Quartalsbilanz Viel mehr Fahrgäste im Nahverkehr
Das 9-Euro-Ticket und der Wegfall vieler Corona-Schutzmaßnahmen haben die Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs stark steigen lassen. Genauere Zahlen gibt es jetzt vom Statistische Bundesamt.
Viel mehr Menschen haben in den Frühjahrsmonaten und seit Einführung des 9-Euro-Ticket Nahverkehrszüge in Deutschland genutzt. Von April bis Juni waren im Nahverkehr 46 Prozent mehr Fahrgäste als im ersten Quartal 2022 unterwegs. Das geht aus einer heute veröffentlichten vorläufigen Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes hervor. Verglichen mit dem Vorjahresquartal gab es sogar ein Plus von 74 Prozent.
"Neben den Lockerungen der Corona-Maßnahmen dürfte auch das seit Juni gültige 9-Euro-Ticket zu den Steigerungen beigetragen haben", hieß es dazu von den Statistikern. Das Ticket wurde als Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung für die Monate Juni, Juli und August beschlossen, um die Verbraucher angesichts der hohen Inflation zu entlasten.
Die zurückgelegten Strecken der Fahrgäste im Eisenbahn-Nahverkehr lagen im Frühjahr bei durchschnittlich 25 Kilometern. Das war mehr als im Vorquartal mit 22 Kilometern und im Vorjahresquartal mit 21 Kilometern. "Die weiteren Distanzen dürften auf das Neun-Euro-Ticket zurückzuführen sein, die Corona-Maßnahmen hatten hierauf in der Vergangenheit einen vergleichsweise geringen Einfluss", so die Statistiker.
Eisenbahn-Nahverkehr macht Riesensprung
Die Zahl der insgesamt von allen Fahrgästen gemeinsam zurückgelegten Kilometer - die sogenannte Beförderungsleistung - legte deutlich zu. Im Eisenbahn-Nahverkehr gab es hier ein Plus von 68 Prozent zum Vorquartal und von 113 Prozent zum Vorjahresquartal.
Mit Straßenbahnen und Stadtbahnen (einschließlich Hoch-, U und Schwebebahnen) fuhren 21 Prozent mehr Fahrgäste als im Vorquartal und 48 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. "Damit fielen die Zuwächse geringer aus als im Eisenbahn-Nahverkehr", hieß es dazu. Die durchschnittlich zurückgelegten Strecken blieben hier nahezu unverändert bei etwa vier Kilometern.
Ausgewertet wurden für die Statistik die Daten von Verkehrsunternehmen, die ihre Fahrgäste automatisiert zählen und deren Daten zum Zeitpunkt der Analyse bereits "qualitätsgeprüft vorlagen", wie das Bundesamt betonte.
Debatte über Fortsetzung
Das Neun-Euro-Ticket für den bundesweiten öffentlichen Nahverkehr gilt noch bis Ende August. Derzeit wird über eine mögliche Fortsetzung eines vergünstigten Tickets diskutiert. Die Finanzierung des Tickets für drei Monate ist Teil der Entlastungspakete des Bundes als Reaktion auf die drastischen Preissteigerungen.
Ohne staatliche Maßnahmen wie das Neun-Euro-Ticket wäre die Inflation in den vergangenen Wochen noch höher ausgefallen. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben berechnet, dass der sogenannte harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne staatliches Eingreifen im Juni mit 10,2 Prozent noch zwei Prozentpunkte über dem tatsächlich festgestellten Niveau gelegen hätte.