Pilotprojekt in Chile Mit rauen Winden zu eFuels
In Südchile geht eine Pilotanlage an den Start, auf der mit Hilfe von Windenergie und Wasserstoff klimaneutraler Treibstoff hergestellt werden soll. Porsche, Siemens und die Bundesregierung wollen so fernab Deutschlands Klimaneutralität vorantreiben.
In der Provinz Magallanes in Südchile, wo unzählige Inseln der Küste vorgelagert sind, bläst ganzjährig ein starker Wind. Jahrelang interessierte das kaum jemanden - schließlich liegt Magallanes abgelegen vom Rest Chiles und vom Rest der Welt. Doch im Zuge ambitionierter Klimaschutzziele hat Deutschland ein Auge auf die raue Küstenregion geworfen und hofft, dort einen Teil seiner Strategie der Klimaneutralität umsetzen zu können.
Millionenförderung durch Bundesregierung
Noch sind es wenige Windräder, die sich dort an der Küste drehen. Doch bald schon sollen es 700 sein und jede Menge Strom erzeugen. Das deutsche Projekt nennt sich "Haru Oni". Es handelt sich laut den Betreibern um die weltweit erste kommerzielle Produktionsanlage für synthetische, CO2-neutrale Kraftstoffe.
Siemens und Porsche haben das Projekt maßgeblich vorangetrieben und feierten gestern den Spatenstich. Auch die Bundesregierung schießt Mittel hinzu, damit "grüner Wasserstoff und dessen Folgeprodukte mit Technologien Made in Germany nachhaltig produziert werden können", wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier es formuliert. Von den Investitionskosten der ersten Phase in Höhe von 35 Millionen Euro kommen 8,2 Millionen Euro vom Bund.
Siemens baut die Windräder in Chile, die den Strom dafür liefern, um per Elektrolyse Wasser in die Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. Aus dem so gewonnenen Wasserstoff wiederum wird anschließend klimaneutraler Kraftstoff erzeugt. 2022 sollen auf diese Weise 130.000 Liter der sogenannten "eFuels" produziert werden. Danach soll die Anlage schrittweise wachsen.
Kapazität soll bis 2026 stark wachsen
Die Betreiber rechnen nicht damit, vor 2025 mit grünem Wasserstoff Geld zu verdienen. Bis 2026 soll die Kapazität auf 550 Millionen Liter ausgebaut werden. Ab dem Jahr 2030 könnte ein Porsche dann, wenn er nicht elektrisch fährt, von einem klimaneutralen Verbrennungsmotor angetrieben werden.
Das Problem der eFuels ist die Energieeffizienz. Diese bleibt bislang um ein Vielfaches hinter dem Wirkungsgrad von batteriebetriebenen Fahrzeugen zurück. Die Hoffnung ist, dass sich die Energiebilanz verbessert, wenn eFuels vermehrt an Orten auf der Welt produziert werden, wo regenerative Energien im Überfluss vorhanden sind - so wie in Chiles stürmischem Süden.
Doch bis es soweit ist, wird es dauern. Für den Anfang soll der von Deutschland auf der Südhalbkugel klimaneutral produzierte Sprit vor allem im Motorsport oder in den Kundenzentren von Porsche eingesetzt werden. Denn es fehlen noch immer effiziente internationale Lieferketten, damit später zum Beispiel der Schwerlastverkehr großflächig mit eFuels versorgt werden kann. Zumindest auf die konstanten Winde in der rauen Küstenregion Magallanes aber kann man sich jetzt schon verlassen.