Cannabis-Messe in Düsseldorf Zum ersten Mal legal Hanf anpflanzen
Die Cannabismesse "Cannafair" findet schon zum vierten Mal statt - nun aber erstmals nach der Teillegalisierung. Das sorgt für ein besonders großes Interesse. Was Besucher dabei erwartet.
Die Veranstalter der Düsseldorfer Cannabismesse "Cannafair" erwarten für dieses Jahr bis zu 20.000 Gäste - und damit so viele Besucher wie noch nie. Hintergrund der gestiegenen Nachfrage ist vor allem die neue Gesetzeslage, nach der der Cannabis-Konsum und Anbau in gewissen Grenzen legalisiert wurde. Es kommen auch mehr Aussteller als in den vergangenen drei Jahren. Mehr als 250 Firmen und Marken aus unterschiedlichen Cannabis-Segmenten präsentieren ihre Produkte.
Im Fokus steht dieses Jahr vor allem der Anbau der Cannabis-Pflanze. Viele der international tätigen Cannabis-Produzenten sind in Düsseldorf dabei. Wer sich mit der Pflanzenzucht auseinandersetzen möchte, findet auf der Messe Dünger, Substrate, Lampen und was sonst für die Aufzucht notwendig ist - sowie Produkte für die Aufbewahrung und Verarbeitung.
Pro Verbraucher drei Pflanzen erlaubt
Durch die Teillegalisierung darf jeder Verbraucher drei Cannabis-Pflanzen anbauen. Viele Besucher wollen sich deshalb informieren, wie das am besten umsetzbar sei, sagt einer der Messe-Veranstalter, Paddy Schmidt. "Daher gibt es auch in diesem Bereich viele neue Lösungen, etwa teils automatisierte Anbauschränke für die besagten drei Pflanzen, aber auch im Bereich Dünger, Substrat, Pflanzenbeleuchtung tut sich dementsprechend einiges. Ob es sich um einen Boom oder nur einen Hype handelt, werden die nächsten Jahre zeigen", so Schmidt.
Albert Schwarzmeier, Chef des Unternehmens enua, das sich auf pharmazeutische Produkte spezialisiert hat, spricht bereits von einem Boom. "Für Samen gibt es keine aussagekräftigen Zahlen. Aber vor allem im Bereich des medizinischen Cannabis wird der Markt von 300 Millionen Euro im letzten Jahr auf voraussichtlich eine halbe Milliarde Euro im Jahr 2024 wachsen", sagt Schwarzmeier. "Eine der größten Innovationen in diesem Bereich ist sicherlich die Legalisierung selbst, die den Zugang zu Cannabis deutlich vereinfacht hat."
Produkte in Apotheke günstiger als auf dem Schwarzmarkt
Patienten könnten die benötigten medizinischen Produkte nun unkompliziert über Apotheken beziehen, und Konsumenten dürften selbst anbauen. "Viele Menschen haben noch gar nicht realisiert, wie einfach der Zugang zu Cannabis geworden ist. Auch die Preise sind bemerkenswert: Cannabisprodukte sind in der Apotheke bei gleicher Qualität etwa 30 bis 50 Prozent günstiger als auf dem Schwarzmarkt", so Schwarzmeier.
"Wenn man sich auf den Anbau auf dem Balkon oder im Garten beschränkt, ist man schon für 50 Euro dabei", rechnet Veranstalter Schmidt vor. "Beim Innenanbau fängt es bei wenigen Hundert Euro an, aber man kann wie bei jedem Hobby natürlich auch viel mehr ausgeben, durchaus auch mit dann deutlich gesteigerten Ergebnissen."
Schwarzmeier geht dann wohl auch eher von einer etwas umfangreicheren Ausstattung aus: "Wer zu Hause anbauen möchte, benötigt eine Grundausstattung, bestehend aus Saatgut, Anzuchtkasten, Beleuchtung, Belüftung, Erde, Nährstoffen und Töpfen. Je nach Qualität liegen die Kosten dafür zwischen 300 und 1000 Euro."
Legalisierung könnte Schwarzmarkt antreiben
Problem ist aber, dass das Saatgut teilweise schwer zu beschaffen ist. Experten vermuten, dass der deutsche Markt für die illegalen Drogendealer dadurch interessanter geworden sein könnte. Die legalen Verkaufsstellen, die sogenannten Cannabis-Clubs, sind erst seit Juli erlaubt. Die brauchen nun aber Zeit für die Züchtung der Cannabis-Pflanzen.
Arndt Sinn, Professor für deutsches und europäisches Strafrecht an der Universität Osnabrück, kritisiert das Vorgehen der Bundesregierung bei der Legalisierung. "Konsumenten können nun frei konsumieren und werden dafür nicht mehr bestraft. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist aber, dass wir keinen legalen Markt haben. Das heißt also, das legale Bedürfnis zu konsumieren muss durch einen illegalen Markt erstmal gestillt werden. Und es scheint so, dass die kriminellen Akteure genau in diese Lücke stoßen und sich Marktanteile erobern wollen", so die Beobachtung des Wissenschaftlers, der sich auf Organisierte Kriminalität spezialisiert hat.
Zu wenige Cannabis-Clubs?
Messe-Veranstalter Schmidt sieht ein Problem darin, dass der Verkauf von Cannabis-Produkten nur über die Clubs möglich sei. Davon müsste es dann sehr viele geben. "Dies ist aber bei den aktuellen Gesetzen nur etwas für wahre Idealisten, da es den Betreibern wirklich nicht leicht gemacht wird", so Schmidt. Seine Beobachtung sei aber, dass alle, die die Möglichkeit hätten, von illegalen Quellen auf legale Wege umsteigen, dies auch tun würden.
Unternehmer Schwarzmeier geht davon aus, dass die Marktteilnehmer genügend Zeit gehabt hätten, sich auf den legalen Vertrieb von Cannabis vorzubereiten. "Der Markt und das Angebot ist also bereits vorhanden und wird die Nachfrage langfristig decken können. Wichtig ist, dass sich die Industrie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und entsprechend attraktive und qualitativ hochwertige Produkte anbietet. Erste Anzeichen zeigen bereits deutlich, dass der regulierte Markt den Schwarzmarkt zurückdrängt", so seine Bilanz.