Öl- und Gasbranche Norwegens Regierung stoppt Streik
Die norwegische Regierung hat einen Streik in der Öl- und Gasindustrie des Landes nach wenigen Stunden beendet. Ein unabhängiges Gremium sei damit beauftragt worden, eine Lösung in dem Tarifkonflikt zu finden, erklärte die Regierung.
Angesichts der Sorge um die Gasversorgung in Europa hat sich die norwegische Regierung in den Streik von Mitarbeitern auf Öl- und Gasplattformen in der Nordsee eingeschaltet. Die Regierung will eine Einigung im Tarifstreit der Gewerkschaft Lederne und der Arbeitgeberorganisation Norsk olje og gass erzwingen, wie es in einer Mitteilung hieß. Auf Aufforderung von Arbeitsministerin Marte Mjøs Persen hätten die Parteien erklärt, dass sie den Streik beenden werden, damit alle so bald wie möglich die Arbeit wieder aufnehmen könnten.
"Energiesicherheit in Europa aufrechterhalten"
"Es ist unverantwortlich, die Gasproduktion in so großem Umfang einzustellen, wie es dieser Streik in den nächsten Tagen zur Folge haben könnte", erklärte die Ministerin. "Die angekündigte Eskalation ist kritisch in der aktuellen Situation, sowohl mit Blick auf die Energiekrise als auch auf die geopolitische Situation, in der wir mit einem Krieg in Europa stehen." Norwegen müsse alles tun, um dazu beizutragen, die Energiesicherheit in Europa und den europäischen Zusammenhalt gegen Russlands Kriegsführung aufrechtzuerhalten, hieß es in der Mitteilung weiter.
Drosselung der Gasexporte um bis zu 60 Prozent
Nach gescheiterten Lohnverhandlungen waren am Dienstag 74 Mitarbeiter auf drei norwegischen Öl- und Gasplattformen in einen Streik getreten. Der Energiekonzern Equinor stoppte infolge des Ausstands die Produktion auf den Feldern Gudrun, Oseberg Sør und Oseberg Øst. Heute wollten weitere 117 Mitarbeiter die Arbeit niederlegen.
Für Samstag war eine erneute Ausweitung des Streiks geplant. "Mit dem angekündigten Streik ab dem 9. Juli würde mehr als die Hälfte der täglichen Gasexporte Norwegens ausfallen", teilte die Regierung mit. Der Arbeitgeberverband hatte gewarnt, bei einer Ausweitung der Streiks drohe eine Drosselung der norwegischen Gasexporte um bis zu knapp 60 Prozent. Der durch den Streik drohende Produktionsrückgang sei "nicht zu rechtfertigen", begründete Ministerin Persen die Intervention.
Regierung darf eingreifen
"Grundsätzlich sind die Parteien selbst dafür verantwortlich, eine Lösung in solchen Fällen zu finden", so Persen. "Aber wenn der Konflikt so große gesellschaftliche Konsequenzen für ganz Europa haben kann, habe ich keine andere Wahl, als in den Konflikt einzugreifen." Laut norwegischem Recht kann die Regierung bei Tarifkonflikten eingreifen und den Streit zur Entscheidung vor ein unabhängiges Tarif-Gremium bringen.
Die europäischen Staaten sind vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges auf Öl aus Norwegen angewiesen. Der Streik löste große Sorgen um die Versorgungssicherheit Europas aus.