Kult-Auto aus der DDR Ein Trabbi-Cabrio für Südeuropa
Vor 30 Jahren lief in Zwickau der letzte Trabant vom Band. Was wenige wissen: Den "Trabbi" gab es auch als Cabrio. Allerdings nicht in der DDR - die Modelle wurden nur exportiert.
Am 30. April 1991 endete ein Stück Automobilgeschichte: In Zwickau lief der letzte Trabant vom Band. Was nur noch eingefleischte Liebhaber des DDR-Kult-Autos wissen: Der Trabbi wurde auch in einer Cabriovariante produziert, dem Modell Tramp. Dieser wurde aber nicht in der DDR verkauft. 926 Exemplare des 26 PS starken Zweitakter wurden in den 1980er-Jahren nach Griechenland und Spanien exportiert. Sogar ein Werbespot mit einem Stuntman wurde gedreht, der das Auto in Szene setzte. Da der Spot nicht im DDR-Fernsehen lief, konnte der Stuntman selbst das Ergebnis nie sehen. Erst jetzt ist eine Schnittfassung aufgetaucht.
Werbespot ist 36 Jahre alt
Für mehr Kauflust im Süden sollte ein Werbespot sorgen. Hier kam Rennfahrer Jürgen Meißner ins Spiel, der einst zum Team von Legende Ulli Melkus gehörte. 1985 wurde Meißner als Stuntman - zu DDR-Zeiten Kaskadeur genannt - engagiert, um das zivile Cabrio aus Zwickau vor aufregender Kulisse in Szene zu setzen. Das war kein neues Einsatzgebiet: Rennfahrer waren zuvor auch schon mehrfach für Filmstunts vom "Verkehrskompass" gebucht worden.
Rennfahrer Jürgen Meißner drehte vor 36 Jahren als Stuntman den Werbeclip für den Trabant Tramp. Erst jetzt bekam er den Film zu sehen.
Spot lief nicht im DDR-Fernsehen
Erst jetzt, 36 Jahre nach dem Dreh, ist eine Schnittfassung dieses Videos aufgetaucht. So bekam nun auch Stuntman Meißner das Ergebnis zum ersten Mal zu Gesicht. "Wenn man so etwas gemacht hat, möchte man gern das finale Ergebnis sehen. Im Ostkino wurde es nicht gezeigt. Es wurde auch im Ostfernsehen nicht gezeigt. Da war der Film für mich irgendwie weg", sagt der Rennfahrer.
Jetzt kann er kritisch begutachten, wie es ihm damals gelang, mit dem 650 Kilo schweren Fahrzeug von einer Rampe aus lediglich dünnen Brettern abzuheben. Er hatte den Auftrag, das Auto - nebst einem Model auf dem Beifahrersitz - effektvoll durch die Luft schweben zu lassen. "Dadurch sollte vermittelt werden, dass das Auto dem Himmel entgegenfährt. Und Himmel ist immer so ein angenehmes Gefühl, wie Flugzeug fliegen", erinnert sich Meißner.
Nur ein Trabbi als Requisite
Einzig für diese nur wenige Sekunden dauernde Szene saß Meißner im Spot am Lenkrad. Aus heutiger Sicht sei das "total verrückt" gewesen. Bei dem Dreh habe es auch nur ein Modell gegeben, das eingesetzt werden konnte. Darauf habe ihn der Regisseur auch immer wieder hingewiesen: "'Herr Meißner, seien Sie bitte vorsichtig. Wir haben bloß einen Trabbi hier vor Ort. Wir können den auch nicht reparieren lassen.'" Der Trabant Tramp überstand am Ende mehrere Sprungversuche, der Werbespot war nach sozialistischer Vorplanung im Kasten.
Ursprünglich wurde die sogenannte Kübel-Version unter der Bezeichnung Trabant 601 A (A für Armee) ausschließlich als Militärfahrzeug ausgeliefert. Später kam der 601 F (für die Forstwirtschaft) hinzu. Erste Aufnahmen des Trabant Z (Z für zivil) stammen aus dem Jahr 1973 von den Weltfestspielen der Jugend. Zum Kauf wurde dieses Cabrio in der DDR nicht angeboten, aber unter dem Namen Trabant Tramp exportiert.
Der neue "Trabant Tramp" aus Sachsen-Anhalt
In Finneland in Sachsen-Anhalt gibt es den "Trabant Tamp" heute in moderner Version zu kaufen. Stefan Sparka beschäftigt fünf Mitarbeiter, die gemeinsam mit ihm Limousinen oder Kombis zu modernen Tramps umbauen. Und seine Auftragsbücher sind voll. Über das ganze Jahr sei er ausgebucht. Das liege auch an den zurückliegenden warmen Sommern. "Der Tramp ist das perfekte Cabrio", schwärmt Parka.
Die 26-PS-Zweitakter werden in Finneland zu richtigen Sportwagen aufgemotzt: Bis zu 240 Kilometer pro Stunde fährt Parkas größtes Meisterstück. Der Umbau zur kleineren 110-PS-Variante kostet um die 25.000 Euro. Nach oben sind die Grenzen offen. Deutschlandweit und bis in die Schweiz sind die getunten Tramps aus Finneland unterwegs.