Sorge um US-Konjunktur Die Angst vor dem Rückfall in die Rezession
Zunächst sah alles gut: Bereits im vergangenen Herbst konnte die US-Regierung wieder Wirtschaftswachstum vermelden. Doch der Aufschwung blieb schwach und kommt bis heute nicht bei den meisten Amerikanern an. Stattdessen herrscht die Angst vor dem Rückschlag - und die bestimmt auch das Treffen der Notenbankchefs.
Von Sabine Müller, HR-Hörfunkstudio Washington
Der Fraktionschef der Republikaner im Abgeordnetenhaus, John Boehner, weiß, wie man Schlagzeilen macht. Gerade hat er Massenentlassungen gefordert - Präsident Barack Obama solle sein komplettes Team an Wirtschaftsberatern feuern, so Boehner, allen voran Finanzminister Timothy Geithner. Diese Zuspitzung ist natürlich Wahlkampf-Rhetorik, aber sie ist nicht weit entfernt von dem, was viele Amerikaner denken. Sie schauen auf die wirtschaftliche Lage im Land und fragen sich: Warum geht es nicht wirklich aufwärts, was macht diese Regierung falsch?
Für die meisten ist der Präsident verantwortlich
Der Präsident sagt gerne, dass es mit der wirtschaftlichen Erholung sei wie mit der Genesung nach einer Krankheit. Die dauere, man fühle sich jeden Tag nur ein kleines bisschen besser, mache ein paar Schritte vorwärts. Chefarzt Dr. Obama kann durchaus darauf verweisen, dem Patienten fleißig Medizin verabreicht zu haben: Seine Regierung hat das größte Konjunkturpaket der US-amerikanischen Geschichte aufgelegt, hat Autobauer und Banken vor dem Kollaps gerettet und hat gerade nochmal 26 Milliarden Dollar investiert, um die Jobs von Hunderttausenden Lehrern, Polizisten und Feuerwehrleuten zu retten.
"Wir wären auch schon weiter", sagt Obama, "wenn die Republikaner mitarbeiten würden statt nur zu blockieren." Doch für die Bürger ist klar, wer für die Wirtschaftslage verantwortlich ist: der Präsident. Noch nie hatte Obama so schlechte Zustimmungswerte für seine Handhabung der Wirtschaft. 80 Prozent der Amerikaner meinen, der US-Wirtschaft gehe es schlecht oder sehr schlecht.
Zunächst sah alles ganz gut aus
Dabei sah zunächst alles ziemlich gut aus: Schon im vergangenen Herbst konnte die Regierung wieder Wirtschaftswachstum vermelden, das war deutlich früher als erwartet. Den krisengebeutelten Banken ging es schnell wieder blendend und Unternehmen im ganzen Land vermeldeten Zuwächse. Das große Problem: Der Aufschwung war nicht von Dauer, er fällt schon wieder in sich zusammen.
Die Angst geht um vor der "double dip recession", dem Rückfall in die Rezession. Und vor allem ist das bisschen Aufschwung nicht stark genug, um die hohe Arbeitslosigkeit zu senken - und das heißt: Was immer an Erholung da ist, kommt nicht bei den Menschen an. Traditionell treibt der Konsum die amerikanische Wirtschaft an, aber die Amerikaner konsumieren zurzeit nicht. Entweder, weil sie einfach kein Geld zum Ausgeben haben oder weil sie Angst haben.
Gerade gab es neue Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser: Sie brachen im Juli um 27 Prozent ein. Da können die Hypothekenzinsen noch so niedrig sein und die Hauspreise noch so verlockend - wer Angst vor der Zukunft hat, der hält sein Geld zusammen und gibt es nicht aus.
Selbsttragender Aufschwung oder Rückfall?
Die Sorge um die USA wird auch die traditionelle Tagung der wichtigsten Notenbanker bestimmen, die im Ferienort Jackson Hole in Wyoming beginnt. Die Währungshüter der Weltwirtschaft werden vor allem darüber diskutieren, wie lange sie die globalen Finanzmärkte noch mit Geld überschwemmen müssen, bevor die Krise endlich überwunden ist und sich der Aufschwung von selbst trägt.
Der lockere Rahmen mit Sternegucken und Besuchen auf der Pferderanch sollte dabei niemanden täuschen - die ohnehin nervösen Finanzmärkte werden auf jede Regung aus Jackson Hole achten. Wenn dort ein Spitzen-Notenbanker wie Fed-Chef Bernanke unruhig zuckt, wird man das weltweit spüren.