Inflation im Wintersport Wenn der Ski-Spaß in den Alpen 9.000 Euro kostet
Wer in dieser Saison in die Skigebiete der Schweiz und Österreichs reist, muss sich teils auf empfindlich gestiegene Preise einstellen. Für die Pisten von Zermatt oder St. Moritz gilt: Es ist ein exklusives Vergnügen.
In launigen kleinen Videoclips wirbt der Schweizer Ski-Star Marco Odermatt zurzeit für Ski-Urlaub in der Schweiz: Snow, Travel, Après Ski - Enjoy!
Gut gelaunt gibt sich zum Saisonstart auch die gesamte Tourismusbranche. Denn anders als im vergangenen Winter sei in fast allen Schweizer Skigebieten die Schneelage gut, sagt Peter Berger, Sprecher des Dachverbands Schweiz Tourismus: "Geprägt vom sehr positiven Start, aber auch von den Rahmenbedingungen und den Buchungsständen, schaut die Schweizer Tourismusbranche sehr optimistisch auf diesen kommenden Winter." Es gebe sehr viel Schnee - was die Erwartungen präge. Insgesamt erwarte die Branche ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum vergangenen Winter.
"Ein bisschen mehr als die Teuerung"
Für Skifahrerinnen und Snowboarder wird es allerdings ein teurer Spaß: Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Preis für eine Woche Skiurlaub in der Schweiz um durchschnittlich 25 Prozent gestiegen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics. Für eine Familie mit zwei Kindern werden mit allem Drum und Dran von der Ferienwohnung bis zu den Skipässen in vielen Schweizer Skigebieten für acht Tage mehr als 6.000 Franken fällig. In Saas-Fee im Wallis laut der Studie sogar knapp 8.500 Franken, also fast 9.000 Euro.
Vor allem die Skipässe seien teurer geworden, so Peter Berger. Bei Mehrtageskarten oder Saison-Abonnements habe es einen Preisanstieg von neun Prozent gegeben. "Das ist ein bisschen mehr als die Teuerung, ist aber darauf zurückzuführen, dass gerade die Skigebietsbetreiber von den direkten Mehrkosten im Bereich Energie ganz direkt betroffen sind."
Allerdings kosten die Skipässe nicht immer gleich viel. Die meisten Skigebiete in der Schweiz praktizieren sogenannte dynamische Preise: Unter der Woche, bei schlechtem Wetter oder für Frühbucher sind sie etwas niedriger als zu Spitzenzeiten. Wirkliche Schnäppchen seien aber kaum zu machen, warnte die Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz in der Zeitung "20 Minuten". Bei dynamischen Preissystemen seien letztlich die Skifahrerinnen und Skifahrer die Verlierer und zahlten mehr.
Starker Franken macht den Urlaub teuer
Wer aus Deutschland oder einem anderen Euro-Land in die Schweiz zum Skifahren kommt, dürfte noch ein Problem mehr haben: den starken Schweizer Franken, der die teure Schweiz noch teurer macht. Das spüren besonders die Skigebiete in der Ostschweiz, die laut Schweiz Tourismus "um die wichtigen Tagesgäste aus dem grenznahen Ausland fürchten".
Und auf den Skipisten von Zermatt, St. Moritz oder Davos haben die meisten in diesem Winter wohl keine weite Anreise hinter sich. "Rund 60 Prozent aller Gäste sind Schweizerinnen und Schweizer", so Berger. "Und das bleibt auch so."
Der Schnee ist die Sorge
Skifahren in der Schweiz ist und bleibt also ein exklusives Vergnügen. Und trotz günstigerer Angebote in anderen europäischen Ländern, da ist sich Berger sicher, letztlich konkurrenzlos: "Die Schweiz gilt natürlich immer noch als das Original des Wintersports. Hier wurde der Wintersport erfunden. Und ganz viele Menschen, die Wintersport machen möchten, sagen sich: Wenn, dann am richtigen Ort, in den weltberühmten großen Destinationen." Zudem habe die Schweiz die höchstgelegenen Skigebiete in Europa mit 28 Skigebieten über 2500 Meter.
Jedenfalls im Moment - zum schneereichen Saisonstart in diesem Winter. Auf lange Sicht aber ist der Schnee - weit mehr als Inflation, starker Franken und hohe Energiepreise - die Hauptsorge der Touristiker im Heimatland des Wintersports. "Die größte Herausforderung ist natürlich die allgemeine Situation rund um den Schnee", sagt Berger. "Mit dem Klimawandel verschärft sich das, dass immer ein Wärmeeinbruch möglich ist, dass dann bis hoch hinauf Regen in den Schnee fällt. Diese Unsicherheiten werden zunehmen."
Kathrin Hondl, ARD-Studio Genf
Bis zu 13 Prozent teurere Skitickets in Österreich
Auch in Österreich zeichnet sich ab, dass der Skiurlaub teurer wird als in der vergangenen Saison. "Bei den Skitickets haben wir Preissteigerungen zwischen acht und 13 Prozent, bei den Hotels zwischen acht und zwölf Prozent", sagte Susanne Kraus Winkler, Staatssekretärin für Tourismus im Wirtschaftsministerium, zum Auftakt der Wintersaison in Österreich. "Die genauen Zahlen werden wir erst nach der Saison haben."
Das teuerste Ticket gibt es in dieser Saison am Arlberg in Tirol. Dort kostet der Tag bis zu 75 Euro. Schon in der Vorsaison waren die Preise dort kräftig gestiegen. Insgesamt betrage der Durchschnittspreis nun 56 Euro für den Tagesskipass. Das günstigste Angebot liege bei 33 Euro am Tag. Laut der österreichischen Wirtschaftskammer ist die Saison dennoch besser gestartet als im vergangenen Jahr. Der frühe Schneefall habe zu Buchungen angeregt.
Skifahrer gehen zur Talstation des Kitzsteinhorns in Österreich.
Bereits zu Saisonstart hatte die nationale Tourismusorganisation Österreich Werbung verkündet, mit mehr Wintertouristen als im vergangenen Jahr zu rechnen. Sie hatte rund 10.000 Menschen in den zehn wichtigsten Herkunfsländern, darunter Deutschland, befragen lassen. Das Ergebnis laut Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger: "20 Millionen Menschen planen höchstwahrscheinlich einen Österreich-Winterurlaub. Das sind drei Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Auch die Buchungslage ist schon sehr gut."
Gäste achten eher auf den Preis
Staatssekretärin Kraus-Winkler führt das auch auf die Breite des Angebots in Österreich zurück: "Wir haben von Low Budget bis zu Luxus Skiangebote und das spiegelt sich in der Preisgestaltung wider. Und das Zweite ist, dass wir auch in der Hotellerie vom Privatzimmer bis zum 4- und 5-Sterne-Hotel ebenso alle Preiskategorien anbieten können."
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Buchungszahlen nur noch knapp unter dem Vor-Pandemie-Niveau gelegen. Allerdings: Die Wirtschaftskammer in Österreich stellt in den ersten Wochen eine erhöhte Preissensibilität fest. Viele Gäste konsumierten etwa in Hotels weniger. Die Geschäftsführerin von Österreich Werbung rechnet zudem damit, dass manche Gäste ihre Urlaubsdauer verkürzen - oder günstigere Hotels wählen könnten.
Fabian Mader, ARD-Studio Wien