Deutsche Häfen stehen still Hafenarbeiter erneut im Warnstreik
Im Konflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter haben in allen wichtigen deutschen Nordseehäfen erneut Warnstreiks der Gewerkschaft ver.di begonnen. Damit droht Deutschlands größten Seehäfen bis Samstagmorgen der Stillstand.
In allen wichtigen deutschen Nordseehäfen hat am Morgen ein weiterer Warnstreik der Hafenarbeiter begonnen. Seit 6.00 Uhr hätten Mitarbeiter der Frühschicht in Bremen und Bremerhaven die Arbeit niedergelegt, wie der ver.di-Bezirksgeschäftsführer Bremen-Nordniedersachsen, Markus Westermann, am Morgen der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Arbeitsniederlegungen seien bis Samstagmorgen um 6.00 Uhr geplant. Auch am Hamburger Hafen habe der Warnstreik begonnen, sagte der Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr und Maritime Wirtschaft bei ver.di Hamburg, Stephan Gastmeier. "Die Kollegen haben ihre Posten bezogen." Der Streik sei ebenfalls bis zum Samstagmorgen geplant.
Keine Einigung mit dem ZDS gelungen
Damit droht Deutschlands größten Seehäfen abermals Stillstand - diesmal für 48 Stunden. Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten aufgefordert, bis zum Samstagmorgen die Arbeit niederzulegen. Die Warnstreiks sollen laut ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth neben dem mit Abstand größten deutschen Seehafen Hamburg auch Emden, Wilhelmshaven und Brake betreffen.
Bei einem gestern kurzfristig anberaumten Verhandlungstermin sei keine Einigung mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gelungen. Die Verhandlungen seien aktuell unterbrochen. Dennoch strebe ver.di nach wie vor eine Lösung des Tarifkonflikts auf dem Verhandlungsweg an.
Beide Seiten verhandeln für rund 12.000 Beschäftigte in 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Die Hafenarbeiter hatten bereits im Juni zweimal die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt, zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden.
Ver.di fordert Inflationsausgleich
Ver.di fordert für die Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen Inflationsausgleich von 7,4 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Aufstockung der jährlichen Zulage für Containerbetriebe um 1200 Euro durchsetzen.
Der ZDS hat nach mehrmaligen Nachbesserungen zuletzt ein "finales Angebot" auf den Tisch gelegt, das der Verband für Containerbetriebe mit einem Volumen von bis zu 12,5 Prozent beziffert, und für konventionelle Betriebe mit 9,6 Prozent, allerdings bei einer Laufzeit von 24 Monaten.
Containerstau dürfte sich verschärfen
Die Auswirkungen des Warnstreiks auf die Abfertigung der Container- und Frachtschiffe dürften erheblich sein und das Be- und Entladen der Schiffe weitgehend zum Erliegen bringen. Damit verschärft sich die ohnehin gespannte Lage mit einem Schiffsstau auf der Nordsee weiter und die Abläufe an den Kaikanten dürften noch weiter aus dem Tritt geraten. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel nannte den Streikaufruf angesichts der zulasten von Verbrauchern und Unternehmen gestörten Lieferketten "unverantwortlich".
Coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin schon lange großes Chaos. Nach jüngsten Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken in der Nordsee mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Derzeit warten rund 20 Frachter auf Ankerplätzen in der Deutschen Bucht auf Abfertigung, die meisten mit Ziel Hamburg.