Debatte um 1. Mai Sollten Feiertage nachgeholt werden?
Fallen Feiertage auf ein Wochenende, ist das für die meisten Menschen ärgerlich - weil ein freier Tag verloren geht. In manchen Ländern werden Feiertage dann nachgeholt. Ein Modell auch für Deutschland?
Beschäftigten gehen in diesem Jahr gleich drei an ein Datum gebundene Feiertage verloren: der 1. Mai und der 25. Dezember sind Sonntage, Neujahr fiel auf einen Samstag. Nur der Tag der Deutschen Einheit und der zweite Weihnachtsfeiertag fallen auf Werktage. In anderen Ländern werden solche Feiertage, wenn sie auf ein Wochenende fallen, am nächsten Werktag nachgeholt, etwa in Belgien, Spanien oder Großbritannien.
Einige Politikerinnen und Politiker wollen das nun auch in Deutschland vorantreiben. Wegen des "verlorenen" 1. Mai nimmt die Debatte wieder Fahrt auf.
Vorstöße aus der Linkspartei
Die Linke im Bundestag wolle "zeitnah tätig" werden, "damit künftig keine Feiertage mehr ausfallen und der soziale Zusammenhalt im Land gestärkt wird", hatte Jan Korte, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, kürzlich der "Rheinischen Post" gesagt. Bis dahin hatte er die Arbeitgeber aufgefordert, ihren Beschäftigten einen zusätzlichen freien Tag zu geben - auch als Corona-Bonus.
Seine Parteikollegin Katja Kipping, Senatorin für Arbeit in Berlin, will das für die Hauptstadt durchsetzen. "Es geht darum, den Beschäftigen damit etwas zurückzugeben, was ihnen durch einen Zufall des Kalenders weggenommen wird", sagte sie dem "Tagesspiegel". Feiertage sind in Deutschland Ländersache, Kipping sieht sich deshalb zuständig.
Ähnlich äußerte sich auch die thüringische Arbeitsministerin Heike Werner, ebenfalls von der Linkspartei. "Quer durch alle Jobs nehmen die Belastungen ständig zu. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, auch einmal etwas für die Entlastung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu tun", sagte sie. Eine solche Regelung sollte aber bundesweit gelten.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagte, das Thema habe für die Bundesregierung "zurzeit nicht oberste Priorität", auch wenn er die Debatte "gar nicht unsympathisch" finde. Am Tag der Arbeit gehe es darum, dass Arbeiten einen Wert und eine Würde habe, sagte der SPD-Politiker.
Arbeitszeitexperte warnt
Der Arbeitszeitexperte des Arbeitgeber-nahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Christoph Schröder, nannte als Argument gegen mehr freie Tage die Wettbewerbsfähigkeit: "Deutschland weist in der EU die kürzeste Jahresarbeitszeit auf und hat gleichzeitig zusammen mit Dänemark die meisten Frei-Tage."
Belgien, Luxemburg und das Vereinigte Königreich kämen dagegen auch mit ihren Nachhol-Feiertagen nicht auf mehr Feiertage als Deutschland. Spanien liege dagegen mit 14 Feiertagen weit vorn - dafür gebe es dort aber auch nur 22 Urlaubstage.
Schröder macht klar: "Der Staat sollte die Erwerbstätigen nicht durch zusätzliche Regelungen dazu anhalten, weniger zu arbeiten."
Kritik aus Bayern
Kritik am Vorstoß der Linken kam aus Bayern. Er "zeigt einmal mehr, dass keiner die Linkspartei vermissen würde", kommentierte die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf von der CSU. Zumindest in Bayern sei bislang von keiner Seite ein ähnlicher Vorschlag geäußert worden. "Denn Feiertage sind bei uns vielmehr Bestandteile der bayerischen Lebensart und gehen auf jahrhundertealte Bräuche und Traditionen zurück. Eine willkürliche Verschiebung würde dazu nicht passen."
Allerdings hat Bayern bereits mit die meisten Feiertage: Zwölf landesweite, in den überwiegend katholischen Gemeinden kommt noch Mariä Himmelfahrt als 13. hinzu. Und in der Stadt Augsburg gibt es mit dem Friedensfest am 8. August noch einen Tag oben drauf - die bundesweite Spitzenposition.
Deutschlandweit einheitlich gibt es dagegen nur neun gesetzliche Feiertage: Neben dem Tag der Deutschen Einheit und Neujahr sind dies die Feiertage der christlichen Feste an Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Christi Himmelfahrt. Die meisten Bundesländer haben zehn oder elf jeweils landesweit geltende Feiertage eingeführt, Baden-Württemberg zwölf.