Schweizer Bankenfusion UBS bei Credit Suisse fast am Ziel
Die größte Bankenübernahme seit der Finanzkrise vor 15 Jahren steht vor dem Abschluss. In wenigen Tagen dürfte die Credit Suisse in der UBS aufgehen. Die Transaktion ist in der Schweiz umstritten.
Die fast 167-jährige Geschichte der Credit Suisse dürfte in wenigen Tagen beendet sein. Nach einer gemeinsamen Mitteilung mit der UBS soll die Notübernahme der Schweizer Großbank am 12. Juni vollzogen werden. Zu diesem Zeitpunkt werde die Credit Suisse in der größeren UBS aufgehen.
Der Vollzug stehe noch unter dem Vorbehalt, dass die US-Börsenaufsicht SEC dem Vorhaben zustimme. Auch müsse die UBS selbst die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehen oder auf deren Einhaltung verzichten. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg gab es offenbar noch Diskussionsbedarf zwischen der Schweizer Regierung und der UBS im Zusammenhang mit der impliziten Staatsgarantie für die Risiken aus der Übernahme.
Mit dem Zusammenschluss entsteht ein Finanzriese mit einem verwalteten Vermögen von über fünf Billionen Dollar und mehr als 120.000 Mitarbeitern. Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. Experten rechnen damit, dass die UBS Tausende von Stellen streicht, um Doppelstrukturen abzubauen und zu sparen.
Notrettung im März
Die Credit Suisse war im vergangenen Jahr nach zahlreichen Skandalen und Fehlschlägen in eine existenzbedrohende Vertrauenskrise geraten. Als die Kunden im großen Stil Gelder abzogen, organisierte die Schweizer Regierung Mitte März eine Notübernahme durch den Branchenprimus UBS.
Sie wollte damit verhindern, dass sich nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank im nervösen Marktumfeld eine größere Bankenkrise entwickelte. Insgesamt stellten die Schweizerische Nationalbank und die Regierung über 200 Milliarden Franken an Liquiditätshilfen und Garantien zur Verfügung.
Umstrittene Transaktion
Die Transaktion ist in der Schweiz umstritten. Nur 15 Jahre nach der Stützung der UBS hatte der Staat erneut einspringen müssen. Nun wird befürchtet, dass eine Rettung der neuen UBS, die über eine rund doppelt so große Bilanz verfügt wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung, die Kräfte des Landes übersteigen könnte. Zudem werden die Folgen für den Wettbewerb und die Gefahr dauerhafter Stellenverluste kritisiert.
Um dem entgegenzuwirken, wird eine Abspaltung des Credit-Suisse-Geschäfts im Heimatmarkt diskutiert. UBS-Konzernchef Sergio Ermotti will einen solchen Schritt prüfen und bis zum Ende des Sommers eine Entscheidung fällen.
Dagegen plant die UBS offenbar, ihr Asien-Geschäft nach der Übernahme auszubauen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg spricht die Großbank derzeit mit mehr als 100 Investmentbankern der Credit Suisse in Südkorea, Thailand, Vietnam und Indien, um diese im Konzern zu halten.