Aktienkurs bricht ein Thyssenkrupp-Chefin tritt überraschend ab
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat ihren Rückzug angekündigt. Die Aktie des Industriekonzerns stürzte daraufhin ab. Der Nachfolger an der Führungsspitze soll Pläne für einen Umbau des Unternehmens vorantreiben.
Die Vorstandschefin von Thyssenkrupp, Martina Merz, verlässt überraschend das Unternehmen. Bereits am 1. Juni soll ihr Miguel Ángel López Borrego folgen, der derzeit noch den Autozulieferer Norma führt, teilte Thyssenkrupp mit. López Borrego war davor Chef von Siemens Spanien und Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens Gamesa.
Merz ist seit Oktober 2019 Chefin des Stahl- und Industriekonzerns und die erste Frau auf diesem Posten. Sie verkaufte die profitable Aufzugssparte und strich mehrere Tausend Stellen. Ihr Vertrag war erst im Frühjahr 2022 bis Ende März 2028 verlängert worden. Die ehemalige Bosch-Managerin war aber zuletzt bei Aktionären und den mächtigen Arbeitnehmervertretern unter Druck geraten. Ihre Pläne für eine Abspaltung der Stahlsparte trafen auf Widerspruch. Der geplante Teil-Börsengang der Wasserstofftochter Nucera lässt weiter auf sich warten.
"Im Interesse des Unternehmens"
Merz erklärte, es habe unter ihrer Führung "wesentliche strategische Weichenstellungen" gegeben. Für den Verkauf der Stahlsparte gebe es "vielversprechende Gespräche mit möglichen Partnern". Derzeit stünden "finanzielle Expertise und die weitere Verbesserung der Performance im Vordergrund", da seien "zusätzliche kaufmännische Kompetenzen sicher nützlich", so die scheidende Thyssenkrupp-Chefin. Für diese Schwerpunktsetzung wolle sie "im Interesse des Unternehmens den Weg öffnen".
Der Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Siegfried Russwurm, ebenfalls lange Jahre ein Siemens-Manager, lobte den künftigen Konzernchef López Borrego als einen international geprägten Manager mit breiter Industrieerfahrung auf den Gebieten Digitalisierung und Industrie 4.0 sowie als erfahrenen Finanzexperten. "Mit ihm an der Spitze werden wir den Weg der Transformation auf Basis der entwickelten strategischen Linien fortführen." Der Umbau von Thyssenkrupp sei noch nicht abgeschlossen.
Aktie elf Prozent im Minus
Anleger reagierten an der Börse stark irritiert auf die Nachricht. Die Thyssenkrupp-Aktie büßte bis zum Nachmittag mehr als elf Prozent ein und war damit Schlusslicht im Mittelstands-Index MDAX.