GM und Chrysler präsentieren Sanierungskonzepte Alles oder nichts für US-Autokonzerne
Für General Motors und Chrysler geht es in den nächsten Wochen um alles oder nichts: Heute präsentieren die beiden Autokonzerne der US-Regierung ihre Sanierungskonzepte. Können sie die "Task Force" um Finanzminister Geithner überzeugen? Sicher ist: Fließt kein frisches Geld, stehen die Bänder wohl bald für immer still.
Von Anna Engelke, NDR-Hörfunkstudio Washington
Haben die US-Autokonzerne General Motors und Chrysler eine Chance, am Markt zu überleben? Um diese Kernfrage geht es, wenn die beiden Firmen heute in Washington ihre Sanierungskonzepte präsentieren. Zur Zeit lautet die Antwort auf diese Frage schlicht: Nein. Denn die beiden Firmen haben bisher nur deshalb keinen Bankrott anmelden müssen, weil der Staat ihnen im vergangenen Dezember viel Geld geliehen hat: insgesamt 13,4 Milliarden Dollar. Der dritte US-Autobauer Ford ist bislang ohne Kredit ausgekommen und muss deswegen heute kein Sanierungskonzept vorlegen.
Die Erwartung im Weißen Haus an die Sanierungspläne von GM und Chrysler formuliert David Axelrod, einer der engsten Berater von Präsident Obama, so: "Wir brauchen eine Autoindustrie in den USA. Davon sind Millionen Existenzen abhängig. Nicht nur in den Autofabriken, auch bei den Zulieferern und Händlern. Die Konzerne müssen umstrukturiert werden, damit sie in Zukunft wettbewerbsfähig sind."
Stellen gestrichen, Verkäufe brechen ein
In den vergangenen zwei Jahren sind bei GM und Chrysler bereits 100.000 Jobs weggefallen. Experten rechnen damit, dass die beiden Konzerne noch weitere 25.000 bis 50.000 Stellen streichen müssen, um wirklich überleben zu können. Zur Zeit sieht es düster aus. Wegen der tiefen Rezession im Land kaufen die Amerikaner kaum noch Autos. Der Januar war der schlechteste Verkaufsmonat seit 1982 und auch im laufenden Februar sieht es nicht viel besser aus.
Ob die Sanierungspläne von GM und Chrysler etwas taugen, das soll eine Arbeitsgruppe unter Leitung von US-Finanzminister Timothy Geithner bis Ende März prüfen. Präsidentenberater David Axelrod machte im Vorfeld deutlich: "Nicht nur die Mitarbeiter werden Opfer bringen müssen, auch die Geldgeber, die Aktionäre und die Führungsebene. Alle müssen mit anpacken."
Autokonzerne fordern 20-Milliarden-Kredit
Nur wenn die angeschlagenen US-Autobauer schlüssig erklären können, wie sie wieder in die schwarzen Zahlen kommen wollen, können sie mit weiteren Krediten aus Washington rechnen. Der ehemals weltgrößte Autohersteller GM will zusätzlich vier Milliarden Dollar, Chrysler drei Milliarden. Insgesamt wären das dann Kredite von über 20 Milliarden Dollar.
Es geht um eine Millionen Arbeitsplätze
Die in Deutschland viel diskutierte Frage, ob General Motors seine deutsche Tochter Opel möglicherweise verkauft, ist in den USA bisher überhaupt kein Thema. Hier geht es vor allem um die Frage, ob alle drei US-Autokonzerne überleben können, wenn die Amerikaner weiterhin so wenige Autos kaufen. Viele Experten sind der Ansicht, dass sich nur die beiden größten, also General Motors und Ford, halten können. Autofachmann Aaron Bragman spricht von einer neuen Realität: "Die Autoindustrie wird weltweit schrumpfen, es wird weniger Konzerne geben und ob Chrysler überlebt, wird sich in den nächsten zwei Monaten entscheiden.
Wenn aber Chrysler Pleite gehen sollte, könnte dies auch Auswirkungen auf den Rest der amerikanischen Autoindustrie haben. Zum Beispiel auf die vielen Zuliefererbetriebe im ganzen Land. Insgesamt hängen an den drei US-Autokonzernen eine Million Arbeitsplätze.