Firmengründer Start-ups sammeln Rekordsummen ein
Deutsche Start-ups haben im vergangenen Jahr einen Finanzierungsboom erlebt. Von der Investitionsbereitschaft der Geldgeber profitierten vor allem junge Unternehmen, die den Digitalisierungsschub in der Pandemie nutzen.
Neu gegründete junge Firmen in Deutschland haben im vergangenen Jahr so viel Risikokapital erhalten wie nie zuvor. Die Start-ups konnten mit rund 17,4 Milliarden Euro mehr als dreimal so viel Geld einsammeln wie im Corona-Krisenjahr 2020. Das geht einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft EY hervor.
Demnach stieg auch die Zahl der Finanzierungsrunden um 56 Prozent auf 1160 und erreichte damit ebenfalls einen neuen Rekordwert. Vor allem die Zahl der großen Investitionen mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro ist im Vergleich zum Vorjahr von acht auf 33 "förmlich explodiert". Immer mehr Start-ups kämen an frisches Geld, und die Summen stiegen rasant, sagte EY-Partner Thomas Prüver: "Hinzu kommt, dass auf Investorenseite ein hoher Anlagedruck herrscht. Es ist viel Geld im Markt - das kommt den erfolgversprechenden Jungunternehmen derzeit zugute."
Corona stärkt das Tech-Geschäft
Das meiste Risikokapital floss in junge Firmen aus den Branchen Finanzen, Online-Handel und Software. "Die Pandemie erweist sich immer mehr als Katalysator für einen Start-up-Finanzierungsboom", sagte Prüver. Start-ups mit ihren meist technologiebasierten Geschäftsmodellen profitierten davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat. "Junge Unternehmen sind häufig hoch innovativ und haben vielfach das Potenzial, mit ihren Lösungen den digitalen Umbau der deutschen Wirtschaft voranzutreiben und so als Innovationsmotoren zu fungieren," so der EY-Partner.
Die größte Transaktion in Deutschland fand im September statt und war eine Finanzspritze von 861 Millionen Euro für den Berliner Lieferdienst Gorillas. Bei dem Anbieter können Kunden Lebensmittel und andere Supermarktartikel per App bestellen, die dann kurzfristig nach Hause geliefert werden. Große Investitionen erhielten auch der Münchner Software-Anbieter Celonis, die Smartphone-Bank N26 und der Broker Trade Republic. Insgesamt zählte EY acht Finanzierungsrunden mit mehr als 500 Millionen Euro. Im Vorjahr gab es keine einzige dieser Größenordnung.
Berlin und Bayern liegen als Standorte vorn
Das mit Abstand meiste Geld sammelten Gründer in Berlin ein, gefolgt von Bayern: Von den zehn größten Investitionsrunden im vergangenen Jahr entfielen sieben auf Berliner Firmen und drei auf Jungunternehmen, die ihren Sitz in Bayern haben. "Für die anderen Startup-Standorte ist es hingegen schwer, da mitzuhalten", sagte der EY-Partner. Denn während die durchschnittliche Investitionssumme pro Finanzierungsrunde in Berlin bei 21 Millionen Euro und in Bayern bei 19 Millionen Euro lag, konnten Gründer in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen im Schnitt nur etwa acht beziehungsweise sechs Millionen Euro einsammeln.
Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie in der Regel anfangs keine Gewinne schreiben. Fonds und große Firmen stecken Kapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Geschäftsideen durchsetzen. Sie gelten als Innovationstreiber für die Wirtschaft. Jedoch sinkt seit Jahren die Zahl der Selbstständigen in Deutschland. Und bei der Finanzierung und den Börsengängen von Start-ups liegt Deutschland weit hinter Ländern wie den USA und Großbritannien zurück.