Automarkt-Experten E-Auto-Förderstopp bringt dem Staat nicht viel
Die abrupte Streichung der Elektroauto-Förderung könnte für den Staat einer Studie zufolge weit weniger Einsparungen bringen als erwartet. Hintergrund ist das Risiko eines Absatzeinbruchs bei E-Autos.
Automarktexperten sind skeptisch, dass die gestrichene E-Auto-Förderung dem deutschen Staat viel einbringen wird. Sie sehen vielmehr das Risiko eines erheblichen Absatzrückgangs bei E-Autos. Das zeigt der CAR-Auto-Report zum Neuwagenmarkt. Das CAR - Center Automative Research - in Duisburg ist ein privatwirtschaftliches Forschungsinstitut mit Fokus auf Fragen der Mobilität.
Wird der E-Auto-Förderstopp zum Verlustgeschäft?
Der aktuellen CAR-Studie zufolge könnte der Staat durch den Elektroauto-Förderstopp 510 Millionen Euro einsparen - aber nur bei einem gleichbleibenden Absatz von E-Autos an Privatleute. Doch schon bei einem Absatzrückgang um zehn Prozent schmelze die Einsparung auf 350 Millionen Euro, weil auch entgangene Mehrwertsteuer-Einnahmen gegengerechnet werden müssten.
Kommt es hingegen zu einem Einbruch der Auto-Verkäufe um 42 Prozent wie beim Förderstopp für die gewerblichen Kunden, überstiegen die Mindereinnahmen bei der Umsatzsteuer die eingesparte Fördersumme um rund 176 Millionen Euro, so die CAR-Experten. Für den Staat wäre der Förderstopp danach ein Verlustgeschäft. Ein Nullsummenspiel ergebe sich, wenn 32 Prozent weniger E-Autos verkauft würden als 2023.
Experten fordern günstigere Modelle
"Aus unserer Sicht hat die Bundesregierung mit der Streichung des Umweltbonus für E-Fahrzeuge eine falsche Entscheidung getroffen", schreiben die Autoren. Die zu erwartenden Einsparungen seien zu gering.
Bei ihrer aktuellen Markteinschätzung wiesen die Experten auf die weiterhin hohen Preisunterschiede für E-Autos im Vergleich zu Verbrenner-Modellen hin. Es sei an der Zeit für wesentlich preisgünstigere Modelle. Die höchsten Rabatte auf E-Autos geben derzeit den Angaben zufolge Volkswagen und zum Markteinstieg Dacia.
Experte: Verbrenner dürften Comeback feiern
Mit ihrer Einschätzung zur Entwicklung des E-Automarktes in Deutschland stehen die CAR-Ökonomen derweil nicht allein da. Auch die Autoexperten der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY rechnen damit, dass das überraschende vollständige Aus für die staatliche Kaufprämie zu einem Rückgang der Elektroauto-Neuzulassungen in diesem Jahr führen wird.
"Denn der Markt für Elektroautos steht noch nicht auf eigenen Beinen, sondern hängt an staatlichen Subventionen", erklärt EY-Experte Constantin Gall. "Wo nicht gefördert und in eine gute Ladeinfrastruktur investiert wird, werden auch nur wenige Elektroautos verkauft."
Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 etwa 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen, sei nach dem Aus für die Elektroförderung völlig illusorisch geworden. Der EY-Partner rechnet damit, dass Verbrenner in Deutschland Marktanteile zurückgewinnen dürften.