DHL-Paketstation
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Paketzustellung Mehr Packstationen, mehr Klimaschutz?

Stand: 14.11.2023 08:13 Uhr

Sie verstopfen die Straßen und tanken oft noch Diesel: Paketdienste stehen wegen ihrer Klimabilanz in der Kritik. Durch Packstationen soll CO2 eingespart werden. Aber geht die Rechnung auf?

Die Post investiert, um klimafreundlicher zu werden - und wohl auch Kosten zu sparen. Bald soll es bundesweit 15.000 statt bisher 12.000 Packstationen und 1.000 statt aktuell 100 Poststationen geben.

"So können wir unseren Kunden Angebote machen, wo man 24 Stunden, sieben Tage die Woche auf das Paket zugreifen kann", sagt Thomas Kutsch, Sprecher der Deutsche Post AG. Kutsch verspricht auch, dass das Filialnetz nicht weiter zusammengestrichen wird.

Packstationen sparen Anfahrtswege

Die Packstationen sollen der Deutschen Post zufolge einen positiven Effekt aufs Klima haben: "Auch der Klimaschutz spielt da eine große Rolle, weil wir ein Drittel CO2 einsparen gegenüber der klassischen Haustür-Zustellung. Am Automaten können wir mit einem Anfahrtsweg bis zu 100 Pakete zustellen."

Auch bei Hermes sollen zukünftig Sammellösungen eine größere Rolle spielen, erläutert Pressesprecherin Julia Kühnemuth: "Durch eine Zustellung an PaketShops können mehr Pakete mit deutlich weniger Fahrten ausgeliefert werden." Verkehr und Emissionen auf der sogenannten "letzten Meile" würden so gesenkt. "Die gesammelte Zustellung an einen Hermes PaketShop verursacht durchschnittlich 25 Prozent weniger CO2 als die Zustellung an die private Haustür."

Echter Klimaschutz oder Schönrechnerei?

Kathrin Zabel, die Geschäftsführerin des Verbandes ProPaketBox, glaubt dagegen nicht, dass die Systeme der Branchenriesen wirklich so viel CO2 sparen: "Das stimmt nur für ihre eigene Klimabilanz, weil die Zustellfahrzeuge nicht mehr an jedes Haus fahren müssen. Ein entscheidender Aspekt wird aber verschwiegen: Die Kunden müssen zur Station fahren und sich das Paket abholen, was zusätzlichen Verkehr erzeugt."

Untersuchungen zufolge verursacht eine Haustürlieferung tatsächlich weniger CO2 als die Fahrt vieler privater Pkw zur Station. Das liegt an der besseren Fahrzeugauslastung durch die Lieferdienste und der effizienteren Gestaltung der Fahrtrouten.

Anbieterfreie Paketbox als Alternative

Zabels Verband wirbt für eine andere Lösung: die sogenannte anbieterfreie Paketbox, zu der alle Dienstleister Zugang haben. Die Anlage steht wie ein Briefkasten direkt am Haus der Kunden, und jeder Lieferdienst kann seine Pakete dort einlegen, was den Effekt hat, dass jeder Kunde immer erreichbar ist - erneute Zustellversuche entfallen.

Nach Angaben des Verbands haben solche Paketboxen bundesweit mittlerweile mehr als 400.000 Fächer, die von schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen genutzt würden. "Pro Paket bringt das rund eine Minute Zeitersparnis. Hochgerechnet bedeutet das, dass wir bundesweit täglich 2.000 Zustellungen weniger benötigen, also sind 2.000 Fahrzeuge weniger im Straßenverkehr, die ihre Abgase verbreiten", rechnet Zabel vor.

Straßenbahnen und Lastenräder einbinden?

Eine Entlastung ist dringend nötig, denn die Paketzahlen in Deutschland steigen drastisch an. Wurden im Jahr 2014 noch knapp 2,8 Milliarden Pakete ausgeliefert, sagen Prognosen voraus, dass es 2028 neun Milliarden sein werden. Für die Lieferdienste wird das Thema umweltschonende Belieferung der Kunden in den nächsten Jahren also immer drängender.

Aus diesem Grund forscht man an der University of Applied Sciences in Frankfurt an Lösungen: "Wir untersuchen beispielsweise, wie wir auch das Straßenbahnsystem mit einbinden können", sagt Wissenschaftler Dennis Knese. "Die Pakete werden vom Depot am Stadtrand mit der Bahn ins Zentrum transportiert, dort umgeschlagen etwa auf das Lastenrad und so zum Endkunden transportiert". Den Forschern zufolge kann das den CO2-Ausstoß gegenüber der konventionellen Lieferung um rund 57 Prozent verringern.

"Am Ende geht es meistens nur um die Kosten"

Das Modell der University of Applied Sciences würde für die Paketdienstleister aber einen Anstieg des Personals und damit der Kosten bedeuten. Auch aus diesem Grund geht Knese zufolge die Entwicklung nur langsam voran: "Für Innovationen sind erstmal alle Unternehmen offen und auch sehr interessiert, die Frage ist natürlich immer, wie sieht es mit dem Geld aus?", so der Experte für nachhaltige Mobilität. "Jedes Unternehmen hat momentan den Handlungsdruck, sie haben alle ihre Nachhaltigkeitsziele, müssen grüner werden, müssen klimafreundlicher werden, aber in der Umsetzung geht es dann am Ende meistens doch nur um die Kosten."

Und an denen scheitern dann viele gute Ideen. Es ist also noch ein weiter Weg bis zur klimafreundlichen Paketlieferung. Experten zufolge kann man aber auch selbst etwas tun: zum Beispiel mit dem Fahrrad im Laden in der Nachbarschaft einkaufen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der HR in der Sendung "mex. das marktmagazin" am 08. November 2023 um 20:15 Uhr.