EU plant Strafmaßnahmen Was der Zollstreit mit China für Autokäufer bedeutet
Die EU will die Importe von E-Autos aus China verteuern - womit der Handelskonflikt mit dem Land zu eskalieren droht. Was bedeutet das für die deutsche Autoindustrie und für Verbraucher?
Für die deutschen Autobauer steht viel auf dem Spiel: in keinem anderen Land der Welt verkauft Volkswagen so viele Autos wie in China. Zuletzt waren es im Jahr mehr als drei Millionen. Auch für BMW und Mercedes geht es um Hunderttausende Fahrzeuge, die sie jedes Jahr in der Volksrepublik ausliefern.
"Strafzölle sind natürlich kein Spaß für die deutsche Autoindustrie. Gerade die deutschen Autobauer - Volkswagen, Mercedes, BMW und Porsche - sind stark abhängig vom chinesischen Markt", sagt Frank Schwope, Dozent für Automobilwirtschaft an der Hochschule FHM Hannover. Für sie sei es eine Katastrophe, weil die chinesische Regierung sicherlich Gegenmaßnahmen ergreifen werde.
Vergeltung oder Kompromiss?
Genau die hat die chinesische Regierung schon angedroht. Das Außenministerium in Peking teilte mit, man werde die eigenen Interessen entschieden verteidigen. Auf Seiten der EU aber ist man überzeugt, dass Peking mit Subvention den Wettbewerb verzerrt.
Brüssel droht konkret mit höheren Importzöllen. Man versuche aber, so die EU-Kommission, mit China noch eine andere Lösung zu finden. Drei Hersteller stehen im Fokus: ein Importzoll von gut 17 Prozent entfiele auf Autos von BYD, 20 Prozent auf Fahrzeuge von Geely, 38 Prozent auf die Autos aus der Produktion von SAIC.
Können deutsche Autobauer mögliche Verluste in China ausgleichen, wenn sie dafür nun in Europa mehr Autos verkaufen? Frank Schwope ist skeptisch: "Das hat sicherlich den Effekt, dass der eine oder andere kein chinesisches Auto in Europa kauft, sondern dann doch ein deutsches oder europäisches - aber das kann niemals die Effekte in China aufholen."
Die Befürchtung zeigt sich auch an der Börse: die Aktien von Volkswagen, BMW, Mercedes und Porsche haben in Folge der Meldungen aus Brüssel deutlich verloren. Von höheren Zöllen profitieren könnten dagegen Marken aus Südeuropa.
Unter Wirtschaftsexperten umstritten
Auch unter Ökonomen ist die Einführung von Zöllen umstritten. Der Chef des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte, die EU sollte darauf verzichten, sie zu erheben: Mit einem Handelskrieg sei niemandem gedient, so Fuest. Unter den Industriekonzernen in Deutschland hat sich dagegen eine klare Mehrheit für Zölle ausgesprochen. Das geht aus einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Demnach beklagen viele Unternehmen in Deutschland, die chinesische Regierung verzerre den Wettbewerb.
Für die automobile Konkurrenz aus Frankreich von Peugeot, Renault und Citroen oder Fiat aus Italien hingegen sei der chinesische Markt weitaus weniger wichtig, so Frank Schwope: "Die Franzosen haben in den letzten Jahren in China vielleicht 40.000 Autos verkauft. Fiat hat kurioserweise weniger Autos in China verkauft als Ferrari."
Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen droht
Die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen könnte nun also erst so richtig in Gang kommen - und sich möglicherweise auch auf andere Branchen ausweiten. Wie können sich europäische Hersteller in dieser Lage aufstellen?
Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank, sagt: "Deutsche Produkte, europäische Produkte, die müssen von der Innovation her so toll sein, die müssen technisch so versiert sein, dass sie weltweit so oder so gekauft werden. Das heißt: Man muss an den Produkten auch arbeiten, das ist sehr wichtig."
Produkte mit hoher Qualität aber haben ihren Preis. Und so werden den Streit um Einfuhrzölle auf Elektroautos vor allem auch die Kunden zu spüren bekommen, so Autoexperte Frank Schwope: "Fahrzeuge werden natürlich teurer, gerade im Kleinwagensegment, wo von chinesischer Seite einiges zu erwarten ist - oder in der Kompaktwagenklasse. Das ist natürlich für die Verbraucher eine Katastrophe, wenn sie plötzlich 2.000, 3.000 oder 4.000 Euro mehr bezahlen sollen für ein Auto, das sie heute noch zu deutlich günstigeren Konditionen bekommen."
Die genauen Folgen des Zollstreits sind gegenwärtig schwer absehbar. Klar aber ist: Die Leidtragenden sind also nicht zwangsweise nur die Hersteller, sondern auch die Verbraucher.