Schleppender Verkauf von E-Autos Dämpfer für Volkswagens Elektro-Strategie
Volkswagen verkauft offenbar deutlich weniger E-Autos als geplant. In seinem Werk in Emden muss der Autobauer die Produktion drosseln. Angesichts sinkender Förderung und hoher Strompreise scheinen die Kunden verunsichert.
Während der Boom bei E-Autos anhält, muss Volkswagen bei seinen Absatzplänen offenbar zurückstecken. Nach Angaben des Betriebsrats muss der Autohersteller in seinem Werk in der ostfriesischen Stadt Emden vorübergehend die Produktion von E-Autos drosseln.
Spätschicht gestrichen
In den kommenden beiden Wochen bis zu den Werksferien werde die Spätschicht bei der Fertigung des Kompakt-SUV ID.4 und bei den ersten Modellen der neuen Elektro-Limousine ID.7 gestrichen, sagte Betriebsratschef Manfred Wulff und bestätigte damit einen Bericht der "Nordwest-Zeitung". Eine VW-Sprecherin in Emden sagte dem Blatt: "Wir sind zuversichtlich, dass die Auslastung des Werks mit der Markteinführung des ID.7 Ende des Jahres wieder steigt."
Während die Produktion von Verbrennermodellen wie etwa des Passats unverändert weiterläuft, sollen die dreiwöchigen Werksferien für die Beschäftigten im E-Segment zudem um eine Woche verlängert werden. Außerdem sollen rund 300 der aktuell 1500 Leiharbeiter in Emden ab August nicht weiterbeschäftigt werden.
Lücke im Modellmix
Der Grund für die Produktionseinschränkungen ist nach Angaben des Betriebsrates ein schwächelnder Absatz von E-Fahrzeugen. "Die Kundenzurückhaltung merken wir in der Elektrowelt ganz vehement", sagte Wulff. Die Verunsicherung bei Kunden sei groß. Die Nachfrage liege fast 30 Prozent unter den ursprünglich geplanten Produktionszahlen.
Die Kaufzurückhaltung bei E-Autos dürfte mit der im Januar gekappten staatlichen Prämie für E-Autos und den hohen Strompreisen zusammenhängen. Zudem ist der Fördertopf gedeckelt und könnte nach Expertenschätzungen Ende 2023 erschöpft sein. Zwar sind Elektroautos noch bis 2030 pauschal von der Kfz-Steuer befreit. Eine Studie des Duisbuger CAR-Instituts vom vergangenen Dezember geht dennoch von einer möglichen Halbierung des Absatzes im kommenden Jahr aus.
Das Preisgefüge deutscher E-Autos deutet auch auf eine Lücke im Modellmix hin. Im Segment der Elektro-Kleinwagen haben deutsche Hersteller weiterhin wenig im Angebot. Hinzu kommt, dass die Gesamtkalkulation der Kosten gerade bei Klein- und Kleinstwagen mit Elektroantrieb im Vergleich zu Verbrenner-Varianten noch sehr ungünstig ausfällt - wegen des hohen Preises der Batterie.
"Warnsignal für die Branche"
Nach Angaben des Betriebsrats war am VW-Standort Emden ursprünglich der Start einer dritten Fertigungsschicht für die E-Modelle im Herbst geplant. Der offizielle Festakt zum Start der Fertigung des ID.7 in Emden wird nach Angaben von Volkswagen verschoben.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) wertete die Entscheidung als "nachvollziehbar", sieht aber auch ein Warnsignal für die Branche. "Die Zulassungszahlen von E-Autos sind weiter hoch, was wir aber mit Sorge betrachten, ist die aktuelle Delle in der Nachfrage - und zwar nicht nur bei Volkswagen, sondern bei allen Herstellern", sagte Lies. Die stark eingedampfte Förderung sei eine enorme Herausforderung. Lies sprach sich dafür aus, über neue Kaufanreize zu diskutieren, etwa über eine vergünstigte Mehrwertsteuer.