor allem China gemeint sein dürfte. Siemens-Chef Busch kündigte den Bau vor Ort an und sprach von einer Strategie, die Diversifizierung, Lokalisierung und Resilienz des Konzerns zu stärken.
Mehr geopolitische Spannungen
Der aktuellen Ankündigung ging möglicherweise ein Umdenken voraus. Aus Unternehmenskreisen war im Vorfeld zu hören, dass der Vorstand die neue Fabrik ursprünglich in China bauen wollte. Erst als es angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen erheblichen Gegenwind im Aufsichtsrat gab, sei man auf Singapur umgeschwenkt.
Dieser Darstellung hat Siemens inzwischen widersprochen. Die Behauptung, es habe einen solchen Schwenk gegeben sei schlicht falsch sagte ein Konzernsprecher dem Bayerischen Rundfunk.
Investitionspläne auch für Europa und die USA
Bislang hat Siemens weltweit zwei Fabriken, in denen der Konzern Steuerungstechnik für Maschinen und ganze Fabriken herstellt: in Amberg in der Oberpfalz und in Chengdu.
Weitere Investitionen in Europa und den USA an sollen im Laufe des Jahres bekanntgegeben werden. Zusammen mit einigen bereits im laufenden Jahr bekanntgegebenen Investitionen, unter anderem in Tschechien, Amberg, Frankfurt und den Vereinigten Staaten, sollen sich die Investitionspläne auf rund 2 Milliarden Euro belaufen. Damit bliebe etwa eine Milliarde für die noch nicht näher genannten Investitionen in Europa und den USA.
Siemens wachse deutlich schneller als der Markt, sagte der Konzernchef. "Daher kündigen wir heute eine Investitionsstrategie an, um das künftige Wachstum zu fördern, Innovationen voranzutreiben und auch unsere eigene Resilienz zu erhöhen."
Geschäft mit Künstlicher Intelligenz
Die Investitionen untermauern Busch zufolge die Strategie des Konzerns, "die reale und die digitale Welt zu verbinden, sowie unseren Fokus auf Diversifizierung und Lokalisierung unseres Geschäfts". So solle der Fokus der Investitionen auf den Bereichen künstliche Intelligenz und industrielles "Metaversum" liegen, in denen Siemens unter anderem mit dem Chiphersteller Nvidia und dem US-Softwarekonzern Microsoft zusammenarbeitet.
Erfolgreich ist der Konzern bereits in der Sparte Digitale Fabrik, wobei hier die Industrieautomatisierung eine zentrale Rolle spielt. In diesem Bereich ist der Konzern bereits Weltmarktführer und konnte diese Stellung zuletzt auch behaupten.
Mit Informationen von Stephan Lina, BR