IG Metall stellt größte Gruppe Neuer Tesla-Betriebsrat gewählt
Die Beschäftigten in der Elektroautofabrik von Tesla in Grünheide haben einen neuen Betriebsrat gewählt. Dass die IG Metall nun die größte Gruppe stellt, dürfte Unternehmenschef Elon Musk missfallen.
Bei der Tesla-Betriebsratswahl in Grünheide bei Berlin sind knapp 60 Prozent der Sitze an nicht gewerkschaftlich organisierte Listen gegangen. Das teilte der Elektroautobauer gestern Abend unter Berufung auf das vorläufige Wahlergebnis mit. Von 39 Sitzen im neuen Betriebsrat entfallen demnach 23 Sitze an Listen außerhalb der Gewerkschaft.
Allerdings stellt die Gewerkschaft IG Metall, die im neuen Betriebsrat erstmals vertreten ist, nach eigenen Angaben mit voraussichtlich 16 Mitgliedern die größte Gruppe in der Arbeitnehmervertretung. Das könnte ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag nun neues Gewicht verleihen.
Musk gegen Gewerkschaften und Tarifvertrag
Das dürfte wiederum Elon Musk nicht gefallen, macht er doch aus seiner Verachtung für Gewerkschaften kein Geheimnis. In seinen Betrieben in den USA hält Musk Gewerkschaften gezielt heraus. Auch sein Werksleiter in Grünheide, André Thierig, hält einen Tarifvertrag für nicht nötig. Stattdessen kündigte Thierig beim jüngsten Besuch von Musk in Grünheide jährliche Lohnanpassungen an.
Der neue Betriebsrat wird in der kommenden Woche voraussichtlich seine Arbeit aufnehmen. "Wir werden unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat fortsetzen", teilte eine Sprecherin von Tesla mit. An der dreitägigen Betriebsratswahl hatte es nach Angaben von Tesla und der Gewerkschaft großes Interesse gegeben, es sei zu Warteschlangen gekommen. Angetreten waren nach Angaben der IG Metall neun Listen mit 234 Kandidatinnen und Kandidaten.
Bisherige Betriebsratsvorsitzende umstritten
Darunter fand sich auch die bisherige Betriebsratsvorsitzende Michaela Schmitz, die mit einer eigenen Liste erneut kandidierte. Sie hatte sich gegen "externe Einflüsse" durch die Gewerkschaft und Tarifverträge ausgesprochen.
Die IG Metall hatte kritisiert, der bisherige Betriebsrat stehe zu sehr unter dem Einfluss des Managements und nicht komplett auf Seite der Belegschaft. Schmitz hatte dies zurückgewiesen und auf die bislang erreichten Lohnerhöhungen, Sozialleistungen und Verbesserungen beim Arbeitsschutz verwiesen.
Nach der Wahl gratulierte IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze den gewählten Gewerkschaftern. Die IG-Metall-Liste war mit Forderungen nach mehr Einstellungen, der Übernahme von Leiharbeitern, besserem Gesundheitsschutz, längeren Pausen am Band und mehr Urlaub angetreten. All das solle rechtssicher in einem Tarifvertrag zwischen der IG Metall und Tesla geklärt werden, so die Forderung der Metaller.
Kritik an Umständen der Wahl schon im Vorfeld
Um die Tesla-Betriebsratswahl hatte es im Vorfeld Streit gegeben. Die Gewerkschaft forderte mehr Zeit für die Vorbereitung, das Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) stoppte die Wahl im Februar auf Antrag der IG Metall. Doch das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg gab Tesla und dem Wahlvorstand Recht, die Wahl konnte daher wie geplant im März stattfinden.
Auch die erste Betriebsratswahl bei dem US-Elektroautobauer am 28. Februar 2022 - noch vor der Eröffnung des Werks - war mit Kritik einhergegangen. Die IG Metall warf Tesla "Trickserei" vor: Wäre der Wahltermin nur einen Tag später angesetzt worden, hätten mehr der gerade angestellten Mitarbeiter aus Produktion oder der Lackiererei daran teilnehmen können.