Gender Pension Gap bleibt groß Frauen haben weniger Geld im Alter
Die Alterseinkünfte von Frauen und Männern sind weiterhin unterschiedlich hoch. Der sogenannte Gender Pension Gap lag 2023 bei mehr als einem Viertel. Dadurch sind Frauen im Alter auch stärker von Armut betroffen.
Eine große Lücke klafft zwischen dem durchschnittlichen Einkommen im Alter zwischen Frauen und Männern. Was während des Berufslebens als Gender Pay Gap eine ungleiche Lohn- und Einkommenshöhe bezeichnet, findet im Gender Pension Gap seinen Ausdruck in unterschiedlich hohen Renten und Pensionen.
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bezogen Frauen ab 65 Jahren im vergangenen Jahr durchschnittliche Alterseinkünfte von rund 18.700 Euro brutto im Jahr. Bei Männern lag der Wert bei rund 25.600 Euro. Zu den Alterseinkünften zählen Alters- und Hinterbliebenenrenten und -pensionen sowie Renten aus individueller privater Vorsorge.
Ohne Hinterbliebenenrenten ist die Kluft noch größer
Wie die Behörde ermittelt hat, lag damit das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften bei 27,1 Prozent. Die Alterseinkünfte von Frauen waren danach durchschnittlich mehr als ein Viertel niedriger als die von Männern. Rechnet man die Hinterbliebenenrenten aus dieser Betrachtung heraus, liegt die geschlechtsspezifische Lücke sogar 39,4 Prozent, Frauen erhalten deutlich häufiger als Männer eine Hinterbliebenenrente ihres Partners.
Für die deutliche Lücke bei den Alterseinkünften gibt es mehrere Gründe: Frauen erwerben im Laufe ihres Erwerbslebens im Schnitt geringere Rentenansprüche, weil sie teilweise in schlechter bezahlten Branchen arbeiten als Männer. Zudem arbeiten sie häufiger in Teilzeit, nehmen häufiger und längere Auszeiten für Betreuungsarbeit und sind seltener in Führungspositionen tätig.
Armut im Alter ist vor allem weiblich
Durch die geringeren Einkünfte im Alter sind Frauen stärker armutsgefährdert: 20,8 Prozent der Frauen ab 65 gelten als armutsgefährdet, bei den Männern derselben Altersgruppe liegt die Quote bei 15,9 Prozent. Eine Person gilt nach einer EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2023 lag dieser Wert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.715 Euro netto im Jahr (1.310 Euro netto im Monat).
Das geschlechtssezifische Rentengefälle ist im Westen deutlich höher als im Osten Deutschlands. Während der Gender Pension Gap im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) 31,5 Prozent beträgt, liegt er in den neuen Ländern (einschließlich Berlin) bei 6,1 Prozent. Der Abstand zwischen den durchschnittlichen Bruttoalterseinkünften der Männer und Frauen ab 65 Jahren ist damit im Osten geringer als im Westen. Dabei erhalten Männer im Osten im Schnitt geringere Alterseinkünfte als Männer im Westen (Ost: 20.404 Euro, West: 26.541 Euro). Frauen beziehen hingegen im Osten im Schnitt höhere Alterseinkünfte als Frauen im Westen (Ost: 16.605, West: 14.916).
Rentenerhöhung zum 1. Juli geplant
Das Bundeskabinett entscheidet heute über die zum 1. Juli geplante Rentenerhöhung. Vorgesehen ist eine Anhebung der gesetzlichen Rente um 4,57 Prozent. Diese soll erstmals einheitlich im gesamten Bundesgebiet gelten, Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es nicht mehr. Die Erhöhung der Altersbezüge ergibt sich aus der Lohnentwicklung im Vorjahr. Anders als im vergangenen Jahr steigen die Renten damit wieder stärker als die Inflation. Die Teuerung war im März auf 2,2 Prozent zurückgegangen.
Ökonomen haben die geplante Rentenerhöhung als wichtige Stütze für die Kaufkraft von Rentnern und für die Konjunktur begrüßt. "Auch mit diesem Anstieg liegt die Kaufkraft der Renten Ende 2024 noch immer niedriger als 2019, also vor Pandemie und Energiepreisschock", sagte der Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).