Vorwürfe der US-Behörde FTC Lockt Amazon Kunden in "Prime"-Abos?
Die amerikanische Verbraucherschutzbehörde wirft dem Online-Händler Amazon "manipulative" Mittel vor, damit Kunden kostenpflichtige "Prime"-Abonnements abschließen. Kündigungen sollen ihnen erschwert worden sein.
Die US-Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission (FTC) hat Amazon wegen des Vorwurfs verklagt, der US-Konzern habe Kunden sein kostenpflichtiges Abonnement "Prime" aufgedrängt. Der E-Commerce-Riese habe jahrelang "Millionen Verbraucher" dazu gebracht, sich unwissentlich und ohne Einwilligung bei Amazon Prime anzumelden, erklärte die FTC.
Auch habe das Unternehme "wissentlich" das Verfahren für eine Kündigung von Prime erschwert, so die Behörde. In einer Erklärung bezeichnete Amazon die Anschuldigungen der FTC als "faktisch und rechtlich falsch".
Vorwurf der "manipulativen" Designoberflächen
Die Klage vor einem Bundesgericht in Seattle ist eine von mehreren Maßnahmen, die die Regierung von US-Präsident Joe Biden ergriffen hat, um die Marktmacht der großen Technologieunternehmen einzudämmen und den Wettbewerb zum Schutz der Verbraucher zu stärken.
Der Online-Handelsriese hat laut FTC "manipulative, zwanghafte oder irreführende" Designoberflächen - sogenannnte "Dark Patterns" - verwendet, damit Kunden sich bei "Prime"-Abos anmelden, die sich automatisch verlängern. Zwar habe seinen Stornierungsprozess inzwischen geändert, allerdings seien für eine Kündigung immer noch "fünf Klicks auf dem Desktop und sechs auf dem Handy" erforderlich.
"Amazon hat Menschen ohne ihre Zustimmung in wiederkehrende Abonnements gelockt und gefangen genommen, was die Nutzer nicht nur frustriert, sondern sie auch viel Geld kostet", sagte die FTC-Vorsitzende Lina Khan. Die Behörde fordert zivilrechtliche Strafen und eine dauerhafte Unterlassungsverfügung, um zukünftige Verstöße zu verhindern.
"Prime" größtes Abo-Programm der Welt
Der US-Verbraucherschutzbehörde zufolge ist "Amazon Prime" das größte Abo-Programm der Welt mit einem Jahresumsatz von 25 Milliarden Dollar. Die mehr als 200 Millionen Mitglieder erhalten einen schnellen, kostenlosen Versand von Artikeln, Rabatte und Zugang zu Filmen, Musik und Fernsehserien.
"Prime"-Mitglieder in den Vereinigten Staaten zahlen aktuell 139 Dollar pro Jahr und sind für einen großen Teil des Umsatzes von Amazon verantwortlich. In Deutschland kostet die "Prime"-Mitgliedschaft 89,90 Euro im Jahr.
In einer Erklärung hieß es Amazon: "Die Wahrheit ist, dass die Kunden Prime lieben, und wir haben es so konzipiert, dass es für Kunden klar und einfach ist, sich für eine Prime-Mitgliedschaft anzumelden oder sie zu kündigen."
Kündigungsprozess "Ilias" genannt
Verbraucher, die "Prime" kündigen wollten, mussten sich dagegen laut der FTC-Beschwerde wie durch ein Labyrinth bewegen. Amazon habe das Kündigungsverfahren selbst als "Ilias" bezeichnet, was sich auf Homers Epos über den langwierigen Trojanischen Krieg bezieht. "Das Hauptziel des Prime-Kündigungsprozesses war es nicht, Abonnenten eine Kündigung zu ermöglichen, sondern sie zu stoppen", so die FTC.
Es ist nicht das erste Mal, dass Amazon Ärger mit der Verbraucherschutzbehörde hat. Am 31. Mai kündigte die FTC einen Vergleich in Höhe von 5,8 Millionen Dollar mit Amazons Türklingel-Kameradienst Ring an. Zuvor hatte die Behörde festgestellt, dass die Kameras zum Ausspionieren einiger Kunden verwendet worden waren.
Vorwürfe wegen Alexa
Außerdem wirft die FTC Amazon vor, die Datenschutzrechte von Kindern beim virtuellen Assistenten Alexa zu verletzen. Der Konzern lösche die Aufzeichnungen von Alexa auf Wunsch der Eltern nicht und bewahre sie länger als nötig auf.
Im Rahmen des Vergleichs hatte sich Amazon bereiterklärt, eine zivilrechtliche Strafe in Höhe von 25 Millionen Dollar zu zahlen. Auch soll der Konzern inaktive Kinderkonten sowie bestimmte Sprachaufzeichnungen und Standortdaten löschen.