Geldabheben im Supermarkt Händler gegen Gebühren für Bargeldservice
Das Geldabheben an der Supermarktkasse ist für viele Verbraucher zum Alltag geworden. Die Einzelhändler zahlen den Banken eine Gebühr für diesen Service - zu Unrecht, meint der Verband HDE.
Für viele Supermarktkunden ersetzt die Kasse im Laden bereits den Gang zum Bargeldautomaten. Die Einzelhändler in Deutschland wollen aber nicht länger dafür zahlen, dass Kunden beim Einkaufen Bargeld abheben können. Dem Handelsverband Deutschland (HDE) zufolge sollen die Banken auf die für die Auszahlungen erhobenen Gebühren verzichten.
"Die Banken reduzieren vielerorts Automaten und Filialen. Der Handel übernimmt einen Teil der Aufgaben, auf die Kunden angewiesen sind. Das sollte auch etwas wert sein", so HDE-Experte für Zahlungsverkehr, Ulrich Binnebößel, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
20 Prozent mehr Geld an der Kasse
Das Volumen der Auszahlungen an den Ladenkassen ist auf 12,31 Milliarden Euro gestiegen, so das Handelsforschungsinstituts EHI. Das Abheben von Bargeld beim Einkaufen wird inzwischen von vielen Einzelhändlern angeboten.
Mit der zunehmenden Nutzung steigen auch die Gebühren, die die Handelsunternehmen dafür an die Banken abführen müssen. Sie liegen nach Angaben des EHI pro Girocard-Transaktion zwischen 0,1 und 0,2 Prozent des ausgezahlten Betrages. Großen Filialisten wie die Supermarktkette Rewe verhandeln ihre Konditionen individuell mit den Banken.
Zu den Unternehmen, die die Bargeldausgabe an der Kasse anbieten, zählen unter anderem die Lebensmitteleinzelhändler Rewe und Edeka, Drogerien wie dm und Rossmann und auch Baumärkte. Einer Studie zufolge geben sie mehr als 13 Prozent ihres vereinnahmten Bargelds wieder an ihre Kunden aus.
Kosten auf Kunden umgelegt
Im vergangenen Jahr haben die Einzelhändler 17,23 Millionen Euro Gebühren an die Banken gezahlt. Die Kosten werden nach Binnebößels Angaben auf die Endpreise umgelegt und somit an die Kunden weitergegeben.
Für die Banken scheint ein Erlass der Gebühren nicht auf der Tagesordnung zu stehen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) wies die Forderung zurück: "Die Händler bieten diesen Service freiwillig an. Viele von ihnen werben sogar damit und stellen die Möglichkeit, Bargeld an der Kasse zu erhalten, als besonderen Service für ihre Kundschaft dar", so ein Sprecher.
"Es ist weder möglich noch wünschenswert, dass der Einzelhandel die Funktion von über 51.000 Geldautomaten in ganz Deutschland übernimmt", so der DSGV-Sprecher weiter. Der DSGV spricht für die Deutsche Kreditwirtschaft, den Dachverband der großen Bankenverbände.
Gang zum Geldautomaten wird länger
Für viele Bankkunden hat sich in den vergangenen Jahren der Weg zum Bargeld allerdings verlängert. Eine im Februar veröffentlichte Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes zeigt: 26 Prozent der Befragten geben an, dass das Abheben von Bargeld in den vergangenen drei Jahren komplizierter geworden ist, weil Geldautomaten abgebaut und Bankfilialen geschlossen worden sind.
Der Trend zu Filialschließungen und weniger Geldautomaten ist branchenweit schon seit Jahren zu beobachten. So schrumpfte etwa die Zahl der Bankstellen von Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland rasant - von 13.211 im Jahr 2012 auf 7.512 zehn Jahre später. Im Jahr 2022 selbst fiel die Zahl der für Deutschland gemeldeten Geldautomaten um fast fünf Prozent.