Staatshilfe für Warenhäuser Die nächste Rettung für Galeria
Der Warenhauskonzern Galeria bekommt erneut staatliche Hilfe. 250 Millionen Euro sollen aus dem Stabilisierungsfonds fließen. Experten kritisieren die Entscheidung der Bundesregierung scharf.
Aufatmen beim Galeria-Management in der Essener Warenhauszentrale: Die Staatshilfen sollen schon bald fließen. Das hat Warenhauschef Miguel Müllenbach den rund 17.000 Mitarbeitern in einem Brief mitgeteilt, der dem WDR vorliegt. Demnach soll Galeria, ehemals Karstadt Kaufhof, 250 Millionen Euro aus dem Stabilisierungsfonds des Bundes als stille Einlage erhalten.
Die 2G-Regel im Einzelhandel und abgesagte Weihnachtsmärkte haben der Warenhauskette Galeria laut ihrem Finanzchef besonders im Weihnachtsgeschäft zu schaffen gemacht. Schließlich seien die Kaufhäuser in den Innenstädten systemrelevant. Mit diesem Argument hatte er den Antrag auf staatliche Unterstützung schon im Dezember begründet.
Zweifel an Systemrelevanz von Galeria
Aber der Einzelhandelsexperte Hendrik Schröder von der Universität Duisburg-Essen sieht die Bedeutung der Warenhausgruppe eher als gering an. "Wenn Galeria argumentiert, dass ein Kredit notwendig sei, weil man systemrelevant in den Innenstädten sei, dann muss man sich fragen, warum es nicht gelungen ist, außerhalb der Corona-Zeit diese Systemrelevanz nachhaltig unter Beweis zu stellen."
Im Bundeswirtschaftsministerium bleibt man zur Begründung des Hilfspakets für die Kaufhauskette eher allgemein. Minister Robert Habeck begründete die Hilfen mit den Corona-Maßnahmen. Er sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, vor allem der stationäre Handel habe mit den Einschränkungen zu kämpfen. Daher habe man entschieden, Galeria erneut unter die Arme zu greifen.
Experten werten Kredit teilweise als Skandal
Auch wenn sich der Handelsverband Deutschland über die Hilfe erfreut zeigt, hagelt es Kritik von Handelsexperten, die im "Handelsblatt" teilweise sogar von einem Skandal sprechen. Sie sehen in den Millionenhilfen verbrannte Steuergelder. Denn die Warenhäuser kämpfen seit Jahren mit Problemen, haben in vielen Innenstädten schon Filialen geschlossen und Tausende Mitarbeiter entlassen - die Zukunft: ungewiss.
Aus Schröders Sicht entsteht eine Schieflage, wenn kleine Händler für Corona-Hilfen zahlreiche Anträge ausfüllen müssten und dann noch darum bangten, ob das Geld tatsächlich komme. Viele seien - im Gegensatz zu den Warenhäusern - völlig unverschuldet in diese Not geraten.
"Galeria sieht sich ja nicht nur dem Problem gegenüber, dass in der Corona-Zeit weniger Kunden kommen", sagt Schröder. "Wir haben seit vielen Jahren hausgemachte Management-Probleme. Und Galeria ist schlicht und ergreifend im Online-Wettbewerb nicht gut genug aufgestellt. Das gibt es viele Beispiele im Handel, die es viel besser gemacht haben."
"Dass wir unter halbwegs normalen Bedingungen erfolgreich sind, haben wir Ende Oktober gezeigt", schrieb Galeria-Chef Miguel Müllenbach an die Beschäftigten.
Galeria-Chef will Weg fortsetzen
Vorerst sind die Kaufhäuser wieder einmal gerettet. Und in dem Brief an die Mitarbeiter verbreitet der Galeria-Chef Aufbruchstimmung. "Dass wir unter halbwegs normalen Bedingungen erfolgreich sind, haben wir Ende Oktober gezeigt. Diesen Weg setzen wir jetzt fort", schrieb Müllenbach am Ende des Briefes.
Galeria hat deutschlandweit noch 131 Filialen. Besonders in kleineren Städten wurden die Kaufhäuser seit Jahren nach und nach geschlossen. Die Warenhauskette hatte bereits im vergangenen Jahr einen Staatskredit in Höhe von 460 Millionen Euro erhalten.