Bitkom-Studie Corona-Schub für kontaktloses Bezahlen
Mit der Pandemie gerät Bargeld unter Verdacht: Viele Menschen möchten keine Scheine und Münzen mehr anfassen, weil diese durch zahlreiche Hände und Brieftaschen gewandert sind. Kontaktloses Bezahlen boomt.
In Deutschland bezahlen immer mehr Menschen ihre Einkäufe kontaktlos - also entweder mit Kredit- oder Girocard oder mithilfe ihres Mobiltelefons oder ihrer Smartwatch. Das hat eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergeben.
Die Corona-Pandemie hat diesem Trend Vorschub geleistet: Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, versuchen viele Kunden, auf Zahlungen mit Bargeld zu verzichten. Fast vier Fünftel aller Befragten - 79 Prozent - gaben an, lieber mit Karte oder einem Smart Device zu bezahlen. Im Mai waren es noch drei Viertel aller Befragten gewesen.
Digitales Bezahlen immer gebräuchlicher
Die Studie zeigt: Handy und Uhr als Zahlungsinstrument rücken immer stärker ins Bewusstsein der Verbraucher. Zwar wird immer noch die Mehrzahl der kontaktlosen Bezahlvorgänge mit Karten erledigt. Doch zwischen September und November 2020 haben vier von zehn Befragten mindestens einmal mit Smartphone oder -watch bezahlt. Von ihnen nutzen drei Prozent diese Bezahlart mehrmals täglich, fünf Prozent täglich, elf Prozent mehrmals die Woche und zwölf Prozent zumindest einmal die Woche.
"Noch vor kurzem war es ein exotischer Anblick, wenn jemand an der Kasse sein Smartphone gezückt hat oder seine Smartwatch an das Kartenlesegerät hielt", so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Heute sei dies Alltag, "auch dank des Schubs für das digitale Bezahlen durch die Corona-Pandemie."
Smartphone statt Portemonnaie
Inzwischen sind Giro- und Kreditkarten mit einem sogenannten NFC-Chip weit verbreitet - dieser Chip ermöglicht das konkaktlose Bezahlen. Wer mit Handy oder Uhr zahlen will, muss auf Dienste wie Google Pay oder die App einer Bank zugreifen.
Die meisten Menschen hätten heutzutage ohnehin ständig ihr Mobiltelefon bei sich, es eigne sich deshalb ideal als Ersatz für eine Brieftasche, so Rohleder. Wer häufig einkaufe, lerne die Vorzüge von Smartphone und Smartwatch offenbar besonders zu schätzen. "Dazu gehört auch die hohe Sicherheit, da die Geräte vom Nutzer erst entsperrt werden müssen und dazu auch biometrische Merkmale wie der Fingerabdruck genutzt werden können."
Auch die Verbraucherzentrale Bundesverband hält kontaktloses Bezahlen nicht für grundsätzlich unsicher oder datenschutzfeindlich. Allerdings wünschen sich die Verbraucherschützer mehr Transparenz mit Blick auf die Nutzungsbedingungen der Bezahldienste.
EZB kommt zu ähnlichen Erkenntnissen
Dass das Bargeld im Zuge der Pandemie ins Hintertreffen geraten ist, hatte bereits im Dezember eine Umfrage der Europäischen Zentralbank im Euro-Raum ergeben. Dort gaben 40 Prozent der Befragten an, seit Beginn der Corona-Krise Scheine und Münzen weniger oft verwendet zu haben - und dieses Bezahlverhalten auch nach der Pandemie beibehalten zu wollen.
Das Aus des analogen Zahlungsmittels sah EZB-Direktor Fabio Panetta damals nicht: "Für uns ist es überaus wichtig, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Zahlungsmethode frei wählen können", erklärte er im Dezember. Ziel sei es, den Zugang zu Bargeld im Euro-Raum zu gewährleisten und zugleich Neuerungen im elektronischen Zahlungsverkehr zu fördern. "Dazu gehört auch unsere Arbeit an der möglichen Einführung eines digitalen Euro", so Panetta.