Häuser und Wohnungen Wohnimmobilien verteuern sich kräftig
Die Preise für Wohnungen und Häuser in Deutschland sind im ersten Quartal des Jahres erneut um mehr als zehn Prozent gestiegen. Mittelfristig erwarten Experten jedoch ein Ende des Immobilienbooms.
Häuser und Wohnungen in Deutschland haben sich das vierte Quartal in Folge um mehr als zehn Prozent verteuert. Allerdings scheint sich der Preisanstieg etwas zu verlangsamen. Im Zeitraum Januar bis März 2022 stiegen die Preise für Wohnimmobilien im Schnitt um 12,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen mitteilte.
Binnen eines Jahres lag die Steigerungsrate zum vierten Mal hintereinander über der Marke von zehn Prozent. Gegenüber dem Vorquartal verteuerten sich Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser allerdings im Schnitt nur noch um 0,8 Prozent. "Damit deutet sich eine leichte Abschwächung der Dynamik an", erklärte die Wiesbadener Behörde. Im dritten Vierteljahr 2021 waren die Preise für Wohnimmobilien noch um 4,1 Prozent und im vierten Quartal 2021 um 3,1 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorquartal gestiegen.
Wohnen in Städten deutlich überteuert
Die Bundesbank warnt seit längerem vor zunehmenden Gefahren auf dem deutschen Immobilienmarkt angesichts steigender Preise. In den Städten lägen sie zwischen 15 und 30 Prozent über dem Niveau, das durch die längerfristigen wirtschaftlichen und demografischen Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint, betonten die Notenbanker etwa im Februar. Die Corona-Krise habe die Tendenz erheblich verstärkt.
In der Pandemie hat der Trend zum Homeoffice das Interesse an Wohnraum auf dem Land angekurbelt. Doch während die Nachfrage groß ist, ist das Angebot von Wohnimmobilien gleichzeitig knapp. Dieser Nachfrageüberhang treibt die Preise nach oben.
Angesichts steigender Bauzinsen, teurer Baustoffe und anhaltender Lieferengpässe erwarten einige Experten nach mehr als zehn Jahren aber eine Abschwächung des Immobilienbooms in Deutschland. Besonders wegen der steigenden Zinsen könnten sich immer mehr Leute den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht mehr leisten.
Nachfrage nach Kauf-Immobilien bricht ein
So brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im ersten Quartal 2022 binnen Jahresfrist um 17 Prozent ein, wie das Online-Portal Immoscout24 kürzlich ermittelte. Experten der Bank LBBW rechnen vor allem dann mit einer Preiskorrektur, wenn die Zinsen weiter kräftig steigen, während die Wirtschaft nicht vom Fleck kommt. Dann seien Preisrückgänge von 20 bis 25 Prozent möglich.
Inserate für Wohnimmobilien zum Kauf stehen mittlerweile auch länger online als im Vorjahr, da es für Verkäufer schwieriger sei, Abnehmer zu finden. Stattdessen suchen wieder deutlich mehr Menschen nach Immobilien zur Miete. "Diese Entwicklungen könnten sich mittelfristig dämpfend auf die Preisentwicklung auswirken", sagte ImmoScout24-Geschäftsführerin Gesa Crockford. Mehrkosten für Käufer durch höhere Zinsen könnten dadurch zumindest etwas abgefedert werden.
Angebot stockt weiter
Trotz der Abkühlung liegt die Nachfrage nach Kauf-Immobilien allerdings nach wie vor deutlich über dem Niveau von Ende 2019 und damit vor der Corona-Krise. Zudem dürfte das Angebot angesichts des stotternden Wohnungs- und Hausbaus in nächster Zeit kaum größer werden.
So sind die Aufträge der deutschen Baubranche im April nach dem vorangegangenen Rekordmonat so stark eingebrochen wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Die Bestellungen im Bauhauptgewerbe fielen um 16,4 Prozent niedriger aus als im März. "Einen größeren Rückgang gegenüber dem Vormonat hatte es zuletzt im November 2012 gegeben mit minus 20,1 Prozent", teilte das Statistische Bundesamt mit.
Dabei müsse allerdings berücksichtigt werden, dass der von vielen Großaufträgen geprägte März den höchsten jemals in einem Monat gemessenen Wert beim Auftragseingang aufgewiesen hatte. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Aufträge jedoch deutlich um 9,7 Prozent. Die Baubranche leidet derzeit unter Lieferengpässen und massiv steigenden Preisen für viele Baustoffe. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine Ende Februar hat diese Entwicklung noch verschärft.