Prognose deutlich angehoben IWF zuversichtlicher für chinesische Wirtschaft
Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für China für das laufende Jahr weiter angehoben. Vor allem die Probleme auf dem chinesischen Immobilienmarkt bleiben aber ein Risiko.
Die chinesische Wirtschaft wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem und im nächsten Jahr deutlich stärker zulegen als bislang gedacht. Der IWF teilte heute in Peking mit, 2024 sei nun mit einem Wachstum von 5,0 Prozent zu rechnen. 2025 dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dann um 4,5 Prozent wachsen, sagte IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath. Dies sind gegenüber den jüngsten Schätzungen aus dem April jeweils 0,4 Prozentpunkte mehr.
Gründe für die Korrektur nach oben sind laut Gopinath starke Wachstumszahlen in der Volksrepublik im ersten Quartal und jüngste politische Maßnahmen Pekings. Chinas Kommunistische Partei hatte auf ihrem jährlichen Volkskongress im März ein Wachstumsziel von etwa fünf Prozent für dieses Jahr ausgegeben.
Immobilienkrise belastet die Wirtschaft
Allerdings gibt es auch mehrere Faktoren, die die chinesische Wirtschaft nach wie vor belasten, etwa die Kerninflation. Sie dürfte zwar steigen, aber auf einem niedrigen Niveau verharren, da die Produktion unter ihrem Leistungsvermögen bleibt. Die Krise im Immobiliensektor, der sonst den Konjunkturmotor deutlich mit antrieb, belastet die Wirtschaft zudem schon länger. Auch die Konsumlaune im Inland ist weiter gedrückt, und das Land hat mit einer hohen Arbeitslosenquote unter jungen Menschen zu kämpfen. Zusätzlich sind die Lokalregierungen in China hoch verschuldet.
Nach und nach geht die chinesische Regierung diese Schwächen nun aber an: "Die laufende Korrektur auf dem Wohnungsmarkt, die notwendig ist, um den Sektor auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen, sollte sich fortsetzen", sagte Gopinath. Die Schwächen durch die Schulden der Lokalregierungen und durch kleine Banken, welche die finanzielle Stabilität gefährdeten, habe die Regierung angemessen adressiert.
Um nachhaltig zu wachsen, solle China die Inlandsnachfrage ankurbeln und die Wirtschaft auf Konsum ausrichten, empfahl Gopinath. Die Regierung sollte der Expertin zufolge dafür das soziale Sicherheitsnetz - Sozialhilfe zum Schutz der Haushalte vor Armut - stärken. Zudem könne China den Dienstleistungssektor liberalisieren, um Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Zusätzlich sollte Peking politische Maßnahmen reduzieren, die im verarbeitenden Gewerbe das Angebot verzerren, hieß es.
Handelsbeschränkungen seit Corona verdreifacht
Auch auf die jüngst verordneten Sanktionen der USA gegen bestimmte chinesische Produkte ging der IWF ein: Man erkenne an, dass es zwischen Staaten Streit über die Industriepolitik des jeweils anderen gebe, sagte Gopinath. Das Welthandelssystem müsse sich verbessern, um sich mit diesen Bedenken zu befassen. Einseitige Maßnahmen seien dabei aber nicht der bevorzugte Weg.
Staaten wie die USA und auch die EU werfen China vor, durch staatliche Subventionen etwa in der Solar- oder E-Auto-Industrie mehr herzustellen als nachgefragt wird, weshalb die Produkte in anderen Märkten zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden können, den dortigen Betrieben aber damit schaden.
"Es gibt einen Anstieg von Risiken für das globale Handelssystem und wir sehen erste Zeichen einer Aufspaltung", sagte die 52-jährige Ökonomin. 2023 hatte der IWF weltweit rund 3.000 Handelsbeschränkungen bei den Sanktionen der USA gegen China gezählt. 2019 vor der Corona-Pandemie lag diese Zahl noch bei 1.000, wie Gopinath erklärte.