ADAC-Umfrage Was E-Autofahrer auf Langstrecken vermissen
Defekte, nicht betriebsbereite oder unauffindbare Ladesäulen, Probleme bei der Freischaltung, unklare Kosten - viele Fahrer von Elektroautos haben auf längeren Distanzen Probleme. Das zeigt eine Umfrage des ADAC.
Fernreisen mit dem Elektroauto sind für viele Fahrer immer noch mit Hindernissen behaftet. Das liegt besonders an der mangelhaften Ladesäulen-Infrastruktur, wie eine Umfrage des ADAC ergeben hat. Danach sind fast 40 Prozent der 400 befragten Fahrer mit der Ladesituation auf Langstrecken unzufrieden. Die Befragten wünschen sich einen weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur, eine einfachere Abläufe, verlässlichere Ladesäulen sowie günstigere Preise und schnelleres Laden.
In Sorge, die nächste Schnellladestation nicht rechtzeitig zu erreichen, sind hingegen nur wenige Elektroauto-Fahrer (23 Prozent). Reichweitenangst treibt also anscheinend vor allem diejenigen um, die noch kein E-Auto besitzen, so die Schlussfolgerung des ADAC. Fast ein Drittel der Befragten gaben an, dass Ladeversuche manchmal oder sogar häufiger scheitern. Als Hauptgrund nannten sie defekte, nicht betriebsbereite oder nicht auffindbare Ladesäulen. Dahinter folgten Probleme bei der Freischaltung und nicht akzeptierte Ladekarten oder -Apps.
Unübersichtliche Preisgestaltung
Auch mit der Preisgestaltung sind viele Autofahrer nicht einverstanden. 27 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Preise pro Ladevorgang nicht angemessen finden, zwei Drittel befürchten, dass das Laden künftig noch teurer wird. Auch bei der Handhabung der Zahlungsvorgänge gibt es offensichtlich Verbesserungsbedarf: Ad-hoc-Bezahlen mit gängigen Giro-, Debit- oder Kreditkarten via Kartenlesegerät würde laut der Umfrage für 67 Prozent den Bezahlvorgang erleichtern. Neue öffentliche Ladesäulen müssen nach der neuen Ladesäulenverordnung nun ab Mitte 2023 mit Lesegeräten für Debit- und Kreditkarten ausgestattet sein.
Zudem halten nur 38 Prozent der Befragten die Information über die Kosten für ausreichend. "Elektroautofahrer können an Ladesäulen oft nicht erkennen, welche Preise tatsächlich abgerechnet werden, und teilweise sind die Preise für das Ad-hoc-Laden doppelt so hoch wie die für Vertragskunden", kritisierte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze. Angesichts der Preisunterschiede und Unübersichtlichkeit der Tarife seien die Kosten für einen Ladevorgang kaum zu kalkulieren.
Tesla-Fahrer sind zufriedener
Ein besonderes Ärgernis für viele Befragte sind darüber hinaus Autofahrer, die nach dem Laden die Säule nicht zügig wieder frei machen: Fast drei Viertel gaben an, eine Blockiergebühr zu befürworten, wenn ein E-Auto auf Langstrecken den Ladeplatz über das Laden hinaus belegt.
Im Rahmen der ADAC-Umfrage wurden 400 Fahrer von reinen Elektroautos online befragt, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens einmal eine Strecke ab 100 Kilometern (einfach) mit ihrem Fahrzeug zurückgelegt und dabei eine öffentliche Schnellladesäule genutzt haben. Das Laden im städtischen Umfeld war nicht Bestandteil der Umfrage. Als Vergleichsgruppe hat der ADAC zusätzlich auch 100 Tesla-Fahrer zu ihren Erfahrungen beim Laden an den "Superchargern" des US-Herstellers befragt. Diese wurden in fast allen Kategorien wie Zufriedenheit oder Freischaltung der Lademöglichkeiten besser bewertet.
Blackrock investiert 700 Millionen
Doch auch für Nicht-Tesla-Fahrer dürfte sich die Lage demnächst verbessern. So hat der Ladenetzbetreiber der Autokonzerne, Ionity, einen neuen Investor gewonnen, der kräftig in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren will. Es handelt sich um Blackrock, den weltweit größten Vermögensverwalter. Zusammen mit den bisherigen Beteiligten - den Autoherstellern Audi, BMW, Daimler, Ford, Hyundai und Porsche - will Blackrock 700 Millionen Euro investieren. Wie sich die Summe aufschlüsselt, wurde nicht bekannt. Offenbar steuert der US-Investor aber den größten Teil der Summe bei. Die Zahl der Schnellladestationen soll von 400 in zwei Dutzend europäischen Ländern auf mehr als 1000 mit rund 7000 Ladepunkten bis 2025 steigen.
Ionity bietet Schnell-Ladestationen mit bis zu 350 Kilowattstunden Ladekapazität an - wobei der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Bisher ist die vor vier Jahren gegründete Gemeinschaftsfirma auf Standorte an wichtigen Autobahnen und Schnellstraßen in Europa beschränkt. Künftig will der markenübergreifende Anbieter auch an viel befahrenen Verbindungsstraßen zu Großstädten seine Säulen aufbauen. Außerdem will Ionity Flächen für eigene Standorte mit Ladeparks unter dem Markenzeichen des Rotmilans erwerben.