Preisverfall bei Solarmodulen Ein Boom mit vielen Verlierern
Der allergrößte Teil der Photovoltaik-Module kommt inzwischen aus Asien. Zugleich sind die Preise der Solarbauteile zuletzt stark gesunken. Wie viel Geschäft bleibt für europäische Anbieter noch übrig?
Wohl nirgendwo ist die Energiewende so sichtbar wie auf deutschen Dächern und Balkonen. Dank kräftig gesunkener Kosten haben die Solaranlagen stark zugenommen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat sich die Photovoltaik-Nachfrage bei privaten Immobilienbesitzern und -besitzerinnen in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht. Auch Firmen hätten in den vergangenen Monaten verstärkt ihre Dächer bestückt, erläutert BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur neue Solaranlagen mit 14,1 Gigawatt Leistung installiert - fast doppelt so viel wie 2022. In diesem Jahr werde die installierte Photovoltaik-Leistung "im unteren zweistelligen Prozentbereich" wachsen, erwartet Körnig.
Verdrängungswettbewerb auch in China
Doch der Boom offenbart auch ein erhebliches Ungleichgewicht. Denn die installierten Solarmodule kommen überwiegend von chinesischen Herstellern, die schon zahlreiche europäische Wettbewerber aus dem Markt gedrängt haben.
"Ungefähr 94 Prozent der PV-Module kommen aus Asien-Pazifik. Weitere drei Prozent werden von US-Unternehmen produziert, und dann kommt Europa", sagt Eva Poglitsch, Energieexpertin bei der Unternehmensberatung Strategy&, einer Tochter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Während deutsche Fachbetriebe von der Installation profitieren, gehen deutsche Modulhersteller also praktisch leer aus.
Dahinter steht ein harter Verdrängungswettbewerb - auch in China. Nach Daten des chinesischen Solarindustrieverbands CPIA erhöhten die dortigen Hersteller ihre Produktion im vergangenen Jahr um 69 Prozent und fertigten Module mit einer Leistung von insgesamt 499 Gigawatt. Gesamteuropa komme demgegenüber auf etwa zehn bis zwölf Gigawatt, schätzt Poglitsch. In der Volksrepublik wurden 2023 etwa 217 Gigawatt installiert, womit ein riesiges Angebot auf den Weltmarkt drängt.
Preise in zwölf Monaten halbiert
Zugleich haben die USA den Import chinesischer Solarmodule eingeschränkt, was das Überangebot auf dem europäischen Markt verstärkt. Die Folge ist ein drastischer Preisverfall. Nach Zahlen des deutschen Großhändlers Pvxchange haben sich die Preise für Standardmodule seit Mai 2023 in etwa halbiert.
Entsprechend haben sich in den vergangenen Wochen die Hiobsbotschaften von den europäischen Modulherstellern gehäuft. Der Dresdner Hersteller Solarwatt will seine Produktion noch im Sommer nach Asien verlagern. Auch der Schweizer Produzent Meyer Burger will sein deutsches Werk schließen.
Hoffnung auf EU-Gesetz
Solche Probleme dürften das beherrschende Thema auf der am Mittwoch beginnenden Intersolar in München werden, der wichtigsten Messe der Branche in Europa. Schon im Vorfeld fordert die Branche von der europäischen Politik, den "Net-Zero Industry Act" mit Leben zu füllen. Das geplante EU-Gesetz soll gewährleisten, dass für den Klimaschutz bedeutende Industrie nicht aus Europa verschwindet.
Doch die Unternehmen vermissen weiterhin klare Perspektiven. "Die Solarbranche in Europa braucht endlich einen konkreten Plan, wie es gelingen soll, dass 40 Prozent des Photovoltaik-Zubaus aus europäischen Fertigungen kommen sollen", heißt es etwa von Solarwatt.