Förderung in EU-Ländern Wie E-Autos für mehr Menschen interessant werden
In Deutschland sind E-Autos bislang vor allem etwas für Gutverdienende. Wer die Verbreitung von Elektroautos fördern will, muss zu drastischen Mitteln greifen - Malta macht es vor.
Elektroautos sind in vielen Ländern der EU nach wie vor ein Nischenprodukt - daran hat sich auch 2024 nichts geändert.
Im Gegenteil: So sanken die Neuzulassungen von E-Autos im vergangenen Jahr um sechs Prozent, der Marktanteil der Stromer ging von 14,6 auf 13,6 Prozent zurück, wie der Herstellerverband ACEA mitteilte.
Drastischer Einbruch auf dem deutschen E-Auto-Markt
Verantwortlich dafür war vor allem die Entwicklung auf dem größten Markt der EU: In Deutschland brachen die E-Auto-Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 27 Prozent ein. Nur in Lettland und Rumänien gingen die Stromer-Neuzulassungen noch stärker zurück.
Ganz am anderen Ende der Statistik ragt ausgerechnet ein kleiner EU-Staat positiv heraus: In Malta schoss die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos im vergangenen Jahr um 90 Prozent in die Höhe. Kein anderes EU-Land verfügte über eine so hohe Wachstumsrate. Doch wie kann das sein?
Malta lockt mit hohen Kaufprämien
Branchenkenner verweisen auf die hohe staatliche Förderung. Die Regierung Maltas hat die Beschaffung von Elektrofahrzeugen 2024 mit insgesamt 15 Millionen Euro bezuschusst. Zusammen mit den Kaufprämien für neue Elektrofahrzeuge wurden auch Abwrackprämien für alte Verbrenner gewährt.
Für neue E-Pkw und E-Transporter gab es bis zu 11.000 Euro vom Staat. Die Förderung konnten Privatpersonen, Freiwilligenorganisationen und Unternehmen in Anspruch nehmen. Die Abwrackprämie für Autos lag bei 1.000 Euro - Voraussetzung war allerdings, dass die Fahrzeuge älter als zehn Jahre waren.
Malta vereinfacht Verbrauchern mit hohen Kaufprämien den Umstieg aufs E-Auto.
Ohne Umweltprämie ging bei E-Autos nichts
Zum Vergleich: Der Umweltbonus als staatliche Förderung wurde hierzulande mit Beginn des Jahres 2024 gestoppt. Im Jahr 2023 betrug der Umweltbonus noch 4.500 Euro bis zu einem Netto-Listenpreis des Basismodells von 40.000 Euro. Bei einem Netto-Listenpreis über 40.000 Euro bis 65.000 Euro lag der Bundesanteil bei 3.000 Euro.
Für Mobilitäts-Experten wie Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY steht deshalb fest: Der starke Rückgang bei den E-Auto-Neuzulassungen in Deutschland ist in erster Linie auf das Auslaufen der Umweltprämie im Dezember 2023 zurückzuführen. "Ohne Förderung kommt die Elektromobilität derzeit nicht vom Fleck."
Keine "Reichweitenangst" auf Malta
Malta schreitet hier mit attraktiven staatlichen Fördergeldern voran, EU-weit zahlt kein anderes Land eine so hohe Kaufprämie für Elektroautos. Allerdings ist auch klar: Auf einer Insel wie Malta gelten lokale Besonderheiten.
So machen die begrenzte Größe Maltas und die geringen Entfernungen zwischen den Städten Elektroautos zu einer echten Alternative für den Transport. Die begrenzte Reichweite von Elektroautos ist hier naturgemäß nicht so ein großes Problem wie in einem großen Flächenland wie Deutschland, das mit Ladestationen immer noch unterversorgt ist.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch der Rückgang der Elektro-Neuzulassungen im zweitgrößten Automarkt der EU, in Frankreich, um drei Prozent 2024 - trotz einer Kaufprämie ("bonus écologique") von 4.000 bis 7.000 Euro für Neufahrzeuge.
"Mobilität für Besserverdiener"
EY-Experte Gall begründet die schwache Entwicklung im Elektrosegment im EU-Schnitt denn auch damit, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor große Vorbehalte gegenüber Elektroautos gebe. "Da spielen die Ladeinfrastruktur, Ladekosten und -dauer sowie die vermeintlich zu geringe Reichweite der Elektroautos eine Rolle."
Aber auch der im Vergleich zu Verbrennern nach wie vor hohe Preis von Elektroautos und der Mangel an kleineren, günstigeren Stromer-Modellen unter 20.000 Euro dämpfen die Lust der Verbraucher auf Elektromobilität. Diese ist "bislang noch eine Mobilität für Besserverdiener - für weite Teile der Bevölkerung sind Elektroautos schlicht noch zu teuer", betont Gall.
Starnberg ist Rekordhalter beim Umstieg aufs E-Auto
Ein Fingerzeig in diese Richtung kommt auch von einer aktuellen Analyse der HUK Coburg. Demnach war 2024 beim Umstieg auf E-Autos ausgerechnet der sehr wohlhabende Kreis Starnberg vor den Toren Münchens Rekordhalter mit einer Quote von acht Prozent.
Auch einige andere Landkreise hatten überdurchschnittlich hohe E-Auto-Anteile. Das könnte laut dem Autoversicherer daran liegen, dass es auf dem Land mehr Einfamilienhäuser mit privaten Ladesäulen gibt als in großen Städten.
Preisoffensive bei E-Autos in Sicht
Doch 2025 könnte Bewegung in den Markt kommen. So kämen immer mehr Elektroautos im niedrigeren Preissegment auf den Markt, erklärt Branchenkenner Gall. Verbraucher könnten sich zudem auf eine Preisoffensive bei Elektroautos freuen, der Abstand zwischen E-Autos und Verbrennern dürfte schrumpfen.
Hintergrund sind die verschärften Emissionsvorgaben der EU: "Um Strafzahlungen wegen zu hoher Flottenemissionen zu vermeiden, sind viele Hersteller dazu gezwungen, den Absatz von Elektroautos mit Preissenkungen anzukurbeln", so Gall. Der Elektroautoabsatz in der EU könnte daher 2025 wieder anziehen - auch in Deutschland.