Inflation Lebensmittel werden immer teurer
Die Inflationsrate ist zuletzt zwar leicht gesunken, aber für die Verbraucher besteht kein Grund zur Entwarnung: Steigende Lebensmittel- und Energiepreise bleiben eine hohe Belastung für Verbraucher.
Die Inflation hat im November etwas an Tempo verloren. Die Verbraucherpreise erhöhten sich um durchschnittlich 10,0 Prozent zum Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt heute mit und bestätigte damit seine frühere Schätzung. Positiv an den frischen Daten ist, dass es sich um den ersten Rückgang seit Juli handelt. Von Oktober auf November sanken die Preise sogar, und zwar um 0,5 Prozent. Außerdem hatte die Teuerungsrate im Oktober mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951 gelegen.
Für die Verbraucher bleibt die Situation gleichwohl äußerst angespannt, und Entwarnung geben die Statistiker nicht: "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie", sagte der Präsident des Bundesamtes, Georg Thiel. "Besonders spürbar für die privaten Haushalte sind die weiter steigenden Preise für Nahrungsmittel."
Neuer Preissprung bei Nahrungsmitteln
Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 21,1 Prozent mehr aufwenden als noch im November des Vorjahres. Insgesamt habe sich der Preisauftrieb für Nahrungsmittel seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt, heißt es von Destatis. Im Oktober 2022 hatte das Plus beispielsweise noch 20,3 Prozent betragen.
Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle mit einem Plus von 41,5 Prozent. Molkereiprodukte und Eier verteuerten sich um 34 Prozent, für Brot und Getreideerzeugnisse mussten Verbraucher 21,1 mehr bezahlen, bei Gemüse liegt das Plus bei 20,1 Prozent.
Die Statistiker weisen auf die große Bedeutung der Lebensmittelpreise für die Inflation hin. Ohne Energie und Nahrungsmittel hätte die Teuerungsrate - also die sogenannte Kerninflation - im November nur bei 5,0 Prozent gelegen. Die Inflationsrate ohne Energie würde bei plus 6,6 Prozent liegen.
Erdgaspreise verdoppeln sich im Vorjahresvergleich
Der höchste Preisanstieg ist vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine weiterhin im Bereich Energie zu beobachten. Die Kosten für Energie stiegen um 38,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Oktober 2022 hatte das Plus noch 43,0 Prozent gelegen.
Haushaltsenergie verteuerte sich mit 53,2 Prozent besonders stark: So haben sich die Preise für Erdgas mit plus 112,2 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Fernwärme betrug 36,6 Prozent. Auch das Heizen mit anderen Energieträgern wurde teurer: Die Preise für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe verdoppelten sich beinahe, während leichtes Heizöl 55,0 Prozent mehr kostete. Strom verteuerte sich um 27,1 Prozent, Kraftstoffe um 14,6 Prozent.
Energie etwas billiger als im Oktober
Im Vergleich zum Oktober 2022, also zum Vormonat, sank der Verbraucherpreisindex im November 2022 um 0,5 Prozent. Ein wesentlicher Grund für den Rückgang sei der saisonbedingte Preisrückgang bei Pauschalreisen um 25,3 Prozent gewesen, meinen die Statistiker. Auch die Preise für Energie insgesamt sanken im November 2022 gegenüber dem Vormonat leicht um 1,2 Prozent.
Preisrückgänge gab es vor allem bei den Mineralölprodukten mit minus 6,1 Prozent. Bei Heizöl lag das Minus bei 13,6 Prozent, bei Kraftstoffen bei 3,5 Prozent. Die Preise für Erdgas zogen dagegen erneut an, und zwar um 2,9 Prozent. Auch für Fernwärme (plus 2,0 Prozent) und Strom (plus 1,4 Prozent) wurden Preisanstiege beobachtet.
Darüber hinaus mussten die privaten Haushalte erneut mehr für Nahrungsmittel bezahlen, hier steigen die Preise verglichen mit dem Oktober um 1,2 Prozent.
Historisch hoher Reallohnverlust
Die anhaltend hohe Inflation in Deutschland hat einer Studie zufolge dieses Jahr einen historischen Real-Lohnverlust ausgelöst. Die Tariflöhne stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar um durchschnittlich 2,7 Prozent. Das geht aus Daten des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Angesichts einer für das Gesamtjahr zu erwartenden Inflationsrate von 7,8 Prozent ergibt sich hieraus laut WSI jedoch ein durchschnittlicher Rückgang der Reallöhne von 4,7 Prozent. Dies sei ein "in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartiger Reallohnverlust", sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.