Gashändler in der Krise Uniper ist jetzt Staatskonzern
Die Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine ließen den Gasimporteur fast kollabieren - nun gehört Uniper zu 99 Prozent dem deutschen Staat. Die Kosten der Rettungsaktion könnten sich laut Konzern auf 30 Milliarden Euro summieren.
Der angeschlagene Gashandels-Konzern Uniper ist weitestgehend verstaatlicht. Die Beteiligung des Bundes an dem Energieversorger sei vollzogen, teilten Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Übernahme diene der Energieversorgung in Deutschland.
Der Bund kaufte nun über eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro 93 Prozent der Anteile an Uniper. Weitere sechs Prozent der Anteile erwarb der Staat für 500 Millionen Euro vom bisherigen finnischen Hauptaktionär Fortum. Für "künftige Kapitalbedarfe" sind bis zu 25 weitere Milliarden eingeplant. Damit besitzt die Bundesregierung nun etwa 99 Prozent des Unternehmens.
Mehr Unterstützung nötig
Uniper schätzt, dass die erforderlichen staatlichen Hilfen bis Ende 2024 auf insgesamt mehr als 30 Milliarden Euro steigen könnten. Am Mittwoch hatte Uniper bereits weitere 5,5 Milliarden Euro erhalten. Insgesamt flossen in diesem Jahr 13,5 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung über Eigenkapitalmaßnahmen an Uniper.
"Um es klar zu sagen: Dies sind Kosten, die Uniper und Deutschland als Folgen des Kriegs gegen die Ukraine und der Einstellung der Gaslieferungen aus Russland entstanden sind", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach.
Staatshilfe mit Auflagen
Die Europäische Kommission hatte dem Rettungsplan für Uniper am Dienstag endgültig zugestimmt, aber einige Auflagen gemacht. Der Bund muss seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zurückfahren, eine Verlängerung ist nur mit Genehmigung der EU-Kommission möglich.
Zudem muss Uniper Geschäftsbereiche verkaufen, "die einen großen Teil seiner Einnahmen ausmachen", wie die Kommission erklärte. Dazu gehören das Kohle-Kraftwerk Datteln 4 in Deutschland, das Kraftwerk Gönyu in Ungarn sowie eine Reihe internationaler Tochtergesellschaften. Uniper muss zudem einen Teil seiner reservierten Gasspeicher- und Pipeline-Kapazitäten für Konkurrenten freigeben.
Neue Mitglieder im Uniper-Aufsichtsrat
Der Konzern bleibe für die Führung der Geschäfte "selbst verantwortlich", betonten die Ministerien. Für die Vorstände und Aufsichtsräte gelten Vergütungsbeschränkungen. Im Aufsichtsrat von Uniper sollen vier neue Mitglieder die Vertreter des bisherigen Hauptaktionärs Fortum ersetzen. Der Bund will die ehemalige Geschäftsführerin der Bundesfinanzagentur, Jutta Dönges, und die Energierechtlerin Ines Zenke entsenden.
Neuer Aufsichtsratsvorsitzender soll Tom Blades werden, bis 2021 Chef des Industriedienstleisters Bilfinger. Uniper hat zudem den Investmentbanker Markus Schenck nominiert.
Uniper fliegt aus dem SDAX
Die erst reduzierten und dann ausgebliebenen Gaslieferungen aus Russland hatten Uniper an den Rand der Insolvenz gebracht - der Konzern musste die Lieferverpflichtungen seinen rund 1000 Kunden gegenüber einhalten und Gas zu sehr viel höheren Preisen einkaufen. In den ersten neun Monaten des Jahres häufte der Konzern 40 Milliarden Euro Verlust an.
Wegen der Verstaatlichung flog Uniper aus dem Deutschen Aktienindex. Uniper werde aus dem SDAX für kleinere Unternehmen gelöscht, teilte die Deutsche Börse am Mittwochabend mit. Der Streubesitz sei "im Zusammenhang mit einer Übernahme" auf unter zehn Prozent gesunken. Damit erfülle das Unternehmen nicht mehr die Basiskriterien für den Verbleib im Index. Die Anpassung werde zum 27. Dezember wirksam.