Unternehmen geben Kosten weiter Teure Energie lässt Preise steigen
Deutsche Unternehmen können hohe Kosten für Energie und Rohstoffe noch schultern. Die Produktion vieler Branchen ist noch nicht gefährdet. Doch für die Kunden bedeutet das in vielen Fällen höhere Preise.
Der Preisauftrieb für viele Produkte und Dienstleistungen in Deutschland bleibt bestehen. Beispielsweise werden die deutlich gestiegenen Energiekosten, die bei den Unternehmen anfallen, zumeist an die Kundschaft weitergegeben.
In der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie sind die Preissprünge bereits eklatant. Um rund 22 Prozent erhöhten die Unternehmen aus der Branche die Preise im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies verschaffte den Firmen laut dem Branchenverband VCI in den ersten drei Monaten 2022 einen Umsatzsprung von mehr als 28 Prozent.
Angst vor einem Gasembargo in der Chemiebranche
Die Umsatzbilanz kann allerdings über massive Probleme in der Branche nicht hinwegtäuschen. Die kletternden Preise für Energie und Rohstoffe bereiten den Unternehmen ernste Sorgen. Sie fürchten vor allem eine Knappheit bei Gas und Öl infolge des Krieges in der Ukraine, so VCI-Präsident, Evonik-Chef Christian Kullmann: "Vom erhofften Aufschwung nach dem Corona-Winter ist nichts mehr übriggeblieben." Die Perspektiven der Branche seien "zunehmend düster". Ein Gasembargo oder ein Stopp der Gaslieferungen aus Russland hat laut Kullmann "verheerende Auswirkungen".
In der Branche sei auf Kundenseite in der Industrie bereits eine zögerliches Verhalten zu erkennen. Sie drosselten wegen gestörter Lieferketten ihre Produktion und bestellten weniger Chemikalien. Den Chemie- und Pharmaunternehmen falle es zunehmend schwerer, höhere Kosten an die Kunden abzuwälzen. Die Kapazitätsauslastung der Branche liege mit knapp 81 Prozent bereits unterhalb des Normalbereichs.
Auch der Mittelstand gibt Energiekosten weiter
Hohe Kosten für Energie und die mittelfristigen Folgen für Unternehmen und deren Kunden waren auch Gegenstand einer aktuellen Umfrage der staatlichen Förderbank KfW zum deutschen Mittelstand. Die Mehrheit der Mittelständler in Deutschland kann nach eigenen Angaben längerfristig höhere Belastungen durch steigende Energiekosten zwar stemmen. Auch hier aber muss der Kunde allerdings auf höhere Preise einstellen.
Laut der Umfrage haben vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland bereits ihre Preise für Produkte und Dienstleistungen erhöht, um steigende Kosten auszugleichen. Ein weiteres Drittel der Mittelständler plane, bis Ende des Jahres an der Preisschraube zu drehen.
"Dabei reicht jedes fünfte Unternehmen die gestiegenen Energiekosten vollständig an die Kunden weiter", so die KfW. Von Januar bis Ende April 2022 sind laut dem Institut die Energiekosten bei mehr als der Hälfte der Firmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, führte die KfW aus. Im Durchschnitt lagen die Energiekosten bei den betroffenen Unternehmen in den vier Monaten danach um 41 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Unsicherheit im Mittelstand und der Industrie
"Die weitere Entwicklung des Ukraine-Kriegs und entsprechende Auswirkungen auf die Energiepreise bergen allerdings eine hohe Unsicherheit," so die KfW in ihrer Umfrage. Ähnlich ungewiss ist die Lage auch für die Chemie- und Pharmahersteller im Rest des Jahres. Eine Prognose für 2022 gibt der VCI wegen der unabsehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Null-Covid-Strategie Chinas nicht ab. Die ursprünglichen Ziele hatte der Verband bereits im März zurückgezogen.