Absatzprobleme in Frankreich Aus Wein wird Industrie-Alkohol
Rückläufiger Weinkonsum hat in Frankreich zu Absatzproblemen und Übermengen geführt. Die Regierung will nun Millionen Hektoliter vom Markt nehmen und ihn zur Herstellung von industriellem Alkohol nutzen.
Frankreich hat die bekanntesten Weinanbaugebiete der Welt - ausgerechnet Wein von dort soll nun teilweise zu Industriealkohol verarbeitet werden. Die Regierung wolle in diesem Jahr 160 Millionen Euro für die Destillation überschüssiger Weine aufwenden, teilte das Agrarministerium in Paris mit. Damit sollen die Winzer unterstützt werden, die unter mangelndem Absatz leiden. In diesem Jahr könnten etwa 2,5 Millionen Hektoliter destilliert werden.
Aus Wein wird Desinfektionsmittel und Parfüm
In Frankreich hatte es zuletzt während der Corona-Pandemie Hilfen zur Destillierung überschüssigen Weins gegeben. Damals wurde der Alkohol unter anderem zur Herstellung von Desinfektionsmitteln benutzt. Destillierter Alkohol kann auch zum Herstellen von Parfüm oder Bioethanol verwendet werden. Die Mittel für das Destillieren sollen zur Hälfte von der EU kommen. "Wir müssen neue Konsumenten gewinnen und am Image des Weins arbeiten", sagte Bernard Farges, Vorsitzender des nationalen Winzerverbandes.
Weniger Rotwein-Konsum
Insbesondere geht es um Rotwein aus der Region Bordeaux. Betroffen sind in geringerem Maße auch die Anbaugebiete Languedoc und das Rhônetal. Als Grund für die Absatzprobleme nannten die Winzer den rückläufigen Rotweinkonsum. Vor 70 Jahren hätten die Franzosen durchschnittlich 130 Liter im Jahr getrunken, heute seien es nur noch 40 Liter, so Jérôme Despey, Generalsekretär des Landwirtschaftsverband FNSEA. Auch die Inflation wird als Grund angegeben: 2022 seien die Verkäufe von Rotwein im Supermarkt um 15 Prozent zurückgegangen. Der Export nach China sei wegen der Corona-Krise ebenfalls eingebrochen.
Stilllegungsprämien gefordert
Viele Winzer beklagen eine strukturelle Überproduktion und fordern Stilllegungsprämien. Das Herausreißen von Weinstöcken soll bezuschusst werden, um die Anbauflächen der Nachfrage anzupassen. Im Département Gironde will ein Winzerverband 15.000 Hektar stillegen und verlangt dafür eine Prämie in Höhe von 10.000 Euro pro Hektar. Langfristig müsse Frankreichs Weinsektor sich auf die nötigen Anpassungen an den Klimawandel als auch an die sich wandelnde Nachfrage im Inland und bei Exportkunden einstellen, teilte das Agrarministerium mit. Die Regierung werde beim Erstellen einer Strategie helfen.