Ein Messebesucher der Gamescom testet ein Computerspiel.
Hintergrund

Video- und Computerspiele Vom Egoshooter zum Breitensport

Stand: 25.08.2022 16:46 Uhr

Nach zwei Jahren Corona-Pause dreht sich bei der Messe Gamescom wieder alles um Computerspiele. Die sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wie hat die Pandemie die Branche verändert?

Von Dominik Braun, WDR

Sie ist wieder da: Nach zwei Jahren in denen die Gamescom wegen Corona rein digital stattfinden musste, sind in diesem Jahr wieder etwa 1100 Aussteller in Köln unter einem Dach. "Jetzt ist es endlich wieder möglich, und wir feiern die Spielekultur hier in Köln, das ist ein gutes Gefühl", sagt Felix Falk vom Verband Game.

Besucherinnen und Besucher der Messe dürfte vor allem eins interessieren: spielen. Denn Entwickler und Publisher bringen zur Messe traditionell Spiele mit, die bald auf dem Markt erscheinen. Aber wer die neuen Games auf der Messe schon vor Verkaufsstart zocken will, muss geduldig sein. An besonders begehrten Ständen musste man früher manchmal stundenlang warten.

Im Rekordjahr 2019 kamen etwa 370.000 Besucher zu Messe. "Darunter hat die Aufenthaltsqualität gelitten", sagt Gerhard Böse, Messe-Chef in Köln. Dieses Jahr gibt es für jeden der vier Besuchertage nur maximal 65.000 Tickets. Diejenigen, die ein Ticket haben, dürfte das freuen, denn die Wartezeit zum Zocken besonders begehrter Spiele wird dadurch kürzer.

Große Neuheiten und Innovationen fehlen

Innovationen oder Neuheiten der großen Hersteller sucht man auf der Gamescom in diesem Jahr allerdings vergebens. Bekannte Namen wie Nintendo oder Sony haben ihre Teilnahme abgesagt. Einerseits haben sie ihre Kundinnen und Kunden während der Pandemie auch so gut erreicht und sind nicht auf die Messe angewiesen, andererseits fehlen ihnen auch einfach Neuheiten, die sie präsentieren könnten.

Corona ist auch an der Entwickler-Branche nicht spurlos vorübergezogen. Das Entwickeln von neuen Spielen hat sich bei den großen Firmen wegen der Pandemie verzögert. Dafür sieht man immer mehr Stände kleiner und neuer Spieleentwickler auf der Gamescom. So viele wie in diesem Jahr waren es noch nie. Die meisten von ihnen kommen aus Asien.

Gaming-Boom durch Pandemie

Auch für die neuen Anbieter sieht die Zukunft gut aus, denn Markt wächst. Während der Corona-Pandemie sind Computer und Videospiele in Deutschland nochmal beliebter geworden. Videospiele waren über alle Altersklassen hinweg eine willkommene Abwechslung in einer Zeit, in der man viel zu Hause sein musste.

Im ersten Halbjahr diesen Jahres ist der Umsatz der Branche nochmal um zwei Prozent gewachsen und lag bei 4,5 Milliarden Euro. "Der Markt ist offen für alles, unsere Gamer-Schicht ist sehr vielfältig. Klassische Konsolen werden genauso bedient wie PC Gaming und Mobile Gaming", sagt Ralf Wirsing vom Spielehersteller Ubisoft. Nach Angaben des Verbands der deutschen Games Branche spielen 58 Prozent der Menschen zwischen sechs und 69 Jahren in Deutschland Computer- und Videospiele. Rund die Hälfte sind Frauen.

Gamer werden älter, Smartphones beliebter

Knapp ein Drittel der Gamerinnen und Gamer in Deutschland ist über 50. Damit sind die sogenannten "Silver Gamer", Spielerinnen und Spieler zwischen 50 und 69, sogar die größte Gruppe überhaupt in der deutschen Spielerschaft, weit vor Teenagern und jungen Erwachsenen. Und die Gamer werden immer älter: 2014 betrug ihr Durchschnittsalter in Deutschland noch 31 Jahre. Mittlerweile sind durchschnittliche Gamer schon 37,4 Jahre alt, und am häufigsten spielen sie auf dem Handy.

Das Smartphone ist schon seit Jahren das beliebteste Spielgerät in Deutschland. Weil die Technik immer besser und das Angebot an Spielen immer größer wird, baut das Smartphone seinen Vorsprung als beliebteste Spieleplattform immer weiter aus. 2020 spielten schon knapp 23 Millionen Menschen in Deutschland auf dem Handy. Zum Vergleich: Klassische Spielekonsolen wie Playstation oder X-Box nutzten im selben Jahr nur 17 Millionen Spielerinnen und Spieler.

Keine Alleinunterhaltung

Gaming ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das typische Bild vom Nerd, der alleine in einem unaufgeräumten Zimmer sitzt und im Halbdunkel Egoshooter spielt, könnte von der aktuellen Realität nicht weiter entfernt sein.

Die drei erfolgreichsten Spiele für PC und Konsole sind in Deutschland FIFA, Animal Crossing und Mario Kart: Ein Fußball-Spiel, eine Lebenssimulation, in der Spielerinnen und Spieler in eine von Tieren bewohnten Stadt ziehen und dort mit ihnen interagieren, und ein Rennsimulator mit Figuren des Spieleherstellers Nintendo wie Mario oder Luigi. Alle kann man zwar allein spielen, machen aber zu zweit oder mit mehreren Spielern viel mehr Spaß. Gerade deswegen sind sie so erfolgreich.

Martin Schütz, WDR, 25.08.2022 16:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. August 2022 um 17:00 Uhr.