Workation-Trend Wenn das Homeoffice am Strand liegt
Arbeit und Urlaub: Für immer mehr Menschen sind das keine Gegensätze mehr. Für die kalte Jahreszeit sind bei den Reiseveranstaltern längere Aufenthalte im warmen Süden besonders gefragt.
Arbeiten dort, wo andere Urlaub machen: Das ist die Idee hinter "Workation". Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wörtern "work" (Arbeit) und "vacation" (Urlaub) zusammen. Das klingt vielleicht ein bisschen sperrig - die Idee dahinter ist es aber ganz gewiss nicht. Die digitale Vernetzung macht das flexible Arbeiten von Ferienorten aus möglich.
Urlaub und Homeoffice verschmelzen
Zugegeben: Das Homeoffice an den Strand oder in die Berge zu verlegen, um vor oder nach der Arbeit direkt in den Urlaubsmodus zu schalten, das kann nicht jeder. Dafür muss man nämlich prinzipiell in der Lage sein, seine Arbeit mit Hilfe digitaler Technologien von praktisch jedem Ort auf der Welt aus verrichten können - eine funktionierende Internetverbindung vorausgesetzt.
Das können etwa Informatiker, Blogger, Designer oder auch PR-Experten sein. Gerade Freiberufler sind hier im Vorteil; Arbeitnehmer müssen sich erst das OK des Chefs holen.
Workation-Angebote stark nachgefragt
Dass "Workation" ein wachsender Trend ist, der nicht nur eine kleine Gruppe "digitaler Nomaden" betrifft, zeigt ein Blick auf die Angebotsseite: Manche Hotels halten dafür inzwischen Zimmer mit Büroausstattung, bestem WLAN und Druckern bereit.
Auch die Reiseveranstalter bekommen die wachsende Nachfrage nach Workation-Angeboten zu spüren und reagieren darauf. Bei Aufenthalten von mehr als drei Wochen Dauer seien für die kalte Jahreszeit binnen weniger Tage etwa 1500 Buchungen eines speziellen Angebots eingegangen, teilte Europas größter Reiseveranstalter TUI heute mit.
Langzeit-Urlaube und Workation liegen im Trend
Im Schnitt entschieden sich die Kunden für knapp 25 Nächte und gaben 2258 Euro pro Person für die Reise aus. In der Spitze blieben die Reisenden bis zu 63 Nächte am Stück.
"Mit den neuen Möglichkeiten des Homeoffice und flexiblen Arbeitszeitmodellen hat der Trend Workation eine ganz neue Klientel geschaffen", betont Stefan Baumert, Vorsitzender der TUI Deutschland Geschäftsführung. "Alles in allem könnte das Segment der Langzeit- und Workation-Urlauber bei uns schon bald die Schwelle von 100.000 überschreiten."
Hohe Energiepreise - Flucht in den warmen Süden?
Aktuell seien besonders die Türkei, Nordafrika mit Ägypten und Tunesien sowie Kanarische Inseln wie Teneriffa oder Fuerteventura gefragt. Für manche Langzeiturlauber und Workation-Fans dürften dabei womöglich auch die gestiegenen Energiekosten hierzulande eine Rolle spielen.
Immerhin sind die Energiekosten für einen Musterhaushalt im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 85 Prozent oder 3636 Euro gestiegen auf 7912 Euro, wie das Vergleichsportal Check24 vorrechnet. "Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen in diesem Winter so viel wie noch nie fürs Heizen", erklärt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Ein Ende sei vorerst nicht in Sicht. "Mit besonders frostigen Temperaturen werden die Energiekosten weiter steigen."
Hohe Inflation als Konsumbremse
Dabei ist Workation kein reiner Winter-Trend, wie TUI-Deutschland-Geschäftsführer Baumert betont. Das Potenzial dafür sei Sommer wie Winter da. Doch die hohe Inflation, die in Deutschland im September mit 10,0 Prozent ein historisches Hoch erreichte, hat absolut das Zeug dazu, die Nachfrage nach Urlauben generell und damit auch nach Workation-Angeboten zu dämpfen.
"Perspektivisch werden auch die Preise für Reisen nach oben gehen", gab Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), gestern zu bedenken. Man müsse daher abwarten, wie sich die Konsumneigung in den nächsten Wochen vor dem Hintergrund der steigenden Inflation entwickele. Die simple Frage mit Blick auf das Urlaubsbudget sei: "Haben die Leute dann noch Geld im Portemonnaie?"