Bargeldloses Bezahlen Verbraucher nutzen Girocard mehr denn je
Noch nie haben Kundinnen und Kunden in Deutschland beim bargeldlosen Bezahlen so häufig die Girocard genutzt. Immer mehr zahlen sie damit auch kleinere Beträge an der Kasse - überwiegend kontaktlos.
Ob beim Bäcker, an der Tankstelle oder im Supermarkt: Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben beim bargeldlosen Bezahlen im vergangenen Jahr so oft zur Girocard gegriffen wie nie. 7,48 Milliarden Bezahlvorgänge mit der Plastikkarte zählte die Frankfurter Einrichtung EURO Kartensysteme. Das waren 11,5 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2022, wie aus den heute veröffentlichten Zahlen hervorgeht.
Schnelles Bezahlen im Vorbeigehen beliebt
Zunehmend zücken Kundinnen und Kunden den Angaben zufolge auch bei kleineren Beträgen an der Ladenkasse die Karte. Darum sank der Durchschnittsbetrag, der mit der Girocard beglichen wurde, binnen Jahresfrist von 42,34 Euro auf 40,69 Euro. Die gesamten Umsätze mit der Girocard lagen laut der Mitteilung 2023 mit 304 Milliarden Euro um 7,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (284 Milliarden Euro).
Einen weiteren Schub gab es für das kontaktlose Bezahlen, das der Einzelhandel vor allem während der Corona-Pandemie aus Hygienegründen beworben hatte. Der Anteil an kontaktlosen Zahlungen mit der Girocard, die ihre alte Bezeichnung "EC-Karte" noch immer nicht ganz losgeworden ist, legte auf hohem Niveau von 79 Prozent auf knapp 84 Prozent zu.
"Kundinnen und Kunden zahlen an der Ladenkasse immer häufiger und ganz selbstverständlich durch Vorhalten ihrer Karte", bilanzierte EURO Kartensysteme. Von den etwa 100 Millionen Girocards, die Banken und Sparkassen in Deutschland an ihre Kundschaft ausgegeben haben, ist der Großteil mit der Kontaktlosfunktion ausgestattet. Nach Einschätzung von EURO Kartensysteme ist das schnelle Bezahlen zudem technisch an fast allen der inzwischen mehr als 1,1 Millionen Bezahlterminals im Handel möglich.
Geldhäuser planen mehr neue Anwendungen
Kontaktloses Bezahlen ist mit Girocards und Kreditkarten durchführbar, die einen sogenannten NFC-Chip besitzen. Außerdem kann mit einem Smartphone oder einer Smartwatch mit Diensten wie Apple Pay und Google Pay oder mit Banken-Apps kontaktlos Geld übertragen werden.
Die Daten für die Abwicklung der Bezahlung werden dabei verschlüsselt mit dem Terminal an der Kasse ausgetauscht, wenn Kunden die Karte beziehungsweise das Smartphone oder die Smartwatch nah an das Gerät halten. Bei geringen Beträgen ist dabei nicht einmal die Eingabe der Geheimnummer (PIN) nötig.
Banken und Sparkassen wollen die Bezahlkarte indes mit weiteren Anwendungen aufwerten. So wird derzeit eine Möglichkeit erprobt, beim Bezahlen mit der digitalen Girocard per Smartphone oder Smartwatch direkt zu prüfen, ob der Kunde etwa beim Kauf von Zigaretten wie erforderlich volljährig ist. Dies könnte auch an Selbstbedienungskassen in Supermärkten genutzt werden.
Girocard besonders für kleinere Geschäfte vorteilhaft
Darüber hinaus sollen von 2025 an Millionen Sparkassen-Kunden beim bargeldlosen Bezahlen mit der Girocard direkt Payback-Bonuspunkte sammeln können. Die Sparkassen-Finanzgruppe und Payback haben im November ihre Zusammenarbeit vertraglich besiegelt.
Die Girocard müsse in allen Kanälen funktionieren, sagte Ulrich Binnebößel, Abteilungsleiter Zahlungssysteme & Logistik beim Handelsverband Deutschland (HDE). "In immer mehr Bereichen muss man Omnichannel-fähig sein. Das ist der Bereich, in dem die Girocard noch Aufholbedarf hat."
Für den Einzelhandel sei die Girocard eine besonders attraktive Bezahllösung, erklärte Binnebößel. "Wir sehen, dass Debitkarten internationaler Anbieter bis zu viermal höhere Kosten verursachen." Inzwischen hätten auch kleinere Geschäfte die Vorteile der Girocard erkannt. "Vor allem in Branchen mit geringen Margen nutzen Unternehmen die Girocard als einziges Kartenbezahlverfahren, da sie von vergleichsweise geringen Transaktionskosten profitieren", so der HDE-Experte.